Connector, Kommunikator, Super Julian – alle haben es immer gewusst

Wochenschau links breit

Ich erinnere mich noch gut daran, wie gefühlt alle geschimpft haben, als Julian Nagelsmann Kai Havertz im November 2023 erstmals als Linksverteidiger aufgestellt hat. Alle, sowohl die sogenannten Experten wie auch die Millionen privaten Bundestrainer. Jetzt ist plötzlich alles anders. Nun loben wir alle Julian Nagelsmann in den Himmel, quasi bester Bundestrainer ever. Und alle haben es eigentlich schon immer gewusst. Natürlich. Nur geschrieben oder gesagt haben sie es vor einigen Monaten nicht, scheint mir. Es ist das Mediengeschäft, es ist das Fußballgeschäft.

Gefühlt alle Medien feiern ihn. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung feiert ihn am 22. Juni als Connector: „Nagelsmann ist ein Connector. Er kann mit dem Boulevard- und mit dem Fachpublikum. Mit den Dorf- und mit den Stadtbewohnern.“ Florian Harms ruft ihn auf T-Online gar in puncto Kommunikation als echten „Leader“ und Vorbild für Olaf Scholz aus:

Dieser Typ ist ein hervorragender Kommunikator – sowohl in der Spielerkabine als auch auf Pressekonferenzen, wie gestern Nachmittag wieder zu vernehmen war: Er redet so klar, dass ihn sogar Zeitgenossen verstehen, die vom Fußball nur mitbekommen, dass da zwei Rudel Jungmillionäre zwischen zwei Kästchen hin und her wuseln. Nagelsmann kann aber noch viel mehr: Komplexe Situationen vermag er blitzschnell zu analysieren und darauf zu reagieren; wenn nötig, ändert er seine Taktik in einem Spiel gleich mehrfach.

… Welten liegen zwischen diesem Führungsstil und dem des maulfaulen Eigenbrötlers im Kanzleramt.

Julian Nagelsmann: Das kann Kanzler Olaf Scholz vom Bundestrainer lernen

Eigentlich könne Scholz Klartext reden. Aber er tue das nur im vertraulichen Gespräch, bei dem er nicht fürchten müsse, dass seine Sätze auf TikTok, Facebook und den anderen Dumpfbackenplattformen durch den Kakao gezogen würden. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass auch Angela Merkel in der Öffentlichkeit auch immer sehr „staatstragend“, weniger Klartext redend kommuniziert hat. Muss auch am Job liegen.

Doch zurück zu Nagelsmann. Ich wünsche ihm und der Nationalmannschaft nur das Beste, sprich möglichst den Titel. Der Weg dahin ist aber noch lang und mit schwereren Brocken als bisher gepflastert. Mal schauen, was all die Experten und Bundestrainer schreiben, wenn es mal nicht so läuft, man sich so durch wurstelt oder gar ausscheidet. Nicht so gute Spiele und Leistungen gehören erfahrungsgemäß auch auf dem Weg zu einem Titel dazu. Ich drücke unterdessen natürlich die Daumen und schaue mir das Spiel gegen die Schweiz heute auf Kreta in meiner Lieblingskneipe an, im deutschen Trikot von 1954.

Nachrichtenkonsum: Erstmals Internet vor TV

Und noch der Hinweis auf zwei Studien zum Themen Nachrichten- und Medienkonsum, auf die ich vergangene Woche gestoßen bin. Der Reuters Digital News Reports berichtet, dass das Internet für die Mehrheit der Befragten in Deutschland vor dem Fernsehen die wichtigste Nachrichtenquelle geworden ist. Doch bevorzugen viele Deutsche weiterhin Online-Nachrichten von traditionellen Medienanbietern wie TV, Radio und Print.

Elon Murks X ist nach wie vor die wichtigste Plattform für Journalisten, aber TikTok hole schnell auf, so ein anderer Befund des Reuters Reports 2024.
Plattformen wie YouTube und Instagram seien stark für polarisierende, meinungsstarke Medienpersönlichkeiten. Tja, wie kriegen wir nur Journalisten, Politker und Unternehmen runter von X?

15 Minuten Tagesschau versus 30 Sekunden TikTok-Video

Der Pilot Radar mit Fokus Nachrichten konstatiert den Deutschen ein konstant hohes Interesse an Nachrichten, wobei die Informationsquellen vom Alter abhängen. Traditionelle Medien bleiben beliebt, vor allem aufgrund der älteren Bevölkerungsstruktur. 65 Prozent der 18-29-Jährigen nutzen häufiger Online-Kanäle und Social Media wie YouTube und TikTok für Nachrichten und stehen vor der Herausforderung einer Balance zwischen journalistischer Sorgfalt, Aktualität und ‚Snackability‘ des Contents.

Etwa die Hälfte der Deutschen hört nach Bericht weiter Radio, ein Drittel liest Zeitungen/Magazine. Nachrichten werden konsumiert, aber die Art, wo dies geschieht (traditionelle Medien versus Social Media) und wie tiefgehend und vertrauenswürdig diese Nachrichten sind, ändert. Oder anders und zugespitzt formuliert: 15 Minuten Tagesschau versus 30 Sekunden TikTok-Video.

Eigentlich sollten der Julian und der Olaf im Bild erscheinen. Nicht nur kennen die US-AI’s oft deutsche Charaktere nicht. Auch ist ideogram.ai unterdessen auch politisch korrekt und bekannte Persönlichkeiten werden nicht mehr karikiert. Trotzdem habe ich das Bild genommen, das mit folgendem Magic Prompt erstellt wurde: A powerful cinematic illustration that contrasts the worlds of sports and politics in Germany. On the left, we see Julian Nagelsmann, the German national soccer coach, passionately communicating with his soccer team. Surrounding him are positive symbols, such as speech bubbles and motivational icons, signifying teamwork and unity. On the right, Federal Chancellor Olaf Scholz stands aloof in front of a group of politicians and citizens, with question marks and symbols of dissatisfaction, indicating a lack of connection and understanding. An arrow points from Nagelsmann to Scholz with the inscription ‚Copy‘, implying a desire for more inspiring leadership in politics. The German flag is subtly incorporated into the background, tying the two contrasting scenes together., cinematic, photo

Comments

Eine Antwort zu „Connector, Kommunikator, Super Julian – alle haben es immer gewusst”.

  1. Bei Julian dachte ich eher an Assange, aber Fußpilz äh Fußball geht natürlich in Deutschland immer vor.

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