Seit wann sind Konzernzentralen Orte der Vitalität? Mal wieder #HomeOffice bei #9vor9

„Durch das Homeoffice ist ein hohes Maß an Vitalität in unserer Konzernzentrale verloren gegangen“, so Telekom-Chef Tim Höttges in einem Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen. Dieses Interview und sein Wunsch, die Telekom-ikerinnen und Telekom-iker sollten wieder in die Büros komme, haben Lars und mich motiviert doch einmal mehr das Thema Homeoffice und Präsenzzwang bei aufzurollen.

Telekom-Chef Timotheus Höttges möchte, dass seine Mitarbeitenden also wieder ins Büro kommen, denn es brauche den persönlichen Austausch und Kreativität. Er ist nicht der einzige Chef, der so argumentiert. Aber was ist dran? Können Konzernzentralen wirklich Ort der Vitalität sein? In meiner beruflichen Laufbahn habe ich Konzernzentralen eher als Horte der Verwaltung, der Controllettis und Kontrolleure, der Sesself…rzer, des Flurfunks und derjenigen erlebt, die beim Chef gerne Augenmassage betreiben. Sicher etwas schwarz-weiß gemalt. Oder doch nicht? Ich möchte hier auf den Beitrag von Gunnar Sohn mit dem Titel Arbeiten ohne Flurfunk, Mobbing und Revierstress verweisen.

Und als Podcast im Audioformat:

Wie auch in unserem Gespräch erwähnt geht es nicht um Telekom- oder Höttges-Bashing. Es geht darum, dass doch eine erkleckliche Anzahl von Chefs Präsenz im Büro mit Produktivität und Kreativität verwechseln. Aber nein, dadurch dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Büros sitzen, werden sich nicht einen Deut kreativer und produktiver.

Produktiver werden sich durch entsprechende Führung, durch effiziente Meeting- und Workshop-Formate. Und in diesem Kontext haben Büros auch ihre Berechtigung. Sie müssen sich allerdings von Horten der stupide vor sich hin arbeitenden Arbeitsbienchen zu Plätze der Kommunikation und Kollaboration entwickeln. Wie solche Umgebungen aussehen können, sehen wir in einigen Co Working Spaces. Nicht umsonst haben große Konzerne ganze Projekt- und Kreativteams bewusst in solche Lokalitäten verlegt, weil sie dort – und nicht in der Konzernzentrale – besser zusammenarbeiten können.

Um es nochmals klar zu schreiben: Natürlich geht es nicht primär darum, flauschige Sofas und White Boards in den Büros zu installieren. Das gehört vielleicht dazu. Wichtiger ist die Führung und der Wille zur Zusammenarbeit. Und dort spielen Führungskräfte eine entscheidende und motivierende Rolle.

Lars hat – ungewöhnlich für ihn – das Interview nochmals detailliert auf LinkedIn auseinander genommen. Hier seine Ausführungen in Gänze:

„Natürlich können Beschäftigte weiter im Homeoffice bleiben, wenn sie in Ruhe an etwas arbeiten.“

Telekom-Chef Tim Höttges hat der Augsburger Allgemeinen ein Interview gegeben. Er spricht dort über seinen persönlichen Werdegang, über die Unternehmenskultur bei der Telekom und über den Stand der Digitalisierung hierzulande und den Innovationsstandort Deutschland.

Er sagt, wie sehr er das „extrem dynamische Umfeld“ genieße und dass die Telekom „den durch die Digitalisierung und Software getriebenen raschen Wandel der Branche“ vorantreibe. Und er appelliert, dass wir in Deutschland „an so vielen Stellen digitaler und damit effizienter werden“ müssten.

Und apropos Appell: Gleichzeitig fordert er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu auf, zurück in die Büros zu kommen, siehe oben. Im Home Office bleibe die Kreativität auf der Strecke und im Virtuellen seien persönliche Gespräche selten möglich.

So sehr er sich und das Unternehmen Telekom als digitale und innovative Pioniere darstellt, so enttäuschend sind dann diese Aussagen zum Home Office. Zum einen wird das Home Office oder das flexible Arbeiten insgesamt als notwendiges Übel während einer globalen Ausnahmesituation dargestellt und zum anderen nennt er die ganzen Vorteile nicht, sondern degradiert es zu etwas, was man tun darf, „wenn man mal in Ruhe arbeiten will“.

Warum akzeptiert er nicht die Tatsache, dass die Arbeitswelt sich ändert, nennt nicht nur die Herausforderungen, die es natürlich gibt, sondern auch die Vorteile, und setzt die Innovationskraft und die digitalen Fähigkeiten des Unternehmens dafür ein, das hybride Arbeiten zu einem echten Erfolgsmodell zu machen?

Auch hier gibt es passende Zitate aus seinem eigenen Interview:

„Wir müssen den Finger wieder in die Wunde legen und dem Anspruch gerecht werden, führend in dem zu sein, was wir tun. Dann ist Erfolg nicht zu verhindern. Innovation und Investition sind die Schlüssel.“

Dem kann ich voll und ganz zustimmen.

Und noch einige Zitate und Tweets zum Thema:

Franz Nestler kommentiert korrekt:

Mit #Homeoffice ist es wie mit vielen Dingen: Es kommt auf das Maß an. Es sollte ein Warnsignal sein, wenn Konzernlenker ihre Angestellten mit Regeln und Bürokratie ins Büro zwingen müssen. Sinnvolle Homeoffice-Regeln kann es nur gemeinsam geben @faznet https://t.co/72vlZTNvyF pic.twitter.com/tCsgxrdXpm— Stefan Pfeiffer (@Digitalnaiv) August 23, 2022

Unternehmensbefragung des ZEW Mannheim: Unternehmen der Informationswirtschaft erwarten, dass nach der Pandemie durchschnittlich 24 Prozent der Arbeitszeit im #HomeOffice geleistet wird. Vor der Pandemie waren es neun Prozent der Arbeitszeit @CIOredaktion https://t.co/f6MeMfayGN pic.twitter.com/c4bCbkUjTh— Stefan Pfeiffer (@Digitalnaiv) August 23, 2022

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