GenAI in Unternehmen: Chance ergreifen, Risiken minimieren #9vor9

Kaum ein Thema wird derzeit so heftig diskutiert wie die Verwendung von Generative AI**-Lösungen in Unternehmen. Die Diskussion ist auf Vorstandsebene angekommen, wie auch Larissa Hotzki im Handelsblatt Disrupt Podcast bestätigt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, innovative Technologien wie Generative AI-Tools gewinnbringend einzusetzen und gleichzeitig Sicherheitsbedenken zu berücksichtigen. Aktuelle Studien und Umfragen beleuchten verschiedene Aspekte dieser Thematik und werfen interessante Fragen auf, die wir in unserem Video-/Podcast beleuchtet haben.

Mehrheit will Generative AI in Unternehmen verbieten

Laut einer Studie von Blackberry zeigt sich, dass die Mehrheit der Unternehmen plant, Generative AI-Tools auf Arbeitsgeräten zu verbieten. 75% haben bereits Verbote umgesetzt oder planen dies. Die treibenden Kräfte hierbei sind Sicherheits- und Reputationsbedenken, wobei 61% der Unternehmen solche Verbote langfristig umsetzen wollen.

Deutsche Unternehmen haben wenig Sicherheitsbedenken …

In Deutschland dagegen haben laut Gigamon-Studie 75% der deutschen Unternehmen keine Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Nutzung von ChatGPT durch Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu betrachten sie andere Technologien wie das Metaverse, WhatsApp und TikTok als potenzielle Sicherheitsrisiken. Interessanterweise zeigen sie weniger Besorgnis gegenüber ChatGPT, obwohl es ebenfalls Risiken birgt, wie das Sammeln sensibler Daten und die Möglichkeit von Cyberangriffen.

… aber nur 13 Prozent verwenden bereits KI

Trotzdem ist die tatsächliche Implementierung noch gering: Lediglich 13,3 Prozent der deutschen Unternehmen verwenden bereits KI, während 9,2 Prozent zukünftige Implementierungen planen. Eine ifo-Analyse zeigt, dass vier von fünf Unternehmen entweder KI noch diskutieren oder sie nicht als relevant erachten.

Und ich frage mich als deutscher Mittelständler …

In der Rolle eines deutschen Mittelständlers stellt sich mir die Frage: Wie gehe ich mit generativer KI um, die ja Nutzen bringen soll, wie alle Experten prognostizieren? Die Einsatzmöglichkeiten erscheinen vielfältig. Ein Beispiel: Das Verfassen von Handbüchern für meine Maschinen mit ChatGPT und Konsorten. Oder aber es fällt mir als Techniker fällt es mir schwer, meine neuesten Forschungsergebnisse verständlich zu formulieren. Hier könnte KI ins Spiel kommen, um meine Rohinformationen auszuformulieren.

… ob ich eine öffentliche GenAI mit meinem geistigen Eigentum füttere

Doch genau hier gibt es Bedenken. Ich übergebe meine geistigen Eigentumsrechte, meine Forschung, an ein KI-System – und was geschieht damit? Wie erfolgt die Verarbeitung? Wer kann darauf zugreifen? Und was passiert mit den Daten, dem geistigen Eigentum meines Unternehmens, meiner Intellectual Property? Die Herausgabe wertvollen Firmenwissens an eine Generative AI, die irgendwo in der Cloud läuft, sollte sorgfältig durchdacht werden, da die Konsequenzen nicht abzuschätzen sind.

Können meine Daten in einer öffentlichen KI gelöscht werden?

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hat es für personenbezogene Daten auf den Punkt gebracht. Er betont, dass wenn Daten einmal in großen, öffentlichen KI-Systeme eingegeben wurden, es fast unmöglich ist, diese persönliche Informationen wieder daraus zu entfernen. Dies wirft Fragen auf bezüglich des Rechts auf Vergessen-werden und Löschen – Aspekte, eine Herausforderung darstellen. Und das gilt eben nicht nur für persönliche Daten sondern auch für Unternehmensdaten.

Wo und wie betreibe die GenAI-Lösung meines Unternehmens?

Schon sind wir auch bei einer technischen Diskussion: Cloud oder On Premises. Sollen Generative AI-KI-Modelle zu den Daten kommen oder die Daten zur KI gebracht werden? Die Diskussion dreht sich darum, ob Unternehmensdaten mit öffentlich verfügbaren KI-Diensten geteilt werden sollten oder ob Unternehmen LLMs auf eigenen Daten betreiben sollten, um Governance und Datenschutz zu gewährleisten. Nutze und füttere ich also das große Modell, das von Open AI oder Google in der Cloud betrieben wird, oder brauche ich eine Generative AI in meiner Private Cloud, in meinem Rechenzentrum? Oder gibt es Mischmodelle? Anbieter wie Microsoft, Cloudera und andere arbeiten genau an diesen Themen.

Mitarbeiter auf Risiken von GenAI aufmerksam machen und weiterbilden

Als Unternehmen muss ich aus oben ausgeführten Gründen mit Bedacht an das Thema heran gehen, ohne aber den Zug zu verpassen. Aus unserer Sicht, die wir im Podcast diskutiert haben, ist eine differenzierte Herangehensweise und wie so oft eine vernünftige Weiter- und Ausbildung gefragt. Es ist entscheidend, dass ich meinen Mitarbeitern deutlich mache, dass sensible Informationen wie Patente oder neueste Forschungsergebnisse nicht bedenkenlos in die KI eingespeist werden sollten, solange sie nicht ausreichend geschützt sind. Dennoch bietet sich viele Möglichkeiten, im alltäglichen Betrieb für weniger sensible Daten von dieser Technologie zu profitieren.

Eine essenzielle Erkenntnis, die sich aus diesen Überlegungen ableitet, ist die Wichtigkeit einer gezielten Strategie. Unternehmen sollten genau analysieren, welche Aspekte ihre Identität ausmachen und welche Aufgabenfelder zu ihren Kernkompetenzen zählen. Dabei stellt sich die Frage, welche Bereiche möglicherweise durch den Einsatz von KI unterstützt werden könnten. Diese gezielte Herangehensweise ermöglicht es, die Chancen der Generative AI im Einklang mit den Unternehmenszielen bestmöglich zu nutzen.

Was sollte ich als Unternehmen beachten?

Was könnten die Eckpfeiler für Unternehmen sein, die GenAI verwenden möchten:

  • Definiere klar die Ziele, die man als Unternehmen mit GenAI erreichen möchte.
  • Berücksichtige die Risiken, die mit der Verwendung von GenAI verbunden sind.
  • Implementiere Sicherheitsmaßnahmen, um die Risiken zu minimieren.
  • Schule die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Risiken und Vorteile und Verwendung von GenAI.
  • Monitore die Verwendung von GenAI und passe die Maßnahmen bei Bedarf an.

GenAI ist eine leistungsstarke Technologie, die Unternehmen in vielen Bereichen unterstützen kann und sollte. Allerdings ist es wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, um diese Risiken zu minimieren. Vorsichtig sein und die Vorteile von Generative AI nutzen, wo es sinnvoll erscheint. Gerade jetzt sollte man Erfahrungen sammeln, denn wie sagt Gartner so schön voraus: Innerhalb von zwei bis fünf Jahren, so die Prognose der Analysten, werde KI einen transformativen Nutzen erzielen. Generative künstliche Intelligenz befindet sich im Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies 2023 auf dem Peak der hohen Erwartungen.

Wie schnell müssen wir sein?

Und ich habe zum Beispiel in dieser Woche mit mehreren Unternehmensberatern darüber gesprochen, die sagen, sie haben jeder jetzt fünf CEO -Gespräche pro Tag, wo es darum geht, was ist es eigentlich, was können wir damit machen? Verändert das unser Geschäftsmodell? Brauchen wir das jetzt? Brauchen wir das morgen? Wie schnell müssen wir sein?

Larissia Holtzki in: You.com: Wie ein KI-Forscher die Welt der Suchmaschinen revolutionieren will (handelsblatt.com)

* Zur Recherche, zu Vorbereitung und Durchführung unseres Podcasts wurde verschiedene Generative AI-Tools ebenso eingesetzt wie als Hilfsmittel beim Erstellen dieses Beitrags. Auch das Titelbild wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz diesmal mit der Betaversion von Adobe Firefly nach Maßgabe des folgenden Prompts erstellt: „Erstelle das Foto eines pfiffigen Vogels, der sich die Rosinen aus einem Kuchen pickt“ und steht für die pfiffige Unternehmerin und den cleveren Unternehmer, die Chancen und Risiken von Generative AI kennen und erkunden und sich mit Bedacht die Rosinen aus dem großen Kuchen der künstlichen Intelligenz heraus picken.

** Generative AI (GenAI) bezieht sich auf künstliche Intelligenz-Modelle, die in der Lage sind, Inhalte wie Texte, Bilder oder sogar Musik eigenständig zu erstellen. LLM steht für „Large Language Model“ und beschreibt leistungsstarke künstliche Intelligenz-Modelle, die Text generieren, Sprachen übersetzen, verschiedene Arten von kreativen Inhalten schreiben und Ihre Fragen auf informative Weise beantworten können. ChatGPT und BART sind zwei Beispiele für LLMs, die von OpenAI und Google AI entwickelt wurden. ChatGPT ist ein Chatbot, der mit einem riesigen Datensatz aus Text und Code trainiert wurde. Dadurch kann er realistischen und ansprechenden Text generieren. 

Episode 113 – Über Generative KI in Unternehmen #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Wir sind zurück aus einer laaangen Sommerpause und sprechen in unserer ersten Herbstepisode über Generative KI im Unternehmenseinsatz: Wie und warum setzen Unternehmen generative KI-Tools ein oder eben nicht ein? Warum verbieten manche Unternehmen den Einsatz? Und was ist unsere Meinung dazu? Wir wünschen viel Spaß beim Hören.

Comments

4 Antworten zu „GenAI in Unternehmen: Chance ergreifen, Risiken minimieren #9vor9”.

  1. Robert

    Als Laie würde ich Bard dafür nicht nutzen, weil es von Google ist (Und als EU-Bürger sollte man versuchen, von GAFAM wegzukommen. Ich nutze Google schon seit kurz vor den Snowden-Enthüllungen nicht mehr als Suchmaschine.) und ChatGPT, weil es eine Zeitkapsel und damit relativ nutzlos ist (Außerdem braucht man für einen Account eine Mobiltelefonnummer – in meinen Augen ein Dark Pattern.)

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    1. Sicherlich werden nicht ChatGPT 3.5 oder Google Bard, so wie es heute verfügbar ist, einfach so in Unternehmen eingeführt werden können. Jedoch arbeitet beispielsweise Microsoft an GenAI-Services in der Azure Cloud, die für Unternehmen geeignet sein sollen. Ich wage zu prognostizieren, dass viele Kunden auf diesen Services vertrauen werden. Analog sind natürlich andere Anbieter dabei, ihre Lösungen für Unternehmen zu entwickeln und anzubieten. Ich möchte beispielsweise auf das Projekt BoschGPT hinweisen, das auf Basis Aleph Alpha begonnen wurde (siehe https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/industrie-bosch-plant-eigene-ki-fuer-seine-mitarbeiter-/29285592.html).

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  2. Bettina

    „Jedoch arbeitet beispielsweise Microsoft an GenAI-Services in der Azure Cloud, die für Unternehmen geeignet sein sollen.“

    Das erfordert dann aber Businesskunden, die niemals IT-Nachrichten lesen.

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  3. […] schaue ich mir immer wieder Generative AI-Werkzeuge an, so jetzt auch Neuroflash. Für meinen Beitrag zum Thema Generative AI in Unternehmen, den ich die Tage veröffentlicht habe, habe ich mir von ContentFlash, einem der Module von […]

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