Das Finanzamt, die neue Jugendstudie und das Netz als Hühnerbatterie vollgedröhnt mit Bots und KI

Wochenschau links breit

Hier nun Teil 2 meiner Wochenschau. Weiter geht es damit, dass ich mich nochmals über die deutsche Verwaltung und Bürokratie aufrege. Diesmal geht es um Besteuerung. Das Finanzamt hat den Hauptentwicklern des offenen, sozialen Netzwerks Mastodon die Gemeinnützigkeit aberkannt. Die gründen deshalb in den USA eine Gesellschaft. Welch ein Eigentor, welch eine Kurzsichtigkeit.

Finanzamt treibt Mastodon in die USA

Die deutsche Mastodon gGmbH betreibt mit Mastodon die derzeit wichtigste Software im Fediverse, dem offenen Gegenmodell zu den zentralisierten Plattformen aus den USA und China, und mit mastodon.social einen der größten Instanzen im Fediverse. „Innovation made in Germany“, so Markus Reuter. Dieses Netzwerk wird vom größten Teil der deutschen Politik einfach ignoriert. Man postet weiter kräftig auf Twitter, Threads, Instagram, Facebook und TikTok. Nur Reichweite zählt bei (den meisten) Parteien, Politikern und ihren Beratern. Da macht man halt einfach auf X weiter, egal was Musk dort so durchgehen lässt und von sich gibt.

Doch hätte es das Fediverse mit seinem offenen Ansatz zumindest verdient, dass es auch „bedient“ wird – und wenn „nur“ als Zeichen, dass man Open Source und offene Strukturen unterstützt. Interessiert aber den größten Teil „der Politik“ nicht – einige wenige Leuchtturmpolitkerinnen und -politiker ausgenommen, die Haltung und Rückgrat zeigen.

Wie kann man es soweit kommen lassen? Nun hat also das Finanzamt der Mastodon gGmbH die einmal gewährte Gemeinnützigkeit entzogen und ganz sicherlich gibt es mindestens einen Paragraphen, mit dem man das begründet. Doch Markus Reuter merkt zu Recht an, dass man hier schon lange ein modernes Modell an Gemeinnützigkeit jenseits vom Trachtenverein für gemeinnützige Open Source-Projekte hätte umsetzen müssen. In die digitale Zukunft wird allerdings nicht gedacht, ein klares Versagen der letzten Regierungen, nicht nur der Ampel. Deutschland, armes, nicht digitales, geschweige denn weitsichtiges Vaterland.

Zu viele junge Menschen derzeit für die AfD

Bauchschmerzen macht mir auch die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, die wieder erschienen ist. Demnach herrscht gerade bei den Jungen Pessimismus wegen steigender Preise, teuren Wohnraum, Kriegs, Klima, Altersarmut, zu vielen Flüchtlingen, den Zusammenbruch des Rentensystems und noch einigem mehr.

Egal ob man nun die viel zitierten 22 Prozent, die bei einer Parteipräferenz die AfD angegeben haben, oder aber eine bereinigte Zahl nimmt: Die Zahl derer, die derzeit auf die Rechtsextremen abfahren ist einfach zu hoch. Der Stern schaut der traurigen Wahrheit ins Gesicht:

Deutschland hat ein generationenübergreifendes und strukturelles Rassismusproblem. Die Studie stellt dies erneut eindrucksvoll unter Beweis. Potenzial für rechtes und rechtsextremes Gedankengut gibt es nicht nur am Stammtisch und im Altenheim, sondern auch auf den Schulhöfen und in den sozialen Medien.

Quelle: Junge Menschen wählen AfD – das ist leider nicht nur Protest (Meinung) | STERN.de

Viele Junge fallen im Netz, insbesondere auf TikTok, auf die Parolen und Lügen der AfD herein. Doch auch im Alltag kommen „Erfahrungen“ hinzu, von die nehmen mir meinen Arbeitsplatz weg bis hin zu der schnappt mir die deutschen Mädels weg. Bei 30 Prozent herrscht das Gefühl, Flüchtlinge würden besser behandelt als Deutsche … Das spricht für sich selbst. Hier muss dringend etwas geschehen, damit junge Menschen wieder auf die demokratische Seite wechseln. Ob die bestehenden Parteien das hinbekommen?

Links – Lesempfehlungen

Social Media & Verlage: Wer sich für Medien und Social Media interessiert, dem sei dieser Newsletter von Martin Fehrensen empfohlen. Er passt zu vielen Aussagen die Lars und ich, in ktuellen Folgen von zu Journalismus, Verlagen und TikTok getroffen haben:

TikTok verändert die Medienwelt deshalb so radikal, weil die Macher mit einem Konzept gebrochen haben, das fast 20 Jahre lang das Internet strukturiert hat: das Follow-Prinzip.
Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Dekade: der Dekade von Recommended Media und damit auch dem Tod der Follower.

Quelle: Herausforderungen

Traffic im Netz: Thomas Gigold greift in seinem Blog eine Studie von Thales zum Thema Traffic im Netz auf: So sind Large Language Modelle – das, was hinter den KI Systemen steht – in hohem Maße für den Datenverkehr verantwortlich, weil die das Netz nach Informationen und Lehrmaterial abgrasen. Einen weiteren hohen Anteil haben schlichtweg Angriffe über Bots. Die Thales-Experten erwarten, dass der Bot-Traffic in Zukunft den Anteil an durch Menschen verursachen Traffic überholen wird.

Gesundheitswesen: Ein Lob erntet der für seine Schrulligkeit gelegentlich Spott erntende Karl Lauterbach von Florian Harms auf T-Online. Nachdem die CDU-geführten Bundesregierungen der vergangenen Jahre das Pflegesystem verantwortungslos heruntergewirtschaftet hätten, ziehe Lauterbach seine Reformen im Gesundheitswesen mit bemerkenswerter Konsequenz durch.

Windkraft: Noch ein Trauerspiel deutscher Politik, besonders dem dumpfen Verhalten einiger Politiker und Parteien. Wir könnten schon heute deutlich mehr durch Wind erzeugte Energie nutzen, wenn man nur die Leitungsengpässe in den Süden beseitigen würde.

Internet: Zum Abschluss noch der Hinweis auf ein längeres Essay von Maria Farrell, Robin Berjon mir dem Titel „Wir müssen zurück zum wilden Internet“, das auf netzpolitik.org erschienen ist.

Unsere Online-Räume sind keine Ökosysteme, auch wenn die Technologie-Unternehmen dieses Wort lieben. Sie sind Plantagen – hochkonzentrierte und kontrollierte Umgebungen, die eher mit industriellen Rindermastanlagen oder Hühnerbatterien zu vergleichen sind, die die darin gefangenen Lebewesen in den Wahnsinn treiben.

Quelle: Essay: Wir müssen zurück zum wilden Internet

Diesmal ein etwas wildere mit Ideogram.ai erstellte Grafik nach dem Prompt A surreal and thought-provoking collage in the style of Salvador Dali, combining various elements to create an intriguing visual narrative. The wind turbine stands tall in the background, spinning with a sense of endless energy. The Mastodon network, an open-source social networking platform, is depicted as a flock of digital birds taking flight. The Internet is illustrated as a vast, interconnected web of colorful lines and nodes, with data traffic represented by a stream of small, energetic creatures scurrying through it. Laying hen batteries are portrayed as elegant, futuristic structures with glowing, golden eggs, symbolizing the potential of renewable energy. Dull-eyed right-wing radicals appear as masked figures, each holding a single, dim candle, representing their diminishing influence. In the center of the collage, German Health Minister Karl Lauterbach is shown as a prominent

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