Die junge Leute sind nur am Zocke und Job hoppe (und einige andere Themen der Woche)

Wochenschau links breit

Was hat in der vergangenen Woche meine Aufmerksamkeit erregt und sollte protokolliert werden?

In Deutschland gibt es wirklich noch erfolgreiche Messen, auch wenn eine Cebit beispielsweise Geschichte ist. So wurde gerade die Gamescom veranstaltet und der Interessen- und Digitalverband Bitkom hat das zum Anlass genommen, eine repräsentative Umfrage durchzuführen. Eine der Ergebnisse und Aussagen: Für 51 Prozent der Gamerinnen und Gamer sind Video- und Computerspiele ein gesellschaftliches Kulturgut wie Bücher, Filme oder Musik. 

Spiele als Kulturgut? Da sehe ich manch Althergebrachte zucken. Ich persönlich konnte nie viel mit Computerspielen anfangen und seit den grauen Vorzeiten von Doom habe ich auch nicht mehr am Computer gespielt – sehe ich mal vom Kartenspiel Solitaire ab. Ich glaube schon, dass Gamerinnen und Gamer sich durch das Spielen auch digitale Fähigkeiten aneignen. Aber Kulturgut? Ich gehöre halt auch zur Generation der Babyboomer.

Die faule junge Leut wolle nix mehr schaffe

Auch schon mal gehört, wie wir Babyboomer uns über die jungen Leute, die GenZ, aufregen, die einfach nicht mehr schaffen wollen? Franziska Telser hat in dem Beitrag „Generation Z: So krempeln die „illoyalen Jobhopper“ den Arbeitsmarkt um“ die Einstellung der Generation Z zum Arbeitsleben behandelt und zitiert quasi beispielhaft den ehemaligen CDU-Minister Thomas de Maizière zitiert: „Die Anspruchshaltung vieler in dieser Generation Z geht mir gegen den Strich.“ Work-Life-Balance, Sabbatical, HomeOffice und was weiß ich noch alles statt was zu leisten … „Die GenZ stellt sinnloses Schuften für den nächsten Karriereschritt und das größere Auto in Frage,“ so Teresa Stiens im Morning Briefing vom 18.8.2023.

Gerade Ältere kritisieren die Einstellung „der junge Leut“ oft als unzureichend motiviert und leistungswillig. Sie befürchten, dass die Arbeitsmoral in der Gesellschaft abnimmt und die Wirtschaft Schaden nimmt. Doch sind die Unterschiede und Einstellungen wohl oft gar nicht so unterschiedlich sind, wie es dargestellt wird. Ein gutes Gehalt ist wohl jeder Generation besonders wichtig …

In meinem direkten Arbeitsumfeld kann ich nicht nachvollziehen, dass die Jüngeren weniger leistungswillig sind. Vielleicht sind aber auch Juniorberaterinnen und -berater in der IT-Branche besonders ehrgeizig? Auf jeden Fall wissen die Jüngeren, dass sie eine gefragte Ressource sind. Meiner Beobachtung nach lassen sie sich auch nicht so leicht veräppeln und sind bei vermeintlich besseren Angeboten wechselwillig. Die Generation Z hat offensichtlich aufgrund des Fachkräftemangels eine starke Marktmacht und kann wohl ihre Forderungen beispielsweise nach flexiblem Arbeiten durchsetzen.

Der Digital Services Act der EU – Thema bei

Über flexibles Arbeiten, Homeoffice und digitale Arbeitsplätze wollte ich eigentlich schon wieder in sprechen. Aufhänger sollte die aktuelle Deutsche Social Collaboration Studie 2023 von Campana & Schott und der TU Darmstadt sein. Da aber Lars das Wort HomeOffice nicht mehr hören kann, hat er ein Machtwort gesprochen.

Wir werden über den neuen Digital Services Act (DSA) der EU sprechen, der am 25. August in Kraft getreten ist. Die neuen Regeln gelten für 19 Plattformkonzerne mit mehr als 45 Millionen Anwendern im Monat, darunter Facebook, TikTok, oder X/Twitter. Am kommenden Dienstag (29. August 2023) in unserem Video-/Podcast darüber, wo Nutzerinnen und Nutzer besser geschützt werden sollen und welche Strafen drohen. Wir sind wieder live unter meinem LinkedIn-Konto oder auf YouTube. Natürlich ist das Gespräch danach auch als Konserve zu sehen und zu hören.

Datenhandel: Wir haben alle nichts zu verbergen

Absolut lesenswert, ja eine Muss-Lektüre ist der Artikel auf netzpolitik.org „Wie eng uns Datenhändler auf die Pelle rücken“. Im Beitrag geht es darum, wie intensiv Datenhändler in Europa persönliche Informationen mit Cookies oder Kenn-Nummern wie IP-Adressen und Werbe-IDs sammeln, um gezielte Werbung zu ermöglichen. Ein riesiges Dokument mit den Namen von rund 650.000 sogenannter Werbesegmente wurde vom Datenmarktplatz Xandr öffentlich ins Netz gestellt. Xandr ist seit vergangenem Jahr Teil von … Microsoft.

Dieses Dokument, diese Datensätze erlauben einen beispiellosen Blick hinter die Kulissen einer Industrie, die sonst im Verborgenen bleibt. In den Segmenten werden Menschen nach ihren Eigenschaften und Verhalten kategorisieren. Dabei wurden 1.900 Segmente als besonders bedenklich eingestuft, da sie persönliche Informationen zu Gesundheit, Finanzen, religiösen Ansichten, politischen Meinungen und Familienverhältnissen betreffen. Einige Beispiele: „Problemzonen: Sozialwohnungen und gewöhnliche Mehrfamilienhäuser“, „Geringverdiener ohne Orientierung“, „Unerfahrene Kreditkarten-Kund*innen“, „Haushaltseinkommen: Elite“ oder „Interesse: Luxusautos“.

Datenschutzexperten sind entsetzt über die Ausmaße dieser Praktiken und fordern strengere Regulierungen. Datenschutzjurist Marco Blocher im Gespräch mit netzpolitik.org zur Analyse: „Sie zeigt, wie kaputt das System ist. Man muss mehrere Wochen Recherche reinstecken, um halbwegs zu verstehen, was passiert. Als normaler Konsument hat man davon keine Ahnung.“

Ach ja: Wir haben natürlich alle nichts zu verbergen, oder?

Der Rubel rollt bei Microsoft, komme, was wolle

Apropos Microsoft. Zum Abschluss möchte ich zwei Berichte nebeneinander stellen, die ich die vergangenen Tage gelesen habe:

Wie Microsoft einen Daten-GAU vertuscht

Michael Spehr watscht Microsoft in der FAZ ab: Chinesische Hacker infiltrierten unbemerkt die Microsoft-Cloud und spähten Regierungen aus. Der Angriff mit dem Codenamen „Storm-0558“ ermöglichte es den Angreifern, auf Daten von Microsoft-Cloud-Diensten wie Outlook, Office 365, Onedrive und Teams zuzugreifen. Sie nutzten einen gestohlenen Schlüssel, der als Kronjuwel eines Cloud-Anbieters gilt. Besorgniserregend ist, dass der Schlüssel aus dem Endkundenbereich stammt, aber hauptsächlich Regierungen und Behörden ins Visier nahm. Ob die Hacker Hintertüren hinterlassen haben, ist unklar. Microsoft und die betroffenen Regierungen halten sich bedeckt, und der Vorfall wird weitgehend vertuscht.

Deutsche Microsoft-Partner: Die Party geht weiter

ZDNet berichtet über die neue Studie zum Microsoft Cloud Ökosystem des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Information Services Group (ISG). Demzufolge wurden während der Corona-Pandemie viele unfertige IT-Lösungen – Stichwort HomeOffice und mobiles Arbeiten – hochgezogen: „Auch mit Blick auf Microsoft-Anwendungen hat während der Pandemie vieles zwangsläufig unkoordiniert und improvisiert stattgefunden. Vielerorts haben die Verantwortlichen erst einmal Minimallösungen implementiert“, sso Heiko Henkes, Director und Principal Analyst bei ISG. „Dies führt derzeit zu einer ganzen Menge an Folgegeschäft – trotz der aktuell eher knappen IT-Budgets.“ 

Der Rubel rollt weiter bei Microsoft. Unternehmen und Verwaltungen scheinen weder in der Lage, noch willens zu sein, sich aus der monopolartigen Abhängigkeit zu lösen, trotz des gerade stattgefundenen Daten-GAUs, dessen Folgen noch vollkommen im Dunkeln liegen.

* Das Titelbild dieses Beitrags wurde erneut mit Dall-E und entsprechenden Prompts erstellt. Die KI sollte ein total relaxtes (und faulenzendes Mitglied) der GenZ und einen entsetzten Baby Boomer zeigen. Und natürlich darf angesichts der Gamescon die Zockerin an der Konsole nicht fehlen

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