Zeichne mir im Stil von Tamara de Lempicka ein Bild zum Thema Social Media, Twitter, Facebook, Instagram und besonders Mastodon.

Twitter, Facebook, Mastodon & Co: Im Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit, Hate Speech und Netzöffentlichkeit

Es gibt die, die Twitter nach der Übernahme und den Eskapaden von Elon Musk verlassen haben (oder nur noch „zuschauend“ aktiv sind). Es gibt die, die weiterhin nicht auf Twitter verzichten wollen, weil sie dort so wertvolle Informationen bekommen, die sie für ihre Arbeit brauchen. Manche argumentieren auch, dass sie den Radikalen nicht das Feld überlassen wollen. Und überhaupt sei trotz der Maßnahmen von Musk alles nicht so schlimm, hört man nicht selten. Axel Kannenberg schreibt:

Auf die viel beschworene Druckbetankung mit Pech, Schwefel und Verdammnis warte ich immer noch; stattdessen bekomme ich jeden Tag unverändert frische News, interessante Hinweise und kluge Gedanken in Timeline und Listen geliefert. Zusammen mit einem gut gepflegten RSS-Reader ist Twitter nach wie vor das Tool der Wahl für mich, um als Onlinejournalist auf der Höhe des Nachrichtengeschehens zu stehen.

Kommentar: Noch ist Twitter nicht verloren | heise online

Ähnlich wurde und wird auch bezüglich der Meta-Plattformen, insbesondere Facebook, argumentiert. Die, die weg sind, prangern den prangern den mangelhaften Datenschutz an und die Liste der Verstöße ist auch schier endlos, eine never-ending Story. Erst kürzlich hat die irische Datenschutzbehörde (endlich) eine Strafe von 390 Millionen Euro verhängt, weil der Social-Media-Konzern persönliche Daten der Nutzer unzulässig für Werbung genutzt haben soll. Millionen von Anwenderinnen und Anwendern von WhatsApp, Instagram und Facebook stört das offensichtlich nicht. Sie können die Werkzeuge ja kostenlos nutzen, alle Bekannten sind dort und [Ironie an] sie haben ja auch nichts zu verbergen [Ironie aus].

Ich habe mich Ende 2018 von Facebook, Instagram und WhatsApp verabschiedet*, weil mir die Datenskandale und Kommerzialisierung einfach zu viel wurden. Andere beharren auf Ihrem Verbleiben, denn, so Gunnar Sohn:

Wer in der Netzöffentlichkeit irgendetwas bewirken will – in der Unternehmenskommunikation, in der politischen Bildung, bei der politischen Willensbildung, bei der Herausbildung der öffentlichen Meinung – kommt an Facebook und Instagram nicht vorbei, ob einen das passt oder nicht.

Mastodon, berauschte Fürsten, Meta und die Netzöffentlichkeit @hwieduwilt @Digitalnaiv – ichsagmal.com

Ich lasse mal dahin gestellt, welche Rolle Facebook und Instagram für die Netzöffentlichkeit oder die Herausbildung der öffentlichen Meinung spielen, da ich ja schon einige Zeit weg bin und nur hier und da rein schaue, meist wegen der Lokalnachrichten über meinen Wohnort Eberstadt. In meiner Bekanntschaft sind die meist älteren Nutzerinnen und Nutzer eher wegen der Special-Interest-Gruppen oder wegen Vernetzung mit Bekannten und nicht wegen politischer Meinungsbildung oder einer Netzöffentlichkeit dort. Aber ich mag mich täuschen …

Meta und Twitter postulieren Meinungsfreiheit, aber …

Beide Konzerne – auch wenn sie im Kern verschiedene Zielgruppen ansprechen – haben jetzt Donald Trump wieder auf ihren Plattformen zugelassen, natürlich nur im Sinne der Meinungsfreiheit. Nick Clegg, der Politikchef der Facebook-Mutter Meta, schreibt dazu in seinem Blogbeitrag;

Generell wollen wir einer offenen, öffentlichen und demokratischen Debatte über die Programme von Meta nicht im Wege stehen – vor allem nicht im Zusammenhang mit Wahlen in demokratischen Gesellschaften wie den Vereinigten Staaten. Die Öffentlichkeit sollte hören können, was ihre Politiker sagen – das Gute, das Schlechte und das Hässliche -, damit sie an der Wahlurne eine fundierte Entscheidung treffen kann. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Grenzen für das gibt, was die Menschen auf unserer Plattform sagen können.

Ending Suspension of Trump’s Accounts With New Guardrails to Deter Repeat Offenses | Meta

Ganz ähnlich argumentiert auch Elon Musk als Retter der Meinungsfreiheit.

Die Entscheidung von Meta bringt Thomas Kuhn von der Wirtschaftswoche meiner Meinung nach in einem lesenswerten Kommentar auf den Punkt:

Offenbar ist es vielmehr so, dass Meta den Trubel braucht, den Trumps – freundlich formuliert – „kontroverse“ Posts bei Anhängern und Gegnern des Ex-Präsidenten auf den Plattformen auslösen. Je mehr und je länger, desto größer ist die Chance, das Facebook zwischen den Diskussionen rund um Trump Werbung verbreiten und Dank des von ihm verbreiteten Aufruhrs im Netz satte Gewinne einstreichen kann.

Donald Trump: Die Facebook-Mutter Meta hat von Orwell nichts gelernt

Ich wurde nie von Mark Zuckerberg irgendwie in meiner Arbeit behindert, selbst wenn ich extrem kritisch war, schreibt Gunnar Sohn in seinem Beitrag. In dieser glücklichen Situation waren einige amerikanische Journalistinnen und Journalisten nicht, die von Twitter ausgesperrt wurden. Auch auf Insta und Facebook seien Tausende ohne Begründung gesperrt worden, so Thomas Kuhn. Für Trump jedoch scheinen bei Meta (und wohl auch Twitter) andere Regeln zu gelten, frei nach dem Motto von Orwell in Animal Farm „Alle sind gleich, einige aber gleicher“.

Radikale und Hate Speech mal so ausblenden, auch wenn sie da sind

Die Vorgehensweise beider Konzerne scheint derzeit sehr ähnlich zu sein, doch die maßgebliche Motivation hinter dem Handeln sind wohl verschieden: Kommerzielle Interessen bei Meta und was auch immer das Motiv bei Musk sein mag. Bei Elon Musk, der sicher nichts gegen Profit hat, könnte der Wille nach politischer Einflussnahme entscheidend sein. Er ruft sich zum Retter der Meinungsfreiheit und lässt mehr und mehr Rechtsradikale Hetzer wieder auf Twitter zu. Genau solche Themen werden von vielen Journalistinnen und Journalisten, die auf Twitter oder auf Facebook bleiben, in ihrer Argumentation meist ausgeblendet. Ist ja alles so schön bunt hier und warum nicht dafür zahlen?

Da sich ja eh fast nur Journalisten und andere Digital-Berufswichtigtuer hier rumtreiben, die Twitter auch noch für „die Öffentlichkeit“ halten – warum nicht mehr kostenpflichtige Features für diese Zielgruppe?

Kommentar: Noch ist Twitter nicht verloren | heise online

… schreibt Axel Kannenberg in seinem Kommentar. Der rechtsradikale Dreck und Hate Speech kommen bei ihm offensichtlich nicht an. Und ja, wer gezielt filtert, der bekommt den radikalen Schmutz und Hass nicht mit und ab. Das ist übrigens auch in meiner Twitter-Timeline so, da ich nur „meiner Blase“, einer Liste manuell ausgewählter Personen und Institutionen, folge. Deshalb stören oder behelligen mich die Spinner selten und wenn, dann blocke ich sie. Man kann also Twitter durchaus nutzen, ohne mit dem Dreck in Kontakt zu kommen.

Aber ist das nicht zu kurz gedacht? Ist es denn egal, dass die Öffnung für rechte Hetzer immer mehr Schmutz zu denen spült, die leichter manipulierbar sind? Das einfach auszublenden, halte ich für gefährlich und falsch. Da ziehe ich den Hut vor denen, die sich mit der rechten Blase aktiv auseinandersetzen (müssen) und deren Hass-Tiraden und realen Bedrohungen ausgesetzt sind. Das muss man aushalten können und wollen. Ferda Ataman oder Dunya Hayali sind nur zwei Beispiele, wo vor allem Frauen massiv bedroht werden. Den Hass und den Radikalismus auf den Plattformen aber einfach mal so auszublenden, ist jedoch etwas kurz gesprungen.

Das Experiment Fediverse: Alternativentwurf aktiv mitgestalten

Jede und jeder muss seinen Weg im sozialen Netz finden oder gegebenenfalls aussteigen, wie es beispielsweise Henning Uhle gerade tut. Ich finde gerade das Fediverse und Mastodon als dezentral organisiertes soziales Netzwerk, ein Gegenentwurf zu den zentral und kommerziell aufgestellten Plattformen Twitter und Facebook/Instagram, höchst spannend. Wie schreibt es Martin Holland so schön, es wird gerade ausgehandelt, wie es auf Mastodon künftig aussehen soll:

Das nächste große soziale Netzwerk kann also aktiv mitgestaltet werden und wo ist das schon möglich? Es bleibt spannend und es lohnt sich reinzuschauen.

Kommentar: Der Peak von Mastodon ist nicht erreicht, es geht erst richtig los | heise online

Genau das interessiert mich, trotz sehr vieler kontroverser, manchmal ermüdenden Diskussion rund um die weitere Entwicklung von Mastodon. Auch auf Mastodon sind nicht nur tolerante Personen unterwegs. Und viele derer, die schon länger dort aktiv sind, schauen sehr skeptisch auf die, die sind und ganz offensichtlich das Fediverse verändern (wollen). Mastodon ist und wird hoffentlich nie eine Kopie von dem sein, was Twitter war und heute ist. Wenn, dann sollte es um einen dezentralen Gegenentwurf gehen und noch ist der Ausgang offen, ob das Fediverse mittelfristig eine relevante Rolle als Teil der politischen und Netz-Öffentlichkeit spielen wird.

Das Experiment hat gerade begonnen. Und vielleicht ist das Fediverse auch für den ein oder anderen Verlag interessant. heise zumindest berichtet, „dass über Mastodon trotz der deutlich geringeren Zahl an Followern fast genau so viele Besucher und Besucherinnen auf heise online kommen wie über Twitter“. Gut, es ist heise, eine Plattform vor allem für IT-Interessierte und Techies, von denen viele im Fediverse unterwegs sind. Aber warum sollte das nicht für andere Publikationen, Verlage und Journalisten funktionieren, wenn immer mehr Institutionen und Wissenschaftler dort aktiv werden?

Wir streiten über Twitter, Mastodon & Co: Die Jungen sind wo anders

Tja, so führen meist wir, die alten weißen Männer, die Diskussion um die Zukunft des Fediverse, von Twitter, Facebook und Insta. Und die Jungen haben mehrheitlich noch nie von Mastodon gehört. Twitter ist ihnen vielleicht ein Begriff, aber sie sind wo ganz anders. Ob und wie wir die von Tiktok, Insta oder Snapchat weg bekommen können und was eine valide Alternative wäre, das diskutieren wir Alten nicht. Da sind wir wahrscheinlich wenig kompetent und noch weniger engagiert. Stattdessen schmoren wir in unserem Saft. Aber vielleicht ist das ja auch ganz normal so.

* Meine Blogbeiträge werden noch automatisch auf Facebook veröffentlicht. Darüber hinaus bin ich nicht aktiv.

** Die Titelgrafik wurde von OpenAI Dall E-2 generiert nach der Anweisung: „Zeichne mir im Stil von Tamara de Lempicka ein Bild zum Thema Social Media, Twitter, Facebook, Instagram und besonders Mastodon.“ Das System weigerte sich, ein Bild mit Elon Musk zu generieren. Dies verstoße gegen die Content Policy.

*** Auch Chat GPT, die textorientierte KI von OpenAI, habe ich getestet. Die Anforderung war: „Mache mir mehrere Vorschläge für ansprechende, plakative, provokative Überschriften zu diesem Blog-Beitrag.“ Hier die vorgeschlagenen Überschriften:

  1. „Warum Twitter trotz Skandalen und Eskapaden von Elon Musk noch nicht verloren ist“
  2. „Facebook und Instagram: Ist der mangelhafte Datenschutz den Nutzen wert?“
  3. „Meinungsfreiheit oder Ausnutzung von Schwachstellen: Trump’s Rückkehr auf Twitter und Facebook“
  4. „Kann man als Onlinejournalist ohne Twitter noch auf dem Laufenden bleiben?“
  5. „Facebook, Instagram und WhatsApp: Ist der Preis für den Datenschutz zu hoch?“
  6. „Twitter und Facebook: Zwischen Meinungsfreiheit und Verantwortung“
  7. „Facebook und Instagram: Wie wichtig sind sie für die Herausbildung der öffentlichen Meinung?“
  8. „Twitter, Facebook und Datenschutz: Wie weit geht die Verantwortung der Plattformen?“
  9. „Twitter und Facebook: Ist die Meinungsfreiheit in Gefahr?“
  10. „Facebook und Instagram: Wie viel Datenschutz müssen wir opfern, um vernetzt zu sein?“

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