Substituierbar durch KI? Werbetexter/in, Presseonkel/-tante, Journalist/in, Redakteur/in, Schriftsteller/in, Dichter/in …

Künstliche Intelligenz erstellt Inhalte – Naht das Ende der Redakteure, Journalisten, Kuratoren und Autoren? Das habe ich am 30. Juli hier im Blog gefragt. Und jetzt bin ich auf einen Beitrag von Julia Poltavetz unter dem Titel The future of digital marketing: AI vs. human copywriters – How good can AI be at content marketing? gestossen, der mich veranlasst, nochmals nachzulegen.

Julia macht in dem Beitrag deutlich, welche Rolle künstliche Intelligenz in der Werbung spielt. Werbetexte, die von Software geschrieben wird, ist keine Science Fiction mehr sondern Realität. Und die (technologische) Entwicklung geht rasant weiter. Systeme der künstlichen Intelligenz analysieren Texte, Bilder und Videos wesentlich schneller und effizienter als der Werbetexter und -grafiker, so der Artikel.

IBM, for instance, is scaling up its experience in AI-powered advertising and claims that its platform can help advertising agencies adapt their content based on the requirements, needs, and desires of their clients.

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A/B-Analysen sind ein Klacks für die Software. Was gefällt? Was gefällt nicht so sehr? Weitergehend: Was gefällt wem wo (auf welcher Plattform). Welche Begriffe und Grafiken sollten wir verwenden? Wer ist für wen ein Sympathieträger? Diesen Zug wird und sollte man auch nicht aufhalten.

It means that companies get quality content in a fraction of time.

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Die Systeme machen entsprechende Vorschläge und Werbekampagnen können optimiert werden. Data Scientists statt Werbetexter sind also gefragt? Wird dieser Beruf also überflüssig, substituierbar? Qualitätsinhalte von der künstlichen Intelligenz?!

Von wegen. Auch Julia hebt in ihrem Beitrag auf menschliche Kreativität, Originalität und Emotionaliät ab. Dies könne noch kein Computerprogramm leisten. Da sei die Sprache für die Software noch zu komplex, eigen und spitzfindig. Aber machen wir uns nichts vor. Die Grenzen sind fliessend. IBM Watson hat 2016 eine komplette Ausgabe des britischen Marketings-Magazins »The Drum« gestaltet, inklusive Themenauswahl, Suche nach passenden Bildern, Gestaltung der Zeitung und das Verfassens von Texten … Wie emotional und originell das Magazin war, mag jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass immer mehr Publikationen und Dienste von AP bis Bloomberg von künstlicher Intelligenz generierte Vorlagen nutzen, um „Commodity News,“ standardisierbare Nachrichten wie Sportberichte, Infos von den Finanzmärkten oder Quartalsberichte zu produzieren, meist schneller, als ein menschlicher Schreiberling könnte.

Zurück zu den „gefährdeten“ Jobs. Sie unterscheiden sich nach Jobbeschreibung, konkreten Aufgaben und Tätigkeiten abhängig von Branche oder Unternehmen oft deutlich, ja dramatisch.

Werbetexter/in, Pressonkel/-tante, Journalist/in, Redakteur/in, Schriftsteller/in, Dichter/in …

Und die Grenzen zwischen werblichen Inhalten und sachlich-fachlicher Information verschwimmen nicht erst seit heute. Ach ja, wir haben ja auch den (Content) Kurator, der wichtige Inhalte selektiert und kommentiert. Und der CIOKurator ist beispielsweise nicht ganz neutral. Ich bin IBM-er und streue ab und an natürlich Hinweise und Links zu IBM und IBM-Angeboten ein.  ABER – wir sind in dieser Beziehung ja auch auf CIOKurator transparent.

Dies ist kein offizieller IBM Kanal, wird aber von IBM unterstützt. Neben für die IBM relevanten und auf IBM verweisende Beiträge publizieren wir eben auch, wie oben beschrieben, weitere marktrelevante Themen. Jeder Autor verantwortet seine Aussagen und Beiträge.

über Impressum –  CIO Kurator 

Lesenswert zum Thema ist der Beitrag von Karsten Lohmeyer Warum Content Marketing ohne Transparenz (vielleicht) doch nur Schleichwerbung auf Lead Digital. Meine Meinung dazu: Die Leser oder Zuhörer und Zuschauer für dumm zu verkaufen, funktioniert auf mittlere, lange Sicht nicht – hoffentlich.

Nur ist die Zeit längst vorbei, in der Journalisten die einzigen publizierenden Gatekeeper waren. Heute, wo dank digitaler Technologien jeder publizieren kann, sollte es völlig normal sein, dass ein Unternehmen seinen Kunden und der Öffentlichkeit die eigene Sicht auf bestimmte Themen ohne den Filter Gatekeeper vermittelt – etwas, was man in meinen Augen keinesfalls Schleichwerbung nennen sollte, sondern eben (gutes) Content Marketing.

über Warum Content Marketing ohne Transparenz (vielleicht) doch nur Schleichwerbung ist | LEAD

Und ich muss einfach noch diese Definition von Content Marketing nachschieben, auch wenn es den ursprünglichen Rahmen dieses Beitrags sprengt:

Das sollten aber die Ziele von gutem Content Marketing sein: mit inspirierenden Inhalten eine langfristige Bindung zum Kunden zu schaffen, Vertrauen aufzubauen, eine Community zu schaffen.

über Warum Content Marketing ohne Transparenz (vielleicht) doch nur Schleichwerbung ist | LEAD

Und nun zurück zur Selektion und Bewertung, zu (wirklicher) „Content“ Qualität . Kann das eine KI? Könnte oder kann eine KI hier „Qualitätsinhalte“ liefern? Nochmals. Die Grenzen sind auch hier fliessend und die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz entwickeln sich rasant weiter. Und wir werden viele Experimente – und Schlagzeilen darüber sehen.

Trotzdem. Angst sollten wir, die texten und schreiben, meiner Meinung nach nicht haben. Da bin ich wieder beim Punkt meines oben genannten Beitrags: Vielmehr sollten wir schauen, wo uns künstliche Intelligenz assistieren, helfen kann, damit wir bessere, originellere Inhalte und fundierte Bewertungen und auch Meinungen liefern – die unseren Lesern, Zuschauern, Zuhörern und Konsumenten gefallen.

(Stefan Pfeiffer)

Comments

4 Antworten zu „Substituierbar durch KI? Werbetexter/in, Presseonkel/-tante, Journalist/in, Redakteur/in, Schriftsteller/in, Dichter/in …”.

  1. […] sind wir aber auch ganz schnell bei der Frage reine Propaganda (eben auch im Ton) oder transparente Kommunikation. Lesenswert zum Thema der Beitrag von Karsten Lohmeyer Warum Content Marketing ohne Transparenz […]

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  2. […] werden sich differenzieren müssen. Das reine Runterschreiben von standardisierbaren Nachrichten wie Quartals- oder Sportberichten wird …. Die Einordnung aber, wie es um ein Unternehmen steht, wie es zum Wettbewerb positioniert ist und […]

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  3. […] eventuell Geld für den Texter oder die Agentur investiert. Aber es gilt die oberste Regel: Deine Inhalte müssen interessieren. Wer für sich selbst Inhalte produziert, produziert für die Tonne […]

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  4. […] ist Offenheit gegenüber neuen Technologien gefragt. In manchen Fällen wird beispielsweise künstliche Intelligenz Aufgaben des klassischen Texters oder Journalisten übernehmen, aber es mehr als genug Platz für Kreativität, Einordnung, Kommentierung, Strategie und besonders […]

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