Ein Kessel Buntes: Lehrende wegen Ostereier:innen-Suche denunzieren. Und mehr …

Wochenschau links breit

Denkt man, dass man in Ruhe Ostereier suchen gehen kann, so kommt ein Söder daher. Der ruft nun aktiv zum Denunzieren auf, „wenn gar nichts geht, dann einfach eine E-Mail ans Kultusministerium“. So hat er es im Bild-Talk – wo sonst – gesagt und Lehrerinnen und Lehrern dienstrechtliche Konsequenzen angedroht. „Als ob es im Bildungswesen keine anderen Sorgen gäbe“, bemerkt Volker Quaschning vollkommen korrekt.

Södern: Aufforderung zum Denunziantentum statt Gelassenheit und Toleranz

Ich habe es schon vergangene Woche geschrieben. Mir wäre etwas weniger Hysterie und mehr Gelassenheit recht. Die haben wir in Deutschland nicht mehr: „An der Gender-Debatte lässt sich auch gut erklären, was es bräuchte, um das Problem zu entschärfen: nämlich die Bereitschaft, der anderen Seite zuzugestehen, dass es völlig in Ordnung ist, es anders zu machen als man selbst“, schreibt Ralf Heimann dazu auf Altpapier. Dann sähe es eben nicht ganz so einheitlich aus. Aber vielleicht bilde das eher die Wirklichkeit ab.

Ich stimme zu: Bei manchen Themen würde uns gerade in diesen Zeiten der Polarisierung eine größere Gelassenheit und vor allem Toleranzgut stehen. Nicht jede und jeder, der gendert, will die deutsche Sprache und Kultur vernichten. Und diejenigen, die Leserinnen und Leser schreiben, können durchaus nicht-binäre Personen respektieren.

Apple und Google angezählt? Wirklich?

Auf meinem Homeground, der IT-Branche, sind mir zwei Berichte ins Auge gesprungen, beide im FAZ D:Economy-Newsletter vom 29. März 2024, in denen zwei Konzerne angezählt werden, die die Branche in den vergangenen 25 Jahren dominiert haben: der iPhone-Gigant und der Suchmaschinendominator, der sogar ein eigenes Verb geprägt hat. Warum ist das der Fall? Beide werden vor allem durch die Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz herausgefordert.

Die Redaktion schreibt von Schicksalsjahren für Apple, das einerseits mit Klagen und Strafen zu kämpfen, vor allem aber generative KI verschlafen habe. Die Konsequenz: Apple hat den Platz an der Spitze der wertvollsten Unternehmen an Microsoft verloren und könnte sogar Rang 2 bald an NVIDIA abgeben. Schauen wir, wie Apple auf der Anfang Juni auf seiner Entwicklerkonferenz reagiert, ob gar die Google-KI Gemjni auf den iPhones laufen wird. Eine Allianz zwischen Apple und Google, das hätten wenige erwartet. Obwohl ja schon im Bereich Suchmaschine auf iPhone und iPad schon viel Geld zwischen den Konzernen fließt.

Einfach fragen: Die natürlichere Art zu suchen

Genau die Google Suche zählen die Redakteure der FAZ ebenfalls an: Können Tools wie Perplexity.ai, die statt vieler Links den Suchenden einer von der KI geschriebene Antwort liefern, die Suche revolutionieren? Die Folgen für das uns bekannte Internet wären erheblich: „Google als zentraler Verkehrsknotenpunkt könnte viele Profinutzer verlieren, viele Internetseiten würden entsprechend Google-Traffic verlieren und die ganze Industrie der Suchmaschinenoptimierer müsste umdenken.“

Aber wird Google nicht selbst auf diese Entwicklung reagieren, bevor die einige Felle, besser „Dollares“, davon schwimmen? Die Art, wie wir suchen, wird sich auf jeden Fall verändern. Wer der künftige Platzhirsch sein wird, wage ich nicht zu prognostizieren. Zu früh abschreiben würde ich Google nicht.

Zur Suche mit Perplexity.ai: Mir ist es sehr sympathisch, meine Suchanfragen in natürlicher Sprache eingeben oder aufsprechen zu können. Die Ergebnisse waren bisher bis auf eine Ausnahme immer gut. Ich werde Perplexity.ai weiter testen. Ob ich und viele andere Privatanwender allerdings bereit wären, $ 200 im Jahr zu zahlen? Und schon stellt sich die Frage, wie sich das Unternehmen finanzieren will.

Trump-Anhänger im Kaufrausch

Und er hat die Woche erneut Schlagzeilen gemacht: das „Trumpeltier“. Dessen Trump Media & Technology Group (TMTG) ist an die Börse gegangen und die Aktie beendete ihren ersten Handelstag an der Wall Street mit einem Plus von 16 Prozent bei 57,99 Dollar. Und das obwohl das einzige Produkt, Trumps X-Konkurrent TruthSocial in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres 49 Millionen Dollar Verlust, wie Wirtschaftswoche und Handelsblatt berichten. „Sobald der Kaufrausch unter den Trump-Anhängern nachlässt, werden die Anleger dazu gezwungen, sich eingehender mit den Fakten auseinanderzusetzen,“ so eine Börsenexpertin. Trotzdem erschreckend.

Nachtrag: Siehe meinen Kommentar unten zu den verheerenden Verlusten der Trump-Aktie am 1.4.2024.

Umwelt: Artensterben als Bedrohung

Themenwechsel: Über Flipboard bin ich die Tage auf ein lesenswerter Intervoew im Standard gestoßen. Im Interview erklärt die deutsche Biologin Katrin Böhning-Gaese , warum wir über das Artensterben mindestens genauso häufig und genauso intensiv sprechen sollten wie über den Klimawandel: „Beim Klimawandel geht es letztlich darum, wie wir als Menschheit in Zukunft auf der Erde leben, beim Artensterben, ob wir als Menschheit überleben werden.“ Ohne eine biologische Vielfalt kann auch die Menschheit nicht überleben, so die Biologin.

Die Bauern werden nicht gerne hören, was in Europa die Hauptursachen für das Artensterben sind: die intensive Landwirtschaft, Schädlingsbekämpfungsmittel, Monokulturen, fehlende Hecken und Rückzugsgebiete.

Aber ist ja alles wieder nur grüne Spinnerei.

Umwelt: Der geliebte deutsche Rasen und der mähfreie Mai

Beim Artikel „Wetten, Sie mähen im Mai“ von Birgit Ochs in der FAZ – wohl noch nicht online, Link folgt – habe ich mich sofort schuldig gefühlt, denn auch ich habe gedüngt, Löwenzahn ausgestochen und „Unkräuter“ gezupft, um „unseren deutschen Rasen“ zu pflegen. Alles umsonst übrigens, denn die benachbarten Wiesen haben konsequent verhindert, dass ein makelloser englischer Rasen wuchs. Gut so. Wir haben hoffentlich dazu gelernt und unterdessen umgestellt. Mäh-, Blüh- und „Unkrautinseln“ dominieren neben einem abgestorbenen Baum unsere Wiese. Wir finden, es sieht gut aus, und wir können trotzdem noch Boule spielen.

Doch der „gemeine Deutsche“ sieht den Rasen als Herzstück an, leider, so Birgit Ochs: „Wetten, dass dem Aufruf zum mähfreien Mai (No Mow May) deshalb nur wenige folgen werden? Seinen Rasen braucht der Mensch nämlich selbst. Zum Fußballspielen, zum Sonnen und Grillen. Nach all der Plackerei will man sich im Garten auch mal erholen. Hohes Gras stört da, leider.“

Infos zum mähfreien Mai gibt es natürlich bei vielen Umweltverbänden … und bei Stiehl, bekannt unter anderem als Anbieter von Rasenmähern.

Christian Streich: Der letzte Humanist, den der Mainstream noch kennt

Zum Abschluss noch ein Zitat aus der FAZ (€) vom 24.3.2024, die Christian Streich, den Noch-Trainer des SC Freiburg, wie folgt würdigt: „Vielleicht verabschiedet sich im Mai der letzte Humanist, der nicht nur in einer Nische, sondern auch im breiten Mainstream wahrgenommen wurde.“

Beim Titelbild hätte ich wieder böse und politisch werden können: Ein Trump, der böse hinter dem Osterhasen hinterher ist, ein Söderlein, der sich von Denunzianten die Namen gendernder Lehrer ins Ohr flüstern lässt. Ich habe mich für die friedliche österliche Version entschieden. Euch allen ein friedliches Osterfest. Der Prompt für Ideogram.ai orientiert sich an den beiden Umweltthemen dieser Wochenschau und lautete: Create a picture of a flowering meadow in the sunshine with an Easter bunny nibbling on dandelions, bees, insects, flowers and Easter eggs and the sign „Wochenschau“., photo, wildlife photography.


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4 Antworten zu „Ein Kessel Buntes: Lehrende wegen Ostereier:innen-Suche denunzieren. Und mehr …”.

  1. Thomas Wedel

    Danke für Deine wie immer scharf- und tiefsinnigen Worte zur Woche, lieber Stefan. Frohes Osterfest!

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    1. Danke, lieber Thomas. Euch auch ein frohes Osterfest

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  2. Nachtrag zum Kaufrausch rund um das „Trumpeltier“: heise online u.a. Medien berichten über verheerende Geschäftszahlen bei Truth Social: Die Aktien von Trumps Firma sind demzufolge abgestürzt.

    Am Montag (1.4.2024) wurde publik gemacht hat, dass allein 2023 ein Verlust von 58 Millionen US-Dollar angehäuft wurde. Daraufhin ist der Aktienkurs von fast 60 $ auf 48,66 eingebrochen – das bedeutet einen Rückgang um mehr als 21 Prozent. Damit ist auch fast der komplette Zugewinn seit dem Börsengang vor einer Woche verloren, die Anteile von Trump sind statt der 6 Millarden $ jetzt noch 3,8 Milliarden $ wert. Verkaufen darf er sie im Moment eh nicht.

    https://www.heise.de/news/Verheerende-Gesc

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  3. Glückwunsch zum Lernerfolg in Sachen Rasen! Ich konnte nie recht nachvollziehen, warum man so einen arbeitsintensiven Bodenbewuchs im Garten haben will. Wiese und Wildkräuter sind auch so viel interessanter und die Insektenwelt hat mehr davon! Und wie du sagst: Wo man drauf rumläuft, verhindert der Bewuchs auch kein Spiel!

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