Hirnforscher Wolf Singer zur natürlichen Krisenphase der sozialen Medien: Meinungen können zum Guten und zum Schlechten beeinflusst werden

Hirnforscher Wolf Singer bringt es in einem Interview mit der FAZ auf den Punkt und in die richtige Perspektive:

Klar, wir haben immer, wenn etwas Neues eingeführt worden ist, geunkt, und es gab unmittelbar danach eine Phase der Krise. Aber irgendwann, nach zwanzig oder dreißig Jahren, gewöhnt sich der Mensch daran, lernt mit den Nachteilen umzugehen und sie zu vermeiden und konzentriert sich auf die positiven Aspekte. Natürlich ist jeder Fortschritt janusgesichtig. Ohne den Buchdruck hätten sich die Thesen Luthers nicht so schnell und weit verbreiten können, und der Dreißigjährige Krieg wäre vielleicht nicht ausgebrochen. Dasselbe gilt für die neuen sozialen Medien. Meinungen können zum Guten und zum Schlechten beeinflusst werden. Aus Studien wissen wir: Wenn zwanzig Prozent einer Gruppe sich zusammentun und hinreichend kohärent agieren, kann das am Ende dazu führen, dass sie die ursprüngliche Mehrheit zum Kippen bringen.

Zum Guten, wenn es etwa darum geht, den extremen Klimawandel zu verhindern, oder zum Schlechten, wenn sie rechten Populismus fördern. Momentan gehen wir mit den digitalen Medien durch diese Krisenphase.

über Hirnforscher Wolf Singer über Lesen und Digitalisierung – FAZ

Wir mögen uns derzeit in einer Krisenphase der sozialen Medien befinden. Das entbindet uns aber nicht davon, für freie Meinungsäußerung und die möglichen positiven Möglichkeiten durch soziale Medien zu kämpfen.

(Stefan Pfeiffer)

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4 Kommentare zu „Hirnforscher Wolf Singer zur natürlichen Krisenphase der sozialen Medien: Meinungen können zum Guten und zum Schlechten beeinflusst werden“

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