Abstract digital artwork inspired by Kandinsky and Bauhaus: geometrische Formen repräsentieren Geräte des digitalen Alltags: quadratische Blöcke für Apps, kreisrunde Symbole für Cloud-Dienste, Dreiecke für Fehlermeldungen. Einige Formen sind zerbrochen, andere halb durchsichtig, einige schweben chaotisch übereinander. Farbschema: warme Gelbtöne gegen kühl gebrochene Blau- und Grautöne. Stimmung: leise Überforderung im digitalen Alltag. Format 16:9, no text.

Vom ID.3 bis zur Waage: Wie uns Software das Leben oft schwerer macht – statt leichter

Software makes the world go around – oder eben nicht. Diese Erfahrung musste ich in den vergangenen Tagen an verschiedenen Stellen machen, was natürlich Zweifel an der Qualität der Programmierung auch an mancher Cloud-Lösung genährt hat. Die Ausfälle dieses Jahres, von aktuell Cloudflare über AWS und Microsoft Azure, tragen das ihre dazu bei. Was ist mir alles passiert?

Wenn Klischees bestätigt werden – die Software des ID.3

Seit wenigen Tagen haben wir unseren VW ID.3 und sind eigentlich sehr zufrieden. Die Verarbeitungsqualität hat sich seit meiner ersten Testfahrt vor ziemlich genau 5 Jahren deutlich verbessert. Es fühlt sich jetzt an, wie in einem VW. Doch ein Vorfall hat dann doch wieder Zweifel geweckt. Ihr ahnt es schon: die Software-Qualität, über die ja auch schon so viel geschrieben wurde.

Ich konnte keine Software über das Infotainment des ID.3 laden: Fehlercode ERR_BEN_A0000. Auch über die Volkswagen-App auf dem iPhone hat es nicht funktioniert. Mein lokaler Händler hat sich bemüht, aber keine Lösung gefunden. Die Volkswagen-Kundenbetreuung hat mich nach meiner Anfrage per E-Mail zu meinem Händler geschickt. Kundenservice at its best.

Nach Internet-Recherche, bei der ich feststellen konnte, dass nicht nur ich dieses Problem hatte, und einigem eigenen Experimentieren bin ich dann auf einen Workaround gekommen. Man muss auf https://connect-shop.volkswagen.com/ gehen, sich dort mit der eigenen Volkswagen ID einloggen. Im Shop kann man dann beispielsweise Spotify in den Warenkorb legen und „kaufen“ (kostet nichts). Danach funktioniert der Shop im Infotainment-System und in der Volkswagen App. Vielleicht hilft dieser kleine Beitrag ja dem ein oder anderen unzufriedenen VW-ID-Fahrer …

PV-Anlage: Mysteriöse Nullwerte trotz Sonne

Aber auch an anderen Stellen hat es geknarzt. Die FoxESS-Software, mit der meine PV-Anlage überwacht wird, zeigte plötzlich eine Selbstversorgung von 0 % an, obwohl die Sonne schien und die Batterie mehr als 10 % geladen war. Ein, zwei Tage später wurde dann wieder ein normaler Wert bei der Selbstversorgung angezeigt. Mal schauen, ob es nun weiter „normal“ läuft. Der Lieferant meiner PV-Anlage konnte mir nicht wirklich helfen.

Ebensowenig helfen konnte er, als die Software meiner Keba P40 Wallbox anfing zu spinnen und ich mich nicht mehr in die App und das Portal einloggen konnte. Er verwies mich an Keba. Dort habe ich eine Supportanfrage abgesetzt und nach einigen Tagen kam eine Mail: „Es kam bedauerlicherweise zu allgemeinen Fehlern, die zu Problemen mit der App und dem Portal geführt haben. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass diese Fehler nun behoben wurden.“

Und selbst an der Waage gibt es Probleme

Und schließlich kämpfe ich sogar mit unserer Personenwaage. Die alte Waage hat den Geist aufgegeben und ich habe eine Soehnle-Waage mit Schnickschnack wie Messung des BMI, von Fett, Muskeln und so weiter gekauft. Natürlich braucht man dafür wieder eine App, um die Daten per Bluetooth abzuziehen. Derzeit klappt die Synchronisierung nicht einwandfrei, aber vielleicht wird es noch.

Und was ist die Moral von der Geschichte? Überall hängen wir von Software ab, die lokal auf dem Handy, auf dem Computer oder in der Cloud läuft. Und diese Software ist nicht nur fehleranfällig, wie die Beispiele zeigen. Sie ist in der Regel auch nicht intuitiv oder selbsterklärend. Nun bin ich jemand, der selbst seit vielen Jahren in der Software-Branche arbeitet und sich in viele Dinge reinwühlt. Wenn ich aber mitbekomme, wie viele „Normale“, gerade auch Seniorinnen und Senioren, an der Bedienung scheitern, finde ich das schon sehr bedenklich.

Ein Appell für alltagstaugliche Digitalisierung

Auch überfordert die Flut an Apps jede und jeden. Neben Standardanwendungen wie Messenger, Mail, Kalender usw. hat jedes neue Gerät, jeder Supermarkt, viele Geschäfte, Urlaubsanbieter oder Ladestationen eine eigene App, die man oft installieren muss, um die Services zu nutzen. Wie soll man da den Überblick behalten oder sich gar merken, wie man welche App bedient?

Mir scheint, momentan fährt der Zug hier nicht in die richtige Richtung: fehlerhafte Software, undurchsichtige Bedienung und die Flut verschiedener Apps erschweren das digitale Leben für Normalbürgerinnen und -bürger oft mehr, als dass sie wirklichen Nutzen bringen.

Das Kurzvideo zum Thema


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7 Antworten zu „Vom ID.3 bis zur Waage: Wie uns Software das Leben oft schwerer macht – statt leichter”.

  1. Das Thema scheint in der Luft zu liegen. Auch Bernd Freytag kommentiert die Apps und die Wahlvielfalt in der FAZ:

    „Dinge wollen heute digital gepflegt und konfiguriert werden. Immer weniger ist voreingestellt, immer mehr darf „customized“ werden. In der digitalen Welt mit ihren schier unendlichen Möglichkeiten wird aus der Wahlfreiheit eine zeitraubende Endlosschleife mit höchst zweifelhaftem oder gar keinem erkennbaren Mehrwert: …“
    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/choice-overload-wenn-smarte-produkte-zum-pflegefall-werden-110788636.html

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  2. jazzonbike

    „Das Problem sitzt immer vor Computer/App/Gerät.“ So denken leider noch immer viele Entwickler und versetzen sich nicht in den unbedarften DAU hinein. Infolgedessen werden auch bei Tests bez. Usability und Fehlern nur die vom Entwickler vorgedachten Gut-Fälle abgedeckt und sobald dann ein „normaler“ Nutzer dran ist kracht es schon nach wenigen Klicks. Ich bin ja wie du aus der IT und kann das meist irgendwie umschiffen. Aber im Bekannten- und Verwandtenkreis habe ich das leider auch schon unzählige Male erleben müssen: Verschachtelte Menüs, die ins Nirwana führen, kryptische Fehlermeldungen, schlampige oder falsche Übersetzungen (wenn überhaupt), Hänger, Abstürze, … Vielleicht hilft ja in Zukunft eine KD 😉 , hier die Qualität von Use-Cases und Tests und somit die Qualität der Software zu verbessern.

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    1. So isses. Und ich darf dann in der Familie und bei Bekannten Supporten …

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  3. Die Vernetzungskompetenz von VW ist ein Witz. Mein Geld bekommen die nicht.

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  4. […] Vom ID.3 bis zur Waage: Wie uns Software das Leben oft schwerer macht – statt leichter […]

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  5. […] Manchmal denke ich, ein E-Auto wäre toll. Manchmal denke ich, ein Auto ohne Software wäre noch toller: Vom ID.3 bis zur Waage: Wie uns Software das Leben oft schwerer macht – statt leichter […]

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  6. Stefan

    Naja, ich habe kein Mitleid mit den Kunden die sich einen Kühlschrank, ein Ladegerät oder einen Kopfhörer kaufen wo man ’ne App dazu braucht. Sie sollen in der Hölle schmoren.

    Ist doch klar, dass die Hersteller versuchen werden über diesen Hebel den Gewinn zu maximieren. Wieso sollte das zum Wohle des Kunden sein, Hersteller sind keine Altruisten.

    Auch klar, dass die Lebenserwartung solcher Geräte (10-20 Jahre) nicht zu den Entwicklungszyklen von Apps passt — kein Hersteller kann heute zusagen eine App so lange zu pflegen, hat er auch keine Lust zu. Bei Bose, Sennheiser (beides Kopfhörer) und Victron (Ladegerät) habe ich einfach nachgefragt für wie lange sie die Verfügbarkeit ihrer App für die dann jeweils aktuellen Smartphones garantieren. Nur einer hat geantwortet, sie garantieren nüsht.

    Man könnte ich auch fragen wo die App herkommt. Meist nur aus dem Repository von Apple oder Google. Macht Euch mal klar, dass eine der beiden Firmen der Gatekeeper ist der bestimmt ob, wann, und zu welchem Preis eine App da vertrieben werden kann. Und damit auch der Gatekeeper zwischen Dir und Deinem Kühlschrank. Ich frag mich immer wie man so doof sein kann sich in so eine Abhängikeit zu begeben.

    Wer für 5¢ nachdenkt fragt sich vielleicht ob ein Thermomix oder eine Waschmaschine unbedingt besser wird wenn’s ne App dazu gibt. Sehe ich nicht. Oder eine Deckenlampe die ich über eine App schalten kann? Ich habe Lichtschalter die haben eine Lebenserwartung von 50 Jahren, da kann keine App mithalten. Oder eine Solaranlage, muss die am Internet hängen? Bei meinen Eltern isses so, dass sie zwar eine App haben um sich über Ladezustand und -vorgang des Akkus zu informieren, allerdings holt die App das vom Server des Herstellers wo’s die Solaranlage erst hochgeladen hat. Kein Internet, keine Info von der eigenen Solaranlage. Kann mir keiner erzählen dass das Design nicht absichtlich beschissen ist.

    Doctorow nennt das “enshittification”, ich frage mich warum die Herde das nochimmer nicht gemerkt hat.

    All diesen Mist haben wir nur an der Backe weil die allermeisten Kunden so dumm sind das zu kaufen. Die schaffen einen Markt der den Herstellern groß genug ist sich nicht mehr um die anderen Kunden kümmern zu müssen. Mit anderen Worten: Wegen diesen Kunden (die ich nicht mag, merkt man, oder?) sind die Produkte die ich noch kaufen kann so ein Müll.

    Bei Kopfhörer habe ich AKG genommen, beim Ladegerät Büttner, die Küchengeräte sind auch ohne Internet. Aber Scheiße, mein Auto hängt glaub ich am Netz.

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Hinterlasse eine Antwort zu 25-11-29 Nach West, nach Nord, nach West, nach Ost, nach Nord und jeweils wieder zurück – iberty.de Antwort abbrechen

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