Wir alle sind Deskless“ (reportageartig, multiperspektivisch) Beschreibung: Eine Collage oder Reportage-Aufnahme, die verschiedene Berufe ohne Schreibtisch zeigt – Pflege, Produktion, Logistik, Handel – nebeneinander in natürlicher Umgebung. Prompt: A photo-collage or cinematic group shot showing four different workers: a nurse, a baker, a garbage collector, and a car mechanic. Each stands in their real environment with natural light and proud posture. The composition connects the scenes seamlessly, showing diversity and unity. Realistic reportage photography, warm tone balance, documentary authenticity. Add the text " Wir sind Desklesk Workers, ohne uns läuft nicht viel in Deutschland" Wirkung: Gesellschaftlich, verbindend, inklusiv. Ideal für: Blog-Titelbild, Key Visual, Social Media Carousel. Format 16:9

New Work ohne Schreibtisch – Peter M. Wald über Deskless Worker #9vor9

Wir reden viel über die Zukunft der Arbeit – über Homeoffice, New Work und künstliche Intelligenz, gerade auch hier in unserem Podcast und in meinem Blog. Doch während wir „Bürohengste“ digitale Arbeitswelten diskutieren, oft auf mehr oder weniger hohem Niveau jammern, bleibt die Mehrheit der Beschäftigten außen vor.

„Wir sprechen immer so von 75 %, also ein Viertel Office und drei Viertel Deskless-Worker,“ so Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK). Deskless Worker sind die Menschen, die nicht im Büro sitzen, sondern in Krankenhäusern, Fabrikhallen, Supermärkten, Logistikzentren oder in der Pflege arbeiten. Sie halten das Land am Laufen. Und gleichzeitig kommen sie in der Debatte über moderne Arbeit kaum vor.

Im Podcast macht Peter M. Wald, gern gesehener Gast bei , deutlich, wie groß diese Schieflage ist. Wir reden über flexible Arbeitszeitmodelle und Peter bemerkt zynisch: „Am Band hier im BMW-Werk Leipzig: Wenn der sagt, ‚Ich komme heute nicht mit Schichtbeginn, 7:00 Uhr, sondern 8:15 Uhr,‘ dann klappt das natürlich super.“

Während im Büro über Remote Work und Work-Life-Balance gesprochen wird, beginnt der Arbeitstag vieler Deskless Worker um 5 Uhr morgens – ohne Gleitzeit, ohne Homeoffice, ohne Wahlfreiheit. „Die Arbeitszeit ist dort sehr starr, sehr traditionell“, sagt Peter. „Arbeitszeit-Autonomie einzuführen … geht aus meiner Sicht nur mit digitalen Hilfsmitteln.“

Kleine Schritte, große Wirkung

Trotzdem gibt es erste Unternehmen, die das System verändern. Sie ermöglichen einen selbst wählbaren freien Tag pro Monat. „Drei Wochen starres System und eine Woche Gleitzeit … hat zu einer immensen Steigerung der Zufriedenheit geführt.“ Für Beschäftigte in Produktion, Pflege oder Einzelhandel bedeutet das ein Stück Autonomie – und damit echte Verbesserung.“ Peter fügt hinzu: „Shift-Swap-System über Smartphone … und die Leute sind extrem zufrieden, wenn sie langfristig den Dienstplan kennen.“ Genau hier zeigt sich, was New Work im Kern sein sollte: nicht Tischkicker und Think Tanks, sondern Selbstbestimmung und Respekt – auch jenseits des Büros.

Wertschätzung statt Workation

Besonders deutlich wird das beim Thema Wertschätzung. Studien belegen: Deskless Worker fühlen sich seltener gehört, schlechter informiert und weniger mit ihrem Unternehmen verbunden. Peter bestätigt: „Es gibt deutliche Vertrauensdefizite – und die führen zu geringerer Zufriedenheit und höherer Kündigungsneigung.“ Viele erfahren von wichtigen Entscheidungen später als die Belegschaft im Büro – oder gar nicht. Kommunikation findet oft über private WhatsApp-Gruppen statt, weil es keine offiziellen Wege gibt. „Schatten-IT halte ich nicht für besonders positiv … Unternehmen sollten betriebliche Systeme einführen, auch mit Möglichkeiten für informelle Kommunikation.“

Digitalisierung in der Arbeitswelt endet für viele an der Stempeluhr. Dabei, sagt Peter, „fühlen sich Deskless Worker deutlich besser informiert, wenn betriebliche Kommunikationssysteme professionell eingeführt und gepflegt werden – inklusive Möglichkeiten für informellen Austausch.“

Digitale Werkzeuge, analoge Probleme

Unternehmen beginnen langsam umzudenken und setzen auf digitale Mitarbeiterplattformen, App-basierte Schichtplanung oder mobile Kommunikation. Nicht aus Trendbewusstsein, sondern weil der Fachkräftemangel sie dazu zwingt. „Unter den zehn Berufen mit den längsten Vakanzzeiten sind neun im Deskless-Bereich“, betont Peter.

Schichtarbeit und starre Systeme schrecken ab – besonders die junge Generation, die Wert auf Mitbestimmung und Flexibilität legt. Wer als Arbeitgeber keine attraktiven Arbeitsbedingungen für Deskless Worker schafft, riskiert zu verlieren: Personal, Wissen und Glaubwürdigkeit. Peter erinnert daran, dass Deskless Work auch eine Integrationsfrage ist: „In diesen Bereichen arbeiten überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund. Unternehmen übernehmen hier eine gesellschaftliche Verantwortung.“

KI zwischen Hoffnung und Automatisierung

Auch das Thema künstliche Intelligenz und Automatisierung spielt hinein – allerdings anders als in der Debatte über die Zukunft der Büroarbeit. KI In Agenturen schreibt die KI Texte, sortiert Mails und vieles mehr. „Ich denke, KI kann helfen, Arbeitszeitplanung und Kommunikation zu verbessern“, so Peter. „Aber sie wird im Deskless-Bereich keine vergleichbare Disruptionswirkung haben wie im Office.“

Gleichzeitig sieht er auch Risiken: „Wir sehen bereits, dass große Unternehmen wie Amazon Lagerprozesse automatisieren. Das wird Veränderungen bringen – aber auch neue Chancen für Weiterbildung und Qualifizierung eröffnen.“

Wertschätzung beginnt im Alltag

Am Ende bleibt eine einfache Erkenntnis: Die Zukunft der Arbeit entscheidet sich nicht nur im Büro, sondern vor allem dort, wo Menschen ohne Schreibtisch arbeiten. Wertschätzung beginnt nicht in Leitbildern, sondern im Alltag – beim freundlichen „Guten Morgen“ zur Reinigungskraft, bei transparenten Entscheidungen, bei echter Beteiligung.

Was lernen wir bei aus diesem interessanten und inspirierenden Gespräch: Wenn wir von moderner Arbeitswelt sprechen, müssen wir sie für alle denken – nicht nur für diejenigen mit Laptop und WLAN. Sonst bleibt New Work ein exklusives Projekt für 25 Prozent der Beschäftigten und verfehlt genau die Menschen, auf die wir täglich angewiesen sind. Die Frage ist also nicht, wie wir Arbeit digitaler machen. Sondern: Wann beginnen wir, sie menschlicher zu denken?

Das neue Buch Deskless Work und Personalmanagement 

In dem neuen Buch, das Peter M. Wald unter dem Titel Deskless Work und Personalmanagement herausgegeben hat, untersucht er zusammen mit Kolleginnen und Kollegen erstmals in deutscher Sprache systematisch die Arbeitsrealitäten von Beschäftigten ohne festen Schreibtisch und zeigt auf, wie Arbeitszeit­flexibilisierung, digitale Mitarbeiter­kommunikation und Wert­schätzung auch jenseits des Büros umsetzbar sind. Es bietet Praktikern und Entscheiderinnen in HR und Führungspraxis konkrete Impulse zur Gestaltung „neuer Arbeit“ in Produktion, Pflege, Handel und Logistics – also dort, wo die Mehrheit der Beschäftigten wirkt. 

Flexibel, digital, wertgeschätzt: Die Zukunft der Deskless Worker #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

In dieser Folge haben wir mal wieder Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der HTWK Leipzig, zu Gast. Peter hat kürzlich das Buch „Deskless Work und Personalmanagement: Ideen, Praxiserfahrungen und Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeit“ herausgegeben. Wir sprechen mit Peter über die Frage, warum rund 75 % der Beschäftigten weltweit, die sogenannten Deskless Worker, in vielen Digitalisierungs- und New-Work-Debatten bislang kaum vorkommen. Peter erklärt, wie Unternehmen auch für Menschen ohne Schreibtisch moderne Arbeitsmodelle, mehr Flexibilität und vor allem Wertschätzung schaffen können, von smarter Schichtplanung über digitale Kommunikation bis hin zu neuen Benefit-Ansätzen: – Wer sind die Deskless Worker und warum sind sie so wichtig? – Was können Unternehmen tun, um Arbeitszeit und Kommunikation zu flexibilisieren? – Warum sind Wertschätzung und Vertrauen entscheidend für Bindung und Zufriedenheit? – Welche Rolle können Digitalisierung und KI für die Arbeit ohne Schreibtisch spielen? – Welche guten Beispiele gibt es von Unternehmen, die sich um Deskless Worker kümmern?

Das 60-Sekundenvideo zum Blogbeitrag – veröffentlicht auf YouTube, TikTok und Instagram

Fediverse Reactions

Comments

Eine Antwort zu „New Work ohne Schreibtisch – Peter M. Wald über Deskless Worker #9vor9”.

  1. Thema super wichtig. Dennoch dominiert die Wissensarbeit mit Blick in die Statistik. Seit 1980 sind wir keine Industrienation mehr. Dennoch muss man sich die Arbeitsplätzen beschäftigen, die nicht klassisch am Schreibtisch stattfinden. Ein Blick in Arztpraxen, Polizeidienststellen und selbst der Freiwilligen Feuerwehr zeigt aber, dass der Schreibtisch dort auch eine Rolle spielt. Im Industrieumfeld werden wir mehr mit Digitalen Zwillingen und dergleichen zu tun haben. Auch das verändert wiederum die Anforderungen an die Qualifikation. Intralogistik wird zu 100 Prozent automatisiert.

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