Nicht nur in Ewwerscht, auch in der großen weiten Welt der unsozialen Medien und Plattformen tut sich einiges. Darum geht es in Teil 2 meiner Wochenschau.
Widerspruch einlegen: Meta sollte Eure Daten nicht in seiner KI verwenden
Meta möchte seine Künstliche Intelligenz mit unseren Daten füttern, aber wir können widersprechen. Unter diesem Link kann man Einspruch dagegen erheben, dass unsere Daten – öffentliche Beiträge und Kommentare – „für die zukünftige Entwicklung und Verbesserung generativer KI-Modelle für KI bei Meta verwendet werden.“ Der Konzern schickt dann per E-Mail eine Bestätigung, dass Eure Daten nicht verwendet werden und auch alle weiteren Konten berücksichtigt werden, die sich in derselben Kontenübersicht befinden wie das Konto, unter dem Ihr widersprochen habt. Ich rate jeder und jedem, dies zu tun, auch wenn Ihr glaubt, nichts zu verbergen zu haben.
Plattformkonzerne in den USA vor Gericht – trotz Trump
Während Meta seine KI-Initiativen wie so viele der anderen Plattformkonzerne vorantreibt, hat die Firma parallel mit der FTC (Federal Trade Commission) zu kämpfen, die dem US-Konzern vorwirft, „den Messengerdienst Whatsapp und die Foto-Plattform Instagram gekauft zu haben, um widerrechtlich die eigene Monopolstellung zu schützen.“ Die Klage wurde noch zu Trumps erster Amtszeit eingereicht, angeblich um Druck auf den damals noch nicht so willfährigen Zuckerberg auszuüben, dem vom MAGA-Flügel vorgeworfen wurde (und wird), die Wahlen 2020 manipuliert zu haben. Ein Milliardenangebot Zuckerbergs an die Kartellbehörde FTC, um die Klage zu beenden, scheiterte gerade am Trump-ernannten Behördenleiter Ferguson.
Ebenfalls mit Prozessen zu kämpfen hat Google. Im Herbst 2024 entschied ein Richter, dass der US-Konzern Google im Bereich Suchmaschinen ein Monopolist ist. Nun wird darüber verhandelt, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind und ob nicht der im Markt dominierende Browser Chrome verkauft werden müsse oder das mobile Betriebssystem Android abgespalten werden solle, um erneut ein Gleichgewicht herzustellen. In einem weiteren Kartellverfahren wird die Dominanz von Google bei Online-Werbung untersucht.
Paradox: Obwohl Trump als wirtschaftsliberal gilt, setzen sich die Kartellverfahren gegen Google und Meta fort. Das hatten sich viele der US-Konzerne, die in den vergangenen Wochen vor Donald Trump den Kniefall gemacht haben, sicher ganz anders vorgestellt. Und ja, noch ist nicht wirklich viel entschieden, und die Prozesse werden dauern, dauern und noch länger dauern. Und was Trump dann noch macht, wissen wir eh nicht. Die Situation in den USA dröselt dieser Bericht der Zeit detaillierter auf.
Was macht die EU? Wann werden Strafen verhängt? Wie reagiert Trump?
Doch auch seitens der EU sind viele Konzerne im Visier: Die neue Funktion „Übersicht mit KI“ in der Google-Suche steht im Visier der EU-Kommission. Diese führt anscheinend zu deutlich weniger Traffic auf Verlags- und anderen Internetseiten. Neben Google hat die EU-Kommission Untersuchungen gegen Apple, Meta, Amazon und auch X eingeleitet, die gegen den Digital Markets Act (DMA) und den Digital Services Act gerichtet sind. Erste Entscheidungen werden bald erwartet. US-Vizepräsident J.D. Vance hat ja schon einmal mit dem Säbel gerasselt, besonders falls Freund Elon bestraft werden sollte.
Unter dem Radar der Aufmerksamkeit: Der „Langweiler“ Microsoft
Wer einmal mehr unter dem Radarschirm fliegt, ist offensichtlich Microsoft. Das zeigt sich auch immer wieder in der Berichterstattung europäischer Medien. Der aktuelle Bericht der Zeit über die erfolgreichsten Langweiler der Welt demonstriert das einmal mehr. Immer wieder kommt es zu Fehleinschätzungen und Verharmlosungen; es wird nicht reflektiert, wie abhängig gerade deutsche und europäische Unternehmen und Verwaltungen von den Lösungen aus Redmond sind: von Office, Microsoft 365, vermehrt dem Cloud-Dienst Azure und natürlich noch immer dem Betriebssystem Windows.
Jetzt versucht Microsoft, bei Geschäftskunden sowie in den Verwaltungen und Behörden die komplette Plattform für das KI-Zeitalter bereitzustellen und die Abhängigkeit weiter zu zementieren – und dabei laufend kräftig abzukassieren. Ich habe leider wenig Hoffnung, dass die neue Bundesregierung den Schuss gehört hat und endlich deutsche und europäische Alternativen fördert, um ein bisschen mehr Unabhängigkeit zu erreichen. Die Lage wird leider nach wie vor verharmlost, nicht wahrgenommen oder ignoriert.
Dabei könnte man denken, dass durch Trump jeder endlich den Schuss gehört hat und dass die Europäer endlich zügig handeln, auch wenn wir Zeit brauchen, um nötige Rechenkapazitäten aufzubauen und Software-Lösungen weiterzuentwickeln: „Das wird keine Sache von Tagen sein, sondern eher von Wochen oder Monaten, wenn nicht sogar Jahren,“ so der IT-Experte Jochim Selzer vom Chaos Computer Club. Aber was ist die Alternative? Gibt es die überhaupt?


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