Hitparade International mit Werner Reinke oder hat Radio eine Zukunft?

9vor9 breit

Nostalgie pur bei : Wir blicken zurück, wie wir einmal Radio gehört haben, vor der Record-Taste des Kassettenrekorders sitzend und hoffend, dass der Moderator nicht in den Song hinein quatscht. Ok, Lars musste eher meinen nostalgischen Rückblick auf die Hitparade International des Hessischen Rundfunks inklusive Sound-Schnipseln mit Kultmoderator Werner Reinke und Rodgau Monotones ertragen. Aber wir haben auch über die Zukunft des Radios gesprochen.

Vor mehr als 40 Jahren hing ich jeden Donnerstag am Radio, um die 10 Songs zu hören, die von Zuhörerinnen und Zuhörern in Hessen per Postkarte in die Hitparade International gewählt wurde. Unter den Einsendungen wurde dann auch ein Preis verlost: Man hat die 10 Singles oder LPs der jeweiligen Ausgabe bekommen. Und einmal habe ich wirklich gewonnen und zum Beispiel Love Machine von Supermax und Bend me, shape me von Gilla zugeschickt bekommen.

Werner Reinke, war der Kultmoderator der Hitparade, der heute wieder Samstag morgens eine Sendung moderiert, natürlich mit Songs aus der Zeit. Andere bekannte Namen waren Thomas Koschwitz oder Jörg Bombach, die damals aufgrund ihrer Popularität auch mit der HR Disco über die hessischen Dörfer gezogen sind. Lars war eher der SWF-Hörer, aber er auch hat noch die Tasten am Kassettenrekorder bedient.

Jüngere Generation erreichen

Warum das Thema? Obwohl die Reichweite von Radiosendern immer noch hoch ist – trotz des Aufkommens von Podcasts ist das klassische Radio weiterhin das mit Abstand beliebteste Audioangebot -, gehen viele Experten davon aus, dass das Medium langfristig ins Nichtlineare abwandern wird. Insbesondere bei der Ansprache jüngerer Zielgruppen hat der lineare Rundfunk Herausforderungen, wie alle Studien zeigen. Für Jugendradios wie EinsLive (WDR) oder youfm (Hessen) wird es zunehmend schwieriger, junge Hörer zu binden. Um relevant zu bleiben, müssen Jugendradios deshalb wohl eine starke Community und Markenbindung aufbauen, beispielsweise über Moderatoren.

Digital werden

Doch gibt es ein generelles Generationenproblem: Radio, wie wir es kennen und empfangen, ist wohl für Ältere, für Hörerinnen und Hörer über 50. Wahrscheinlich gehöre ich, der noch im Auto Radio hört, zu einer eher aussterbenden Generation. Es gab mal Zeiten, da war der Radiosender mit den Verkehrsberichte extrem wichtig. Heute finden wir die Staumeldungen im Navigationssystem und auf dem Handy.

60 Prozent der jüngeren Generation hört dagegen Radio über das Internet und immer mehr auf Abruf, also nicht linear. Podcasts und Musikdienste wie Spotify sind Beispiele sind Beispiel für non-lineare, zeitversetzte Nutzung. Mediatheken und Apps, über die Inhalte über das Netz ausgewählt und gespielt werden, gewinnen immer mehr an Bedeutung. #. Es gibt ja auch schon eine ARD Audiothek als App und im Netz mit entsprechenden non-linearen Angeboten, Podcasts und allen Radiosendern der ARD.

Kosten sparen

Alle Anstalten werden diesen Weg ins Digitale gehen und auch ihre Kostenstruktur prüfen müüssen. Beim Hessischen. Rundfunk sollen bis 2028 75% der finanziellen Ressourcen in digitale Angebote fließen. Bislang flossen 75% der Mittel in lineares Radio und Fernsehen. Diese radikale Umschichtung zeigt die wachsende Bedeutung digitaler Formate und die Notwendigkeit, sich auf veränderte Hörgewohnheiten einzustellen. Der HR will und muss seine Radiowellen und Hörfunkangebote reformieren und hat deshalb eine radikale Reform angekündigt.

Digitalisierung ist ein Aspekt, Kostenumschichtung und -einsparungen ein weiterer. Dazu passt beispielsweise auch, dass bei der Entwicklung von Technologie für ihre Mediatheken zusammen geschlossen haben Um beim HR Kosten zu sparen, sollen weniger Inhalte selbst produziert und stärker mit den anderen ARD-Sendern (z.B. im Abend- und Nachtprogramm) zusammengearbeitet werden. Und man will sich beim HR auf die Zeiten fokussieren, in denen die meisten Leute (über 50) Radio hören. Das ist morgens daheim und auf dem Weg zur Arbeit. Mittelfristig sollen einige der Hörfunkwellen eingestellt werden. Drei der sechs „eigenproduzierte Wellen“ werden laut Berichten wohl übrig bleiben.

Regionale Bindung pflegen

Doch was konsumieren wir eigentlich traditionell im Radio oder über die Audio Apps? Natürlich Musik, Nachrichten und gerade im Radio ein Mischform: Magazine mit Musik, dazwischen Interviews und zur vollen oder halben Stunde Nachrichten. Die Inhalte dieser Magazine können global oder deutschland-relevant sein, bei Sendern wie dem HR oder BR haben sie in der Regel auch regionalen oder lokalen Bezug.

Radio spielt als Nachrichtenquelle weiter eine wichtige Rolle, durchaus auch bei knapp der Hälfte der Jüngeren, so der Pilot Radar mit Fokus Nachrichten.

Ein wesentlicher Aspekt der Debatte ist die Rolle regionaler und lokaler Inhalte. Während Musikprogramme oft zentralisiert werden könnten, bleibt die Produktion regionaler Nachrichten und kultureller Beiträge ein wichtiger Anker für lokale Identität und Hörerbindung. Darin liegt ihr besonderer Mehrwert für die Region oder das Bundesland und für viele Zuhörerinnen und Zuhörer. Es wird interessant sein, wie sich das Magazin-Format mit regionalem Bezug entwickeln wird.

tl;dr

Klassisches lineares Radio muss digital werden, damit es nicht nur für die Älteren produziert wird und irgendwann verschwindet. Gerade die jüngere Generation muss technisch und inhaltlich abgeholt werden – und die ist online im Netz und in den Apps. Die Investitionen im Hörfunkbereich werden deshalb ins Digitale umgeschichtet, bestimmte Sendungen und bestimmte werden verschwinden. Regionale Inhalte sind für Anstalten wie den HR zur Hörerbindung wichtig, überregionale Inhalte können gemeinsam in der ARD produziert und genutzt werden.

142 – Über das Radio, dessen Zukunft und Vergangenheit #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Wir reden übers Radio. Warum? Wegen der schönen Erinnerungen vor allem. Wir schwelgen zu Anfang in Erinnerungen an alte Zeiten, die wir mit Kassettenrekorder vor dem Radio verbracht haben, um die Musik aufzunehmen. Es geht aber auch um Zukunft. Denn der Hessische Rundfunk hat eine neue Radiostrategie, die den Sender in die digitale, nicht-lineare Zukunft führen soll. Was das heißt und wie die Zukunft von Radio aussieht – auch darüber sprechen wir heute. Viel Spaß beim Hören.

Die Grafik sieht etwas Harry-Potter-alike aus und wurde wieder mit ideogram.ai und folgendem Prompt erstellt: A nostalgic and cinematic photo of a vintage radio playing Hit Parade International on Hessischer Rundfunk. The radio, with its wooden cabinet and classic design, sits on a table with a stack of cassette tapes nearby. A warm, golden light filters in through the window, casting a nostalgic glow on the scene. In the background, a young man, perhaps the listener from the past, gazes longingly at the radio, representing the changing landscape of radio and its impact on generations. The overall atmosphere is a bittersweet blend of nostalgia and anticipation for the future of radio., cinematic, photo

Und ich konnte mir nicht verkneifen mit Luma Dream Machine noch ein kleines Video zu erstellen:

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