Diagnostizieren, operieren und vor allem abrechnen – Was ist mit kommunizieren? Ärzte und Kommunikation bei #9vor9

Es ist sicherlich einer der schockierendsten Aussagen eines Arztes, die in meinem Bekanntenkreis getroffen wurde: „“Wie, Sie leben ja immer noch.“ So sagte es ein Onkologe zu einer Krebspatientin. Die Sache liegt lange zurück, aber das Problem besteht weiter. Das musste ich Ende vergangener Woche wieder erfahren, wo in nicht so einem drastischen Fall mir aber auch sehr schonungslos eine Diagnose verbal um die Ohren gehauen wurde. Wie kommunizieren Ärzte also mit ihren Patientinnen und Patienten? Wie müssten sie kommunizieren. Das ist unser Thema bei .

Einige der Dimensionen haben wir in der Sendung andiskutiert. Ein Thema ist das Medizinerkauderwelsch. Wie jeder Profession hat auch die Medizin ihre eigene mit Fremdwörtern und Fachbegriffen gespickte Sprache. Und dieser Jargon wird natürlich von der Mehrzahl der Ärztinnen und Ärzte verwendet, ohne sie „zu übersetzen“. Da verstehen viele Patientinnen und Patienten einfach nur Bahnhof. Habt Ihr schon mal einen Arztbrief gelesen und wirklich verstanden? Ohne Lexikon geht es wahrscheinlich nicht. Also hier der klare Appell, medizinische Sachverhalte allgemein verständlich zu erklären. Und dessen müssen sich die Mediziner gegenwärtig sein und es wollen und auch können.

Neben der fachlichen Kommunikation ist sicher die menschliche Empathie mindestens genauso wichtig. Gebe ich der Patientin und dem Patienten das Gefühl, ernst und verstanden genommen zu werden. Im Praxis- oder Stationsstress scheint doch mehr die schnelle Massenabfertigung im Vordergrund zu stehen denn ein ausführlicheres Gespräch mit den Kranken. Aber gerade auch diese menschliche Wärme ist extrem wichtig für die Gesundung, wie entsprechende Studien belegt haben.

Doch Kommunikation steht nicht unbedingt im Fokus der medizinischen Ausbildung, wie in diesem Beitrag der FAZ (leider hinter der Paywall) erläutert wird. Die Urologin Irene Marx wird wie folgt zitier

Frage ich junge Menschen, was die Grundvoraussetzung ist, um Arzt zu werden, höre ich , Ein Einser Abi-Schnitt‘. Keiner würde auf die Idee kommen, ,gute Kommunikationsfähigkeit‘ zu antworten.“

Source: Warum Kommunikationstraining bei Medizinern wichtig ist

Ja, der Stress in den Praxen und Krankenhäusern ist gerade in den Pandemiezeiten nochmals gewachsen. Er war schon vorher groß. Und ja, natürlich herrscht ein enormer wirtschaftlicher Druck, das Gesundheitswesen auch wirtschaftlich gesunden zu lassen – worunter oft die Zeit für die Arztgespräche leidet. Jedoch dürfen wir den Anspruch als Patientinnen und Patienten nicht aufgeben, unsere Krankheit oder die Krankheit unserer Verwandten und Lieben verständlich erklären zu lassen. Wie schreibt die FAZ:

Ärzte sind per Gesetz verpflichtet, dem Patienten in verständlicher Weise die Diagnose, die voraussichtliche gesundheitliche Entwicklung, die Therapie und die zu ergreifenden Maßnahmen zu erläutern.

Source: Warum Kommunikationstraining bei Medizinern wichtig ist

<pUnd wir sollten auf diesem Recht bestehen, auch wenn die Doktorin oder der Doktor von unseren Google-Recherchen oder Apothekenumschau-Fachwissen genervt sind. Vielleicht fällt der und dem ein oder anderen Mediziner auch ein, dass sie den Beruf auch gewählt haben, um zu helfen. Vernünftige Kommunikation hilft. Und alles, was mehr Zeit für diese Kommunikation schafft, begrüße ich und ich warte mehr als nur ungeduldig auf die elektronische Patientenakte, die immer wieder ausgebremst wird. Stattdessen faxen wir oder kopieren Arztbriefe DVDs und CDs. Aber das ist anderes großes Fass, das wir bei Gelegenheit mal wieder in aufmachen sollten.

Kommende Woche wird es kein geben, da Lars in den Osterurlaub entschwindet. Wir melden uns dann Ende des Monats wieder.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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