Zeitungslektüre im Flieger: Datenschutz und kritischer Umgang mit Google endlich ein Thema

Fliegen und Wartezeiten an Flughäfen sind Chancen, mal wieder Zeitung zu lesen. So geschehen auf dem Weg zur Lotusphere nach Orlando. Und siehe da: Von Handelsblatt über Zeit bis zur FAZ einige mich interessierende Artikel zum Themen Datenschutz, Hackerangriffe, Google und Apple. Ins Auge gefallen ist mir natürlich sofort der Kommentar von Joachim Hofer im Handelsblatt (15.1.2010) unter dem Titel Die Abgründe der vernetzten Welt.

Hofer macht mit dem Pansonic-Deal auf, den wir (IBM) gerade abgeschlossen haben. Pansonic geht mit 380.000 Anwendern auf unser Cloud-Angebot LotusLive. In Folge wird im Artikel davor gewarnt, wie abhängig wir uns vom Netz machen und auf das Thema Datensicherheit abgehoben. Richtig stellt Hofer dar, dass man sich Gedanken machen sollte, welche Anwendungen man in die wohl auch seiner Meinung nach unabwendbare Cloud stellt. Jedoch ist er mir zu sehr deutscher Bedenkenträger mit der implizit ausgesprochenen Quasi-Empfehlung, alle wichtigen Daten bei sich im Unternehmen zu halten. Über Sicherheit nachdenken, unbedingt. Aber auch eine Cloud kann (und muss) sicher sein.

Und auch Die Zeit (15.1.2010) widmet dem Thema breiten Raum. Auf der Titelseite steht der Artikel Im Google-Wahn, in dem korrekterweise auf die Datensammelwut von Google und die damit verbundenen Probleme hingewiesen wird, die jetzt noch durch das Bilderkennungsprogramm Googles potenziert werden. Die Autorin Susanne Gaschek fordert analog zu E-Mail (und unterdessen auch Telefonmarketing) ein explizite Erlaubnis des Betroffenen, wenn Google jemanden fotografieren lässt. Dem kann ich nur zustimmen.

Im Feuilleton geht es dann weiter mit 4 Artikeln unter der Gesamtüberschrift Gott Google. Tja, und manch einer der Autoren muss sich dann auch in quasi-literarischen und pseudo-kritischen Ergüssen zum Thema Google auslassen. Warum glauben viele Autoren, dass man im Feuilleton so schreiben muss? Mir sind die Artikel zu sehr gestelzt und gewollt.

Lächeln musste ich jedoch bei einem der Artikel, der Apple und Google gegenüberstellt. Apple steht für den Autor Florian Illes für Mythos und Kult, Google für Entzauberung und Gleichmacherei. Auch ein wenig kurz gegriffen, diese Bestandsaufnahme. Die Hochpreispolitik von Apple und die Abhängigkeit, die Apple schafft, kann und sollte auch sehr kritisch betrachtet werden. Das kommt gar nicht zur Sprache. Der Autor sollte sich die entsprechende Folge der Simpsons zum Mapples Store ansehen, die Apple sehr gut persifliert. Leider ist die komplette Simpsons-Folge wohl nicht mehr online. Apple wird dann auch nochmals im Wirtschafts-Teil unter der Überschrift Der Kern des Erfolges (positiv) abgehandelt.

Inhaltlich für mich am gewichtigsten ist der Artikel von Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Clubs, im Feuilleton der FAZ  (15.1.2010). Unter der Überschrift Der Mensch wird zum Datensatz geht er auf die Datensammel- und Profilierungswut ein, die ja gerade Google (aber auch andere Unternehmen) auszeichnet. Er fordert zu recht eine entsprechende Gesetzgebung, die die Privatsphäre der Anwender effizienter schützt. Manche Aussagen gehen mir zu weit und machen dem unbedarften Anwender Angst, aber der Kernaussage, mit seinen Daten vorsichtig umzugehen und zu überlegen, was man im Netz wo einstellt und publiziert, kann ich nur zustimmen. Ich denke, der bewusste Umgang mit dem Netz und mit seinen Daten ist der Kern. Aufklärung und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ist gefragt.

Positiv sehe ich, dass unterdessen auch in Tages- und Wochenzeitungen unterdessen das Thema Internet und Datenschutz behandelt wird, wenn auch aus meiner Sicht zu oft negativ. Die Chancen des Netzes fallen meist hinten runter. Auch war (und ist) eine kritische Auseinandersetzung mit der fast monopolartigen Macht und der Datensammelwut von Google dringend notwendig Gerade viele Digital Natives, die es eigentlich besser wissen müssten, haben Google in den vergangenen Jahren blauäugig glorifizert und die kritischen Aspekte lange vernachlässigt.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass eine sachliche Diskussion zum Thema Datensicherheit und Datenschutz geführt wird, denn Panikmache und typisch deutsche Verweigerungshaltung gegenüber dem Netz sind nicht angebracht. Das Netz hat seine positiven und negativen Aspekte, bietet Chancen und Gefahren. Aufklärung und der bewusste Umgang sind notwendig, aber man sollte den hyperinteressanten Marktplatz Internet auch als Chance zu sehen und mit den Risiken bewusst umzugehen. Das Glas ist halb voll (vielleicht sogar eher voll), nicht halb leer.

P.S. Auffallend, dass Microsoft in den Artikeln kaum oder nur am Rande vorkommt. Microsoft ist wohl derzeit im Gegensatz zu Google und Apple nicht sexy. Das Thema Dominanz am Desktop durch Betriebssystem und Software-Pakete müsste aber meiner Meinung nach auch kritischer behandelt werden. Auch hier würde Aufklärung und Diskussion Not tun.

P.P.S. Mein Arbeitgeber wird eh nicht als sexy angesehen, also nicht behandelt 🙂

P.P.P.S. Dieses Posting gibt natürlich meine rein persönliche Meinung wieder.

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