Die Welt schaut mit Sorge auf die USA, wo die politische Polarisierung immer gefährlichere Ausmaße annimmt. Während sich in den USA dieser Hass in einer regelrechten Schlacht entlädt – angetrieben von US-Präsident Trump höchstpersönlich – erleben wir hierzulande mehr als nur Vorboten eines ähnlichen Kulturkampfs, der von der AfD und rechten Medien befeuert wird. Dass dabei eine Journalistin wie Dunja Hayali zur Zielscheibe widerwärtiger Morddrohungen wird, ist kein Zufall, ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie eng diese Entwicklungen miteinander verknüpft sind und wo ahayuch hierzulande die Entwicklung geht.
Die Vorfälle um Charlie Kirk in den USA
Der Mord am US-amerikanischen Rechtsextremisten Charlie Kirk bei einer Kundgebung an der Utah Valley University hat die USA in Aufruhr versetzt. Nur wenige Minuten nach den tödlichen Schüssen verbreiteten sich Videos und Bilder des Vorfalls – teilweise in Nahaufnahme und expliziter Darstellung – rasant auf sozialen Plattformen wie X, TikTok, Instagram und YouTube, wo sie Millionen von Menschen erreichten. Einige Nutzer berichteten, unfreiwillig mit den verstörenden Aufnahmen konfrontiert worden zu sein und sich traumatisiert zu fühlen.
Die großen Plattformen versuchten mehr oder weniger konsequent, die Inhalte zu moderieren, indem sie Warnhinweise vorsahen oder Videos löschten. Doch die Reichweite expliziter Gewalt war immens, und viele Inhalte blieben stunden- oder tagelang online. Insbesondere X machte es viel zu leicht, das Attentatsvideo zu sehen, und selbst TikTok verbreitete es massiv. Plattformen wie X unter Elon Musk sind zu unmoderierten Echokammern geworden, in denen rechtsextreme Gruppen mobil machen. Die mangelnde Regulierung und Überwachung dieser Plattformen helfen dabei, Desinformation und Hass zu verbreiten.
Trump & Co.: Der politische Gebrauch des Mordes
US-Präsident Trump nutzte die Tat sofort, um seine politische Agenda voranzutreiben. Er stilisierte Kirk zum „Märtyrer der Wahrheit und Freiheit“ und veranlasste, dass Flaggen auf Regierungsgebäuden auf Halbmast wehen sollten . Ohne Beweise wurden „radikale Linke“ für den Mord verantwortlich gemacht. In den USA ziehen einige Kommentatoren den Vergleich zur Verherrlichung von Horst Wessel durch die Nationalsozialisten. Trumps Sprache diente nicht der Kritik, sondern der Vernichtung: Er will Gegner nicht kritisieren, er will sie vernichten – und sagt das auch so“, schreibt Florian Harms auf T-Online. Und: „Die gefährlichsten Glaubenskrieger der Gegenwart kommen nicht aus Kabul oder Bagdad, sondern dank Social Media aus Washington und Utah.“
Kritische Stimmen werden stumm geschaltet, wie beispielsweise im Fall Kimmel, beziehungsweise Medien zensieren sich in vorauseilendem Gehorsam devoter Grundhaltung gleich selbst. So von wegen Meinungsfreiheit, die Trump und seine Freunde immer fordern. In den nächsten Wochen ist zu erwarten, dass weitere Medien gleichgeschaltet und Kommentatoren entlassen werden. Noch signifikanter dürfte die Gleichschaltung von TikTok sein, sobald der US-Teil vom Trump-Freund und Oracle-Besitzer Larry Ellison beherrscht wird, ein weiter Broligarch in der Riege der Trump-Unterstützer.
AfD stilisiert Kirk hoch – Weidel und TikTok im Bundestag
Doch auch hierzulande stoßen bestimmte Kräfte in dieses Horn. Im Bundestag wird Kirk als konservativer „Verteidiger der Werte“ gefeiert – allen voran von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel, die diese Rede gezielt für TikTok inszeniert: „Er war ein Konservativer, ein gläubiger Christ, ein mutiger Verteidiger der Werte, für die auch ihre Partei vor langer Zeit einmal stand,“ so Alice Weidel, in der Generaldebatte zu Friedrich Merz.
Die Bundestagsbühne wurde wieder einmal zur Social-Media-Bühne für digitale Inszenierungen der AfD, die emotionalisieren und spalten und vor allem auf jüngere Menschen abzielen, um diese zu radikalisieren. Fakten, Differenzierung und korrekte Inhalte sind…egal.
Wer war Charlie Kirk?
Jeder Mord, auch der an Charlie Kirk ist zu verurteilen. Darüber darf es keine Diskussionen geben. Doch wer war eigentlich diese Charlie Kirk wirklich? Charlie Kirk war nicht nur ein Konservativer, irgendein Aktivist. Der Gründer der ultrarechten Organisation „Turning Point USA“, die mit circa 100 Millionen Dollar Jahresumsatz junge Menschen mit rassistischen, queerfeindlichen und antisemitischen Inhalten indoktrinierte, war ein Vertrauter von Donald Trump .
Kirk diffamierte Martin Luther King, bezeichnete Abtreibung als „schlimmer als den Holocaust“ und verbreitete einerseits antisemitische, andererseits islamfeindliche Verschwörungstheorien. Obwohl Kirk ziemlich alle rechtsradikalen Propaganda-Botschaften aktiv verbreitete, verharmlosten viele Medien (wie auch eine Frau Weidel und ihre Parteifreunde) Kirks menschenverachtende Ideologie; so wurde er als „konservativ“ oder „kontrovers“ bezeichnet, ohne seine wahren Einstellungen zu benennen.
Dunja Hayali: Differenzierte Kritik wird zur Zielscheibe
Während das US-Geschehen tobt, erfährt in Deutschland die von mir sehr geschätzte Journalistin Dunja Hayli das volle Ausmaß digitaler Hetze. Dunja Hayali betonte im ZDF heute journal, dass Kirks Ermordung nicht zu rechtfertigen sei, auch wenn seine Ideologie menschenverachtend und radikal sei. Dieser klare Standpunkt rief eine der „widerwärtigsten Hasskampagnen der letzten Zeit“ hervor, ausgelöst durch rechte Medien und offizielle AfD-Kanäle. Rechte Medien wie NiUS schnitten Hayalis Aussagen gezielt falsch zusammen und unterstellten ihr, den Mord zu relativieren.
Auf offiziellen AfD-Seiten wurden Hasskommentare mit Mord- und Gewaltdrohungen gepostet: „Erschieß sie!“, „Erstich sie!“, „Verbrenn die Dreckslesbe!“. Die offenen Drohungen blieben häufig unmoderiert – offensichtlich Teil einer Strategie, kritische Stimmen einzuschüchtern. Hayali zog sich vorübergehend zurück, ein Zeichen für den „Silencing-Effekt“ in der heutigen Medienlandschaft.
Rechtsradikalisierung des Netzes in Deutschland
Die rechte Szene nutzt insbesondere soziale Medien, um Hass und Lügen zu verbreiten. Parteien wie die AfD profitieren von algorithmisch begünstigter Verbreitung ihrer radikalen Inhalte und haben digitale Räume besetzt, in denen sie mit emotionalen und spaltenden Themen einen „Dauer-Kulturkampf“ führen.
Wenn es darauf ankommt, schrecken sie vor keiner Schuldzuweisung und keiner plumpen Verzerrung und Lüge zurück. Darüber sollte man sich im Klaren sein, auch wenn Weidel und Konsorten aus taktischen Gründen manchmal Kreide fressen, um eher bürgerlich-konservative Kreise für sich zu gewinnen. Alles reine Taktik, wie der Fall Kirk zeigt. Wenn es hart auf hart kommt, ist die menschenverachtende und hasserfüllte Fresse der Rechtsradikalen sofort wieder zu sehen und zu hören. Medien wie NIUS, „Tichys Einblick“ und manches Springer-Medium tragen durch verzerrte Berichterstattung und bewusste Irreführung zur Hassdynamik bei.
Hass im Netz – Gewalt im realen Leben
Diese zunehmende Verrohung des Diskurses im Netz durch Hate Speech, senkt sowohl in den USA als auch in Deutschland gefährlich die Hemmschwelle für reale Gewalt. In den USA gibt es klare Zusammenhänge zwischen radikaler Online-Rhetorik und einem Anstieg extremistischer Gewalttaten: Der Gouverneur von Utah schrieb kürzlich, soziale Medien hätten „bei jedem einzelnen Attentat und Attentatsversuch der vergangenen Jahre eine direkte Rolle gespielt“. Zur Hasskampagne gegen Dunya Hayali schreibt der Volksverpetzer: „Wer so enthemmt über Mord fantasiert, senkt die Hemmschwelle für tatsächliche Gewalt“
In Deutschland sieht die Lage ähnlich aus: Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ zeigt, dass 76% der Nutzer:innen befürchten, dass digitale Hassrede die Gewalt im echten Leben anheizt. Dort, wo Hass im Netz schillert, wächst die Bereitschaft, Gewalt als legitimes Mittel zu betrachten. Die diffuse Grenze zwischen digitalem Angriff und realem Übergriff droht so wegzubrechen – eine Entwicklung, die unmittelbar demokratische Gesellschaften destabilisiert und dringend bekämpft werden muss.
Konsequenzen für Deutschland: Was jetzt zu tun ist
Der digitale Kulturkrieg, der in den USA in brutalen Angriffen und einer offenen Eskalation gipfelt, ist längst kein weit entferntes Spektakel mehr, sondern ein bitterer Weckruf auch für Deutschland. Es geht darum, jetzt aktiv zu werden: Wir müssen das Menschenfeindliche, den Hass und die wirtschaftspolitische Konzeptlosigkeit, wofür die AfD steht, klar benennen und anprangern. Ich möchte das Wort Brandmauer gar nicht verwenden. Die offene Gesellschaft muss sich ihrer Feinde erwehren.
Die digitale Propagandapartei AfD steht für die systematische Verbreitung von Hass, Hetze und antidemokratischer Propaganda, die gezielt Minderheiten ausgrenzt, demokratische Werte angreift und mit schlecht getarnter Radikalität unsere Demokratie zerstören will und eine autoritäre Gesellschaftsordnung anstrebt.
Doch auch die sogenannten etablierten Parteien müssen endlich lernen, wieder näher an den Bürgerinnen und Bürgern zu sein. Auch wenn das Argumentieren manchmal schwer fällt, müssen sie raus aus ihren Parteibüros, den Leuten zuhören und emotional, wie auch sachlich überzeugen. Das ist sicher nicht einfach, aber ihre verdammte demokratische Pflicht. Und sorry, liebe Lokalpolitikerinnen und -politiker. Mit dieser Aufforderung seid ihr bestimmt nicht primär gemeint.
Gleichzeitig fordert die Situation die konsequente Anwendung des Digital Services Act (DSA), damit Social-Media-Plattformen ihre Verantwortung wahrnehmen und Hass, Hetze sowie Desinformation endlich effektiv eindämmen. Gerade scheint es so, dass die EU und die nationalen Regierungen aus Angst vor Trumps Zolldrohungen einknicken. Wir können uns einfach nicht mehr leisten, dass unsere Demokratien durch Propaganda auf den US-Plattformen und TikTok weiter destabilisiert werden. Das kommt uns teurer als seine Zölle.
Medienkompetenz darf keine Randnotiz sein, sondern muss gerade in Schulen und im Ehrenamt ausgebaut werden, damit wir alle die Mechanismen der digitalen Welt verstehen und ihr aktiv Paroli bieten können. Solidarität ist kein Nice-to-have, sondern Verpflichtung: Opfer rechter Hetze wie Dunja Hayali brauchen unseren Schutz und unseren Rückhalt, ebenso wie jede kritische Stimme, die sich gegen diese Brandstifter erhebt.
Ignorieren oder Wegschauen ist keine Option
Nochmals: Es ist eine klare und unmissverständliche Benennung der AfD als rechtsextreme Partei notwendig – Verharmlosungen helfen niemandem und schwächen nur unsere demokratischen Werte. Deutschland steht an einem Scheideweg, und eines ist klar: Ignorieren oder Wegschauen ist keine Option mehr. Gemeinsam müssen wir für eine demokratische, freie Gesellschaft eintreten – digital und analog, laut und entschlossen.


Kommentar verfassen