Desinformation

Herausforderung: Immer mehr Desinformationskampagnen #9vor9

Desinformationskampagnen in sozialen Medien haben laut verschiedener Studien in den letzten Monaten stark zugenommen. Hinter solchen Kampagnen stand und steht sehr oft Russland, das laut einer Untersuchung der EU-Kommission auf den großen Social-Media-Plattformen seine Aktivitäten mithilfe kremlfreundlicher Konten zwischen Januar und Mai 2023 ausgebaut hat. Über alle Plattformen hinweg sei das Engagement um 22 % gestiegen, auf X, vormals Twitter, sogar um 36 %. Doch auch China spielt eine gewichtige Rolle in punkto Desinformation. Grund genug, diese Thematik bei zu besprechen.

Desinformationskampagnen und die Wahlen 2024

Schon zu Zeiten von Fake News-Präsident Trump, danach zu Corona-Zeiten und jetzt im Ukraine-Krieg wird versucht, die öffentliche Meinung in den USA und Europa zu beeinflussen und zu polarisieren. Und es könnte angesichts an stehender Landtagswahlen in Deutschland und der nahenden Präsidentschaftswahl in den USA noch schlimmer werden, wie Felix Kartte von der Nichtregierungsorganisation Reset anmerkt: „Das kann nächstes Jahr ziemlich hässlich werden, wenn die Plattformen nicht ernsthafte Anstrengungen unternehmen, Desinformation einzudämmen“. 

Traditionelle Plattformen als Durchreichestation

Es sind wohl vor allem Telegram und X (ehemals Twitter), auf denen Hassrede und Desinformation verbreitet werden. Elon Musk hat die Reglementierungen auf X weg gefegt, Telegram wehrt sich schon lange gegen Kontrolle und Moderation und hat das Glück, erst in der zweiten Welle vom Digital Services Act „getroffen“ zu werden.

Traditionelle Social Media-Plattformen oft „nur“ Durchreichestation. Leserinnen und Leser kommen zum Beispiel auf Facebook in Kontakt mit Fake-News, werden zu einem YouTube-Video weitergeleitet und landen von dort aus auf kleinen radikalen Plattformen. Zusätzlich spielen traditionelle Medien nicht immer eine beispielhafte Rolle, wie man nicht nur in den USA am Beispiel Fox News verfolgen kann.

Hälfte der Bürger unsicher, ob Informationen wahr oder falsch sind

Kein Wunder, dass die Bürgerinnen und Bürger in der EU besorgt sind und sich laut einer Befragung von über 13.000 Personen durch Upgrade Democracy mit überwältigender mehr Einsatz bei der Bekämpfung von Desinformationen wünschen. Sie fordern mit jeweils über 80 Prozent, dass sich sowohl Politik und wie auch die Plattformen selbst mehr gegen Desinformation einsetzen. Vor allem herrscht bei vielen Befragten auch Unsicherheit, welche Informationen wahr und welche manipuliert, verdreht und falsch sind. In Deutschland haben demnach rund die Hälfte diese Bedenken.

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum russische Desinformationskampagnen in sozialen Medien und darüber hinaus so wirksam sind. So reglementiert keine der Plattformen laut EU-Studie alle vom Kreml gesteuerten Konten. Vor allem scheitere man bei plattformübergreifenden, koordinierten Kampagnen.

Künstliche Intelligenz zum Erstellen und zur Abwehr von Desinformation

Parallel dazu werden die Kampagnen in vielerlei Beziehung raffinierter, denn es wird immer mehr künstliche Intelligenz genutzt, um realistisch aussehende Inhalte zu erstellen, die schwierig von echten Nachrichten zu unterscheiden sind. Das betrifft unterdessen soziale Medien, aber auch den Bereich E-Mail, wo immer mehr und immer gewieftere KI-getriebene Phishing-, Malware- und Manipulationskampagnen gefahren werden. Schon lange geht es nicht mehr nur um Texte, die eine KI erstellt. Auch Fotos, Bilder und sogar Stimmen werden gefälscht und manipuliert. Ironischerweise wird andererseits KI eine wichtige Rolle bei der Erkennung gefälschter Informationen, also in der Abwehr spielen.

Diese immer raffinierteren Formen der Fälschung machen es für normale Leserinnen und Leser extrem schwer, Fakes News und Schlimmeres von Fakten zu unterscheiden. Es wird für uns alle noch wichtiger, Informationen immer wieder kritisch zu hinterfragen und sich auf vertrauenswürdige Quellen zu verlassen, um Desinformationen entgegenzuwirken. Dies ist auch eine wichtige Aufgabe der Aus- und Weiterbildung.

Wird der DSA konsequent durchgesetzt?

Daneben bedarf es natürlich der geforderten Maßnahmen durch die Politik und die Plattformen. Der bei schon einmal vorgestellte, gerade in Kraft getretene Digital Services Act der EU soll hier eine wichtige Rolle spielen, da hier zuerst die großen Plattformen, dann weitere Plattformen gesetzlich gehalten sind, gesetzeswidrige Inhalte wie Hassrede, Falschinformationen und Datenschutzverletzungen innerhalb einer angemessenen Zeit zu entfernen. Es wird spannend, ob das entsprechend durchgesetzt wird beziehungsweise durchgesetzt werden kann.

Immer wieder aus- und weiterbilden

Doch wird es sicher nicht gelingen, Desinformationskampagnen allein auf nationaler Ebene zu stoppen. Es ist erforderlich, dass Regierungen, Plattformen und die Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um diesem Problem zu begegnen. Wir bei glauben, dass Bildung eine der wichtigsten Maßnahmen ist, die wir ergreifen können, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen. Wir müssen die Menschen immer wieder aktuell über die Gefahren von Desinformation aufklären und ihnen beibringen, wie sie sie erkennen und entlarven können.

116 – Über Desinformation #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Was ist wahr, was ist Fake? Wem kann ich trauen und wo muss ich zweifeln? In den letzten Wochen sind einige Studien und Berichte rund um das große Thema Desinformation in Social Media veröffentlicht worden. Sie untersuchen vor allem, wie die großen Plattformen mit dem Thema Fake News umgehen oder nicht umgehen, was die Politik in Sachen Regulierung unternimmt oder nicht unternimmt und wie Bürger*innen zum Thema Fake News stehen und was sie sich von Politik und Plattformen erwarten. Und ist das mit der Desinformation in Social Media überhaupt so schlimm, wie man gemeinhin denkt? Wir reden darüber. Viel Spaß beim Hören.

Die Grafik wurde mit ideogram.ai nach folgender Aufforderung erstellt: Erstelle ein Foto eines großen, wütend dreinblickenden Donald Trump im Vordergrund mit einer Sprechblase in Gelb und Schwarz mit dem Wort „I don’t like desinformation“ und herumfliegenden Tweets im Hintergrund.

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