Lesezeichen: Apple, das liberale China oder ein Konzern in der Mid-Life-Krise

Über den Newsletter des Social Media Watchblogs bin ich auf diesen Beitrag über Apple aufmerksam geworden. Für jeden, der so wie ein technologisch zu hause, mobil und im Büro verapfelt ist, eine sehr interessante Lektüre. Vor geraumer Zeit hatte ich ja im Job mit Apple tun und ich erkenne einige im Beitrag beschriebene Prinzipien wieder, die ich beobachten und erfahren durfte: Die absolute, zentrale Kontrolle. In den Ländern, lokal, scheint wenig oder gar nichts entschieden zu werden. Die Zentrale gibt beispielsweise bis ins Detail vor, wie Apple auftritt. Die einen nennen es Branding. Man kann es eben auch Kontrolle nennen. Mir stieß die fast sektenhafte Firmenphilosphie auf, die man auch bei anderen Konzernen wie Google beobachten kann und konnte.

Von der Company mit geilen Produkten zum Anbieter von Services

Im Beitrag wird beschrieben, wie Tim Cook den Kurs von Steve Jobs verändert hat – und den Marktwert von Apple nach dessen Tod dramatisch gesteigert hat. Cook entwickelt Apple weg von einer Firma, die Geräte produziert, zu einem Unternehmen, das mit Services wie Apple TV+, Music, News+ oder Apple Pay in unseren Alltag eindringt. Und für die Services braucht man natürlich Apple-Geräte. Doch der Weg weg von der Firma, die immer wieder innovative Produkte erfindet, könnte durchaus riskant sein.

Tortoise Media analysiert in diesem Beitrag – weitere zu anderen Tech-Giganten sollen folgen – Apple als ein liberales China. Geheimhaltung ist innerhalb von Apple ein Prinzip. das sich durch das ganze Unternehmen zieht. Der Beitrag spricht von einer Geheimhaltungskultur. Geheimhaltung sei alles, so wird ein Mitarbeiter zitiert.

Geheimhaltung als Credo

Vertrauen ist gut … Man darf individuell kreativ sein, aber eben nur zu den Regeln und in der Hierarchie, die Cook kultiviert. Doch wie innovativ und wettbewerbsfähig ist man in Zukunft? Laut Artikel und Einschätzung von anderen Industrieexperten fällt man im Bereich Künstliche Intelligenz gegenüber Google und Facebook zurück. Das Rennen für autonomes Fahren und Augmented Reality ist offen. Und im Video Streaming Markt gibt es bereits Platzhirsche, mit denen man konkurriert.

Vieles erinnert an die Zeit von Microsoft nach Bill Gates mit Steve Ballmer und der Vergleich mit dem Wechsel von Steve Jobs zu Tim Cook ist nicht neu. Es bleibt spannend, ob der Kurs von Cook erfolgreich sein wird, ob es auch dort eines Wechsels bedarf oder ob es zu einer neuen, ernsthaften Krise bei Apple kommen wird. Der Beitrag schließt wie folgt: „Dies ist eine Firma in der Umklammerung einer Mid-Life Crisis“.

Warum bin ich „auf“ Apple: Sicherheit und Datenschutz

Bemerkenswert und für mich persönlich der Grund, warum ich Apple-Geräte benutze, ist der Anspruch an Datenschutz, Data Privacy, der auch in den vergangenen Monaten immer wieder in Werbekampagnen postuliert wird. Angelehnt an den bekannten Slogan Was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas wurde promotet What happens on your iPhone, stays on your iPhone.

Und es scheint so, dass Apple wirklich im Vergleich zu anderen Anbietern am meisten Rücksicht auf Datenschutz nimmt, angefangen vom iPhone bis zu Siri. Dieses Vertrauen lässt man sich natürlich mit dem im Vergleich hohen Preisen im geschlossenen Apple Ökosystem entsprechend bezahlen. Es wird auch interessant sein, ob man diese Linie – teure Geräte und hoher Datenschutz – im Rahmen der Neuorientierung Richtung Services beibehalten kann.

Der Artikel ist – so der Social Media Watchblog – Auftakt einer Reihe, in der Tech-Giganten von Tortoise Media so analysiert werden, als wären sie Staaten. Die weiteren Artikel sollen dann kostenpflichtig sein. Nochmals lieben Dank für den Hinweis.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Ganz aktuell Nachtrag, am 15.1.2020, 14:20, zum Thema. U.a. Der Stern berichtet:

Der US-Präsident fordert den iPhone-Hersteller auf, zwei Telefone für das FBI zu entschlüsseln. Apple lehnt das ab. Beiden Seiten geht es ums Prinzip. Nun scheint ein alter Kampf erneut aufzuflammen.

Trump attackiert Apple: Der neue alte Kampf der Tech-Konzerne | STERN.de

P.P.S. Unten als Kommentar der Link zum Loblied von Gabor Steingart auf Apple.

Einige, selektierte weitere Beiträge rund im Apple aus meinem „Block“:

Comments

2 Antworten zu „Lesezeichen: Apple, das liberale China oder ein Konzern in der Mid-Life-Krise”.

  1. Gabor Steingart singt passend zu diesem Beitrag in seinem Morning Briefing vom 17.1.2020 ein Loblied auf Apple. Im Gegensatz zu Unternehmen wie Volkswagen – deren Transformation er im Briefing auch behandelt – sei man in Cupertino diesen Schritt schon gegangen:

    „Vor etwas mehr als einem Jahr verkündete Apple-Chef Tim Cook noch eine Umsatzwarnung. Dem Erfolg an den Aktienmärkten tat das keinen Abbruch. Die Aktie kletterte seither um mehr als 120 Prozent und markierte zu Beginn dieser Woche mit 317 US-Dollar ein neues Allzeithoch. …
    Fazit: Apple hat die Wege des Hardware-Herstellers verlassen.“

    VW-Chef: Die Sturmrede – https://news.gaborsteingart.com/online.php?u=fvuBXUY3081

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  2. […] Cook wurde sehr oft kritisiert. Er sei nicht der Visonär wie es Steve Jobs gewesen ist. Ein Vergleich zu Bill Gates und Steve Ballmer wurde gezogen. Nun ist Apple zwei Billionen Dollar […]

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