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Chancen und Verantwortung: Künstliche Intelligenz im Journalismus

In unserer neuen Episode des Podcasts befassen sich Lars und ich erneut mit der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus. Der Ausgangspunkt ihrer Diskussion ist die sogenannte „Paris Charta„, ein Regelwerk, das von verschiedenen Journalistenverbänden wie auch dem Deutschen Journalistenverband (DJV) im November veröffentlicht wurde und Leitlinien für den Umgang mit KI im journalistischen Kontext definiert.

KI als Unterstützung, nicht Ersatz

KI ist bereits in vielen Bereichen im Journalismus im Einsatz. Das reicht von der Transkription von Interviews über die Zusammenfassung komplexer Informationen und Texte bis zur Moderation von online hinterlassenen Kommentaren, um beispielsweise Hate Speech zu entdecken und zu blockieren. Lars betont dabei, dass KI als Werkzeug dienen sollte, um Journalisten zu unterstützen, jedoch nicht, um sie zu ersetzen und ihnen Artikel schreiben zu lassen. Die Verantwortung für die Erstellung journalistischer Inhalte liegt weiterhin beim Menschen.

Damit ist er auf einer Linie mit der Süddeutschen, die zum Thema diesen Beitrag veröffentlicht hat, oder auch der FAZ, deren Mitherausgeber Carsten Knop Originalbeiträge mit von KI generiertem Text heute wie auch in Zukunft ausschließt. Andere Medienhäuser nutzen dagegen KI bereits, um schablonenartige Nachrichten zum Beispiel im Sport oder bei Quartalsberichten an der Börse erstellen zu lassen.

Die Pariser Charta und ethische Leitlinien

Die Pariser Charta, auf die sich Lars bezieht, stellt ethische Leitlinien für den Einsatz von KI im Journalismus auf. Dabei wird betont, dass die Verwendung von KI transparent gemacht werden muss. Dies betrifft nicht nur die journalistischen Inhalte, sondern auch die Art und Weise, wie KI eingesetzt wird. In der Charta wird darauf hingewiesen, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt stehen sollte und KI als unterstützendes Werkzeug betrachtet werden muss.

Lars hebt die Bedeutung von Verantwortung, Transparenz und Qualitätssicherung hervor. Er betont, dass die Verantwortung für die Inhalte weiterhin beim Menschen liegen sollte, und schlägt vor, dass es eine Zertifizierung für KI-Systeme geben könnte, die im Journalismus eingesetzt werden. Ich habe in unserem Talk daran gezweifelt, dass solche Prüfungen und Zertifizierungen mit dem Tempo mithalten können, in der sich gerade der Markt für generative KI entwickelt. Man würde wohl immer hinterherlaufen.

Praktische Anwendung von KI im Journalismus

Wir diskutieren auch konkrete Anwendungen von KI im Journalismus. Selbst nutze ich KI zur Vorbereitung unserer Podcasts, beispielsweise um auch einen möglichen Gesprächsleitfaden mit den wichtigsten Diskussionspunkten vorzuschlagen. Die Titelbilder der Beiträge hier im Blog werden in der Regel über eine KI aufgrund meiner Anweisungen erstellt.

Auch dieser Blogbeitrag wurde per KI unterstützt. Unsere Gespräche in lasse ich per KI transkribieren und dann wiederum von KI in einem Text zusammenfassen. Das ist dann die Basis für den Blogbeitrag. Würde ich die Vorschläge unverändert übernehmen, würden sie allerdings meinen Qualitätsansprüchen nicht genügen, denn sie sind einfach zu glatt und gehen auf viele der wichtigen Fragen nicht in der notwendigen Tiefe ein. Aber die Entwürfe bieten mir einen textuellen Startpunkt, von dem ich dann weiter formulieren und schwadronieren kann.

Wo nutzen wir, wo nutze ich noch KI in journalistischem Zusammenhang? Mit der WSKI-App der Reporterfabrik lasse ich Texte stilistisch überprüfen, mir Teaser erstellen und Überschriften vorschlagen. In WordPress selbst ist unterdessen auch ein AI-Assistent enthalten, den ich allerdings noch sehr selten nutze. Gerade für Typos würde ich sehr gerne viel stärker KI nutzen, um diese „Rechtschreibfehler“ zu beseitigen.`

Traue weder Google Bard noch der Microsoft Bing AI bei der Recherche

Ein Desaster sind die GenAI-Systeme derzeit noch in der Recherche. Sowohl Google Bard wie auch die in Bing integrierte KI spucken einfach viel zu falsche Informationen aus. Vergangene Woche wurde beispielsweise Sam Altman als ein Mitgründer von Aleph Alpha genannt. Immer wieder kommt es zu solchen Halluzinationen, die extrem gefährlich sein können und Desinformationen und Fake News fördern. Merke: Traue Bard und Bing nicht bei der Suche und den Fakten, auch wenn sie vom Suchmaschinenkönig Google oder von Microsoft kommen. Fakten müssen unbedingt immer wieder selbst geprüft und nochmals geprüft werden.

Barrierefreiheit und Internationalisierung

Ein sehr nützliche Rolle könnte KI für die Barrierefreiheit von journalistischen Inhalten spielen. Die Möglichkeit, Texte in Ton oder Bilder in Text zu übersetzen, könnte den Zugang für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen verbessern. Ein anderes Einsatzgebiet wäre die Übersetzung und somit Internationalisierung von Inhalten. Lars träumt offensichtlich davon, dass in schottischer und vielen anderen Sprachen herauskommt.

Mein Fazit

Gerade Journalisten (und Blogger) sollten, ja müssen sich mit KI-Werkzeugen auseinandersetzen und sie als Hilfsmittel für ihre Arbeit nutzen. Aus meinem Alltag, auch in der Unternehmenskommunikation, kann ich nur berichten, dass KI bei vielen Standardaufgaben ungemein helfen kann. Jedoch ist noch nicht abzusehen, ob und wann KI autonom Texte und Inhalte erstellen kann, die auch wahr und vertrauenswürdig sind. Dort sind noch einige Meilen zu gehen, und das ist auch gut so.

Wer sich mit dem Einsatz von KI-Tools im Journalismus beschäftigen will, dem sei dieser Workshop der Reporterfabrik empfohlen. Auch auf das Whitepaper „Künstliche Intelligenz im Journalismus. Potenziale und Herausforderungen für Medienschaffende“, das von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Recht und Ethik der Plattform Lernende Systeme unter Mitarbeit weiterer Expertinnen und Experten verfasst wurde, möchten wir hinweisen.

Die Podcast-Version

124 – Über Künstliche Intelligenz im Journalismus #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Im November haben verschiedene Journalismusverbände, darunter auch der Deutsche Journalistenverband djv die so genannte Paris Charta veröffentlicht, in denen sie zehn Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Journalismus festhalten. der djv veröffentlichte daraufhin noch ein eigenes "Positionspapier bezüglich des Einsatzes Künstlicher Intelligenz im Journalismus" in dem sie zu einem "sorgfältigen und differenzierten Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus" aufrufen. Wir sprechen darüber.

Die Titelgrafik wurde mit drei Prompts in Dall-E erstellt: In der Mitte ist die Journalistin, der Journalist zu sehen, der Inhalte erstellt, links ist die Faktencheckerin zugange, die auf Fake News prüft und rechts wird das neuronale Netzwerk und KI symbolisiert. Alle Elemente sollten im Stile Dalis kreiert werden.


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