Auf Stern.de sind gerade einige interessante Beiträge zum Thema Datenschutz erschienen. Lesenswert und zitierwürdig, finde ich. Marc Al-Hames von Cliqz sagt beispielsweise:
Um es mal ganz klar zu sagen: Facebook und Google machen nur das, was absolut notwendig ist. …
Die machen sich nicht ihr eigenes Geschäft kaputt.
Deutlicher kann man es nicht sagen. Und auch ich habe das Fragezeichen in meinen Augen:
Ich frage mich ständig, warum die Leute das alles noch mitmachen.
Der Hamburger Hamburger Datenschützer Johannes Caspar fordert in seinem Gespräch mit dem Stern konsequenteres Datenschutzverhalten von Politikern, ich füge hinzu, von uns allen ein:
Wer öffentlich immer wieder zu Facebook kritisch Stellung bezieht, sollte dort keine Fanpage betreiben und damit dafür sorgen, dass die Marktstellung und Datenvorherrschaft einer monopolartigen Plattform durch das eigene Zutun noch gefestigt wird.
über Johannes Caspar: “Google verfügt über eine riesige Überwachungsmaschinerie“ | STERN.de
Doch es gelingt mir nicht einmal im persönlichen Umfeld, die meisten Bekannten und Freunde von einer Abkehr von Facebook, WhatsApp oder Google Search zu überzeugen. Es gelingt allgemein mehrheitlich nicht, “die Leute” von den Datenkraken weg zu bekommen, denn
- sie glauben ja nichts zu verbergen zu haben,
- sie sind bequem und genießen den Komfort,
- sie sind nicht ausreichend aufgeklärt über die Datenschutzproblematik,
- sie glauben “das System” von innen bekämpfen zu können und zu müssen (wie es mein Freund Gunnar versucht),
- alle anderen sind ja auf WhatsApp oder Facebook und man hätte keinen Kontakt mehr mit ihnen,
- es keine Alternativen gibt oder zu geben scheint,
- viele glauben, es ist eh schon zu spät und ihre Daten sind schon überall,
- es interessiert einfach nicht,
- …
[Schickt mir Eure Begründungen, warum “die Leute” oder Du nicht von den Plattformen weggehen/weggeht. Die einleuchtenden Gründe füge ich ein.]
Ist es also wirklich so, wie Marc sagt, dass “die Politik” handeln muss, damit persönliche Daten besser geschützt werden? Müssen wir also “die User” zu ihrem Glück zwingen?
Nachtrag: Sowohl in dem Interview mit Marc Al-Hames wie auch mit dem Hamburger Datenschützer Johannes Caspar werden Facebook, Google und Apple (das vergleichsweise gut weg kommt) behandelt. Eine weitere immer bedrohlichere Datenkrake – Amazon – kommt unglücklicherweise nicht in gebührendem Maße vor. Caspar erwähnt immerhin Alexa. Amazon spielt meiner Ansicht nach in der gleichen Liga wie Facebook und Google und weiß mehr über uns, als wir denken …
#Amazon ist längst mehr als "nur" der größte Onlineshop der Welt: Kaum ein Unternehmen weiß derart viel über uns wie Amazon. Der Konzern sammelt jede Menge Daten und Informationen – ist aber selbst nicht sonderlich auskunftsfreudig. #dataprivacy – https://t.co/I0zMVQveP1
— Stefan Pfeiffer (@Digitalnaiv) June 13, 2019
Nachtrag II – 14. Juni 2019
Da ist mir doch das Interview mit Katharina Nocun – ebenfalls auf @Sternde erschienen – durchgeflutscht. Daraus noch ein schönes Zitat:
Wenn diverse EU- und Bundestagsabgeordnete sehen würden, was diese Unternehmen alles über sie als Person gespeichert haben, müssten wir viele Datenschutzdebatten gar nicht mehr führen. Dann würden schnell grundsätzliche Verbote kommen.
Hmm, würde das “den/die gemeine Bürger/in” auch so schockieren, dass sie besagte Dienste nicht mehr nutzen?
(Stefan Pfeiffer)
Bild von Andrew Martin auf Pixabay