Software makes the world go around – oder eben nicht. Diese Erfahrung musste ich in den vergangenen Tagen an verschiedenen Stellen machen, was natürlich Zweifel an der Qualität der Programmierung auch an mancher Cloud-Lösung genährt hat. Die Ausfälle dieses Jahres, von aktuell Cloudflare über AWS und Microsoft Azure, tragen das ihre dazu bei. Was ist mir alles passiert?
Wenn Klischees bestätigt werden – die Software des ID.3
Seit wenigen Tagen haben wir unseren VW ID.3 und sind eigentlich sehr zufrieden. Die Verarbeitungsqualität hat sich seit meiner ersten Testfahrt vor ziemlich genau 5 Jahren deutlich verbessert. Es fühlt sich jetzt an, wie in einem VW. Doch ein Vorfall hat dann doch wieder Zweifel geweckt. Ihr ahnt es schon: die Software-Qualität, über die ja auch schon so viel geschrieben wurde.
Ich konnte keine Software über das Infotainment des ID.3 laden: Fehlercode ERR_BEN_A0000. Auch über die Volkswagen-App auf dem iPhone hat es nicht funktioniert. Mein lokaler Händler hat sich bemüht, aber keine Lösung gefunden. Die Volkswagen-Kundenbetreuung hat mich nach meiner Anfrage per E-Mail zu meinem Händler geschickt. Kundenservice at its best.
Nach Internet-Recherche, bei der ich feststellen konnte, dass nicht nur ich dieses Problem hatte, und einigem eigenen Experimentieren bin ich dann auf einen Workaround gekommen. Man muss auf https://connect-shop.volkswagen.com/ gehen, sich dort mit der eigenen Volkswagen ID einloggen. Im Shop kann man dann beispielsweise Spotify in den Warenkorb legen und „kaufen“ (kostet nichts). Danach funktioniert der Shop im Infotainment-System und in der Volkswagen App. Vielleicht hilft dieser kleine Beitrag ja dem ein oder anderen unzufriedenen VW-ID-Fahrer …
PV-Anlage: Mysteriöse Nullwerte trotz Sonne
Aber auch an anderen Stellen hat es geknarzt. Die FoxESS-Software, mit der meine PV-Anlage überwacht wird, zeigte plötzlich eine Selbstversorgung von 0 % an, obwohl die Sonne schien und die Batterie mehr als 10 % geladen war. Ein, zwei Tage später wurde dann wieder ein normaler Wert bei der Selbstversorgung angezeigt. Mal schauen, ob es nun weiter „normal“ läuft. Der Lieferant meiner PV-Anlage konnte mir nicht wirklich helfen.
Ebensowenig helfen konnte er, als die Software meiner Keba P40 Wallbox anfing zu spinnen und ich mich nicht mehr in die App und das Portal einloggen konnte. Er verwies mich an Keba. Dort habe ich eine Supportanfrage abgesetzt und nach einigen Tagen kam eine Mail: „Es kam bedauerlicherweise zu allgemeinen Fehlern, die zu Problemen mit der App und dem Portal geführt haben. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass diese Fehler nun behoben wurden.“
Und selbst an der Waage gibt es Probleme
Und schließlich kämpfe ich sogar mit unserer Personenwaage. Die alte Waage hat den Geist aufgegeben und ich habe eine Soehnle-Waage mit Schnickschnack wie Messung des BMI, von Fett, Muskeln und so weiter gekauft. Natürlich braucht man dafür wieder eine App, um die Daten per Bluetooth abzuziehen. Derzeit klappt die Synchronisierung nicht einwandfrei, aber vielleicht wird es noch.
Und was ist die Moral von der Geschichte? Überall hängen wir von Software ab, die lokal auf dem Handy, auf dem Computer oder in der Cloud läuft. Und diese Software ist nicht nur fehleranfällig, wie die Beispiele zeigen. Sie ist in der Regel auch nicht intuitiv oder selbsterklärend. Nun bin ich jemand, der selbst seit vielen Jahren in der Software-Branche arbeitet und sich in viele Dinge reinwühlt. Wenn ich aber mitbekomme, wie viele „Normale“, gerade auch Seniorinnen und Senioren, an der Bedienung scheitern, finde ich das schon sehr bedenklich.
Ein Appell für alltagstaugliche Digitalisierung
Auch überfordert die Flut an Apps jede und jeden. Neben Standardanwendungen wie Messenger, Mail, Kalender usw. hat jedes neue Gerät, jeder Supermarkt, viele Geschäfte, Urlaubsanbieter oder Ladestationen eine eigene App, die man oft installieren muss, um die Services zu nutzen. Wie soll man da den Überblick behalten oder sich gar merken, wie man welche App bedient?
Mir scheint, momentan fährt der Zug hier nicht in die richtige Richtung: fehlerhafte Software, undurchsichtige Bedienung und die Flut verschiedener Apps erschweren das digitale Leben für Normalbürgerinnen und -bürger oft mehr, als dass sie wirklichen Nutzen bringen.


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