Mensch-Maschine-Schnittstelle: Stehen wir jetzt vor einer Zeitenwende?

Seit einigen Tagen quellen die Nachrichten- und Kommentarspalten von Medien und Blogs über. Und wieder geht es um Künstliche Intelligenz. Zuerst wurde mutmaßt, dass Open AI am Montag (13.5.2024) seine Open AI Suchfunktion ankündigen werde. Und einige haben schon das Ende oder zumindest eine riesige Herausforderung für Google gesehen. „Startet Open AI eine Revolution im Suchmaschinenmarkt?“ titelte beispielsweise die FAZ:

Der ChatGPT-Entwickler Open AI will am Montag wohl eine KI-getriebene Suchmaschine vorstellen – ein Frontalangriff auf Google. Es geht um nicht weniger als die Zukunft des Internets.

Open AI greift Google an: Revolution im Suchmaschinenmarkt?

Und fügt hinzu:

Die Einbindung großer KI-Modelle könnte die Funktionsweise von Suchmaschinen grundlegend verändern – und damit auch die Regeln des gesamten Internets.

Open AI greift Google an: Revolution im Suchmaschinenmarkt?

ChatGPT versteht nun Tastatur, Mikrofon und Kamera

Die neue Suchmaschine wurde dann doch nicht angekündigt, aber ChatGPT-4o (gesprochen auf Englisch four-owh, was man so liest). Dafür erntete der Konzern viele positive Schlagzeilen. Im Tagesanbruch von T-Online wird von Florian Harms der Beginn der Revolution verkündet, denn:

Die KI kann nun viele („multi“) Arten („modes“) von Eingaben erfassen, sogar gleichzeitig. Sie lauscht also dem Ton, beäugt zugleich das Live-Videobild aus der Handykamera und reichert den nackten Text blitzschnell mit den gewonnenen Informationen an. Das Vibrieren in der Stimme, der Hintergrund, das Umfeld, der Gesichtsausdruck – alles fließt ein. Als wäre die Maschine wirklich mit allen Sinnen anwesend.

OpenAI präsentiert ChatGPT-4o: Die nächste Revolution beginnt

Sprachverarbeitung, Bild- bzw. Videoverarbeitung und „sinnliche“ Wahrnehmung. Ich bin sehr gespannt, ob und wie besonders Stimmungen erfasst werden und werde es alsbald (im Home Office) zu testen versuchen, denn diese Funktionen sollen kostenlos zur Verfügung stehen. Natürlich mäkeln einige herum, dass man so etwas aufgrund des Lärmpegels doch nicht im Großraumbüro verwenden dürfe, aber das ist doch jetzt erst einmal einerlei.

Wendepunkt, weil endlich komfortable Interaktion zwischen Mensch und Maschine?

Nicht nur der Sascha Pallenberg postuliert eine Zeitenwende:

Die Vorstellung von GPT-4o markiert fuer mich persoenlich einen Wendepunkt in der Evolution von AI. Mit seiner verbesserten Zugaenglichkeit und den erweiterten Funktionen setzt es neue Massstaebe fuer die Interaktion zwischen Mensch und Maschine.

OpenAI GPT-4o vorgestellt – Erste Analyse!

Doch damit nicht genug. Das Imperium schlug am kommenden Tag auf der Entwicklerkonferenz Google I/O zurück.

Die Suchmaschine bekommt eine „AI Overview“, das sind automatisch verfasste Zusammenfassungen zur Suchanfrage, die oberhalb der Suchergebnisse angezeigt wird. Mit Project Astra arbeitet Google an einer Funktion, die in OpenAIs ChatGPT frisch eingezogen ist – dabei kann man zugleich mittels Kamera und Sprache mit Gemini (dem Chatbot) interagieren.

Google I/O: Video-KI, Suche-KI und noch mehr KI | heise online

Das Ende von Googlen, wie wir es kennen

Die gewohnten Google-Suchergebnisse werden jetzt anders aussehen. Wie von beispielsweise Perplexity.ai gewohnt soll es oberhalb der gewohnten Links – wohl auch der bezahlten Links, die die Google Suche seit geraumer Zeit verseuchen – eine automatische Zusammenfassung geben. Nach den USA soll das bald auch in anderen Ländern zur Verfügung stehen.

Doch was wird das für die Werbeeinnahmen von Google bedeuten, wenn sich Anwender nicht mehr durchklicken? Was bedeutet es für viele Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass Nutzer sie über Google finden? Die beschwichtigt Google erst einmal. Websites von Verlagen, Künstlern und anderen Urhebern würden weiter gefunden und genutzt. Werbung werde weiterhin seinen Platz in der Suche finden. Was bedeutet es für uns Blogger, wenn zwar viele wieder Inhalte verfassen, aber diese über die bisher gewohnte Suche nicht mehr gefunden werden?

Wie entdecken eigentlich neue Leser meine Webseite, wenn Webseiten anzuzeigen für Google und Co. immer unwesentlicher wird?

Das Ende des Suchens – und Findens | Thomas Gigold – Blog

… fragt Thomas Gigold. Google, Open AI, Perplexity.ai, Microsoft CoPilot/Bing und andere als Antwortmaschinen, die ihre Ergebnisse fertig formuliert ausspucken, TikTok, YouTube und Konsorten als umzäunte Gärten, die viele Jüngere gar nicht mehr verlassen.

Womit verdienen die neuen Search Engines und KI-Systeme ihr Geld?

Und was bedeutet das alles finanziell? Wird Google wie es Perplexity.ai getan hat, eine monatliche Gebühr verlangen? Und was bedeutet das für die Verlage und Medien, die noch immer auf ihr Abo-Modell setzen, wenn Zusammenfassungen schon in den Suchergebnissen stehen? Viele offene Fragen. Sicher ist aber, dass „googlen“ nicht mehr das sein wird, was wir nun seit vielen Jahren gewohnt sind:

Der Marktforscher Gartner schätzt, dass traditionelle Suchmaschinen bis zum Jahr 2026 rund 25 Prozent ihres Suchvolumens an KI-Chatbots verlieren werden. Von diesem Kuchen will Open AI ein Stück abhaben. Kampflos wird sich Google aber nicht geschlagen geben.

Open AI greift Google an: Revolution im Suchmaschinenmarkt?

Versteht mich mein iPhone endlich? Und antwortet korrekt

Denken wir auch „mobile“, so wird es sicherlich auch interessant, was Apple auf seinen iPhones tun wird. Wird Siri endlich gut? Kommt auf dem iPhone nun die Open AI Engine wirklich zum Einsatz und was bedeutet das für den Such-Deal mit Google, die an Apple Milliarden zahlen, um bevorzugte Search Engine auf den iPhones zu sein? Und welche Leistung, vor allem welchen Mehrwert bietet Google mit seinem Android-Betriebssystem? Der gesamte Markt ist in Bewegung.

Und kein Artikel, die ich bisher gelesen habe, haben sich damit befasst, was es für diejenigen – gerade die junge Generation – bedeutet, die schon jetzt nicht mehr primär über Google suchen, sondern stattdessen YouTube, TikTok oder Amazon nutzen. Wird KI-empowered Search oder Chatbots bald auch dort Einzug halten? Das ist das, was zumindest zu vermuten ist.

Denkt über Google hinaus an die Generation TikTok

Steffen Voß titelt in seinem Blog vom kontrollierten Niedergang des Web. Ich glaube, der Niedergang des gewohnten Webs, wie wir Ältere es kennen, hat schon sehr lange begonnen und ist bereits in vollem Gange. Soziale Medien haben schon lange das Web verändert, Jüngere nutzen vor allem Videos, meist Kurzvideos und nun kommen Künstliche Intelligenz als Such- und Unterstützungsassistenten hinzu.

Stehen wir nun vor einer Zeitenwende? Seit vielen Jahren lamentiere ich über Siri, das mich nicht versteht, auf dem iPhone, im Auto, in der Wohnung. Kann man nun nach vielen, vielen Jahren endlich Sprache als ultimative und natürlichste Schnittstelle zu all unseren Geräten nutzen? Gehen die Möglichkeiten über „Stell den Wecker auf 7 Uhr“ und „Wie ist morgen das Wetter“ hinaus? Verstehen die mich endlich und geben vernünftige Antworten auf komplexere Fragen und Anweisungen? Die neue Generation von KI-Werkzeugen verspricht Besserung. Schlüssige mit Quellen unterlegte Antworten auf meine Suchanfragen, Antworten, die vor allem stimmen.

Misstrauen wegen Hallunzinationen

Ich träume nicht von einer KI, die meinen Gesichtsausdruck oder meine Stimmlage interpretieren kann. Den Tipps unseres einfühlsamen Freundes werde zumindest ich nicht so bald blind vertrauen. Ich wünsche mir „einfach“ eine funktionierende Mensch-Maschine-Schnittstelle, an der Tastatur, über meine Stimme und Sprache und intelligente Unterstützung bei der Bild- und Videobearbeitung. Zeit ist und wird es.

Ich bin gespannt, was mir die neuen Tools bieten werden. Derzeit bin ich noch skeptisch und misstrauisch. Dazu haben mich alle KI-Werkzeuge von ChatGPT über Google Bard/Gemini bis zu Perplexity AI zu of halluziniert, mich zu oft belogen. Und ich glaube, ich behalte diese Skepsis auch besser bei und prüfe besser die Fakten. Aber ich werde die neuen Tools ausprobieren.

Diesmal fiel es mir schwer, das gewünschte Bild für den Artikel zu liefern. ideogram.ai hat sich gewehrt. Ich bin dann in Gedenken an die Edgar Wallace-Filme beim Butler gelandet, der uns dient. Wir gedenken Klaus Kinski und Eddie Arendt, je nach Geschmack: A stylish black and white cinematic photo of a butler named AI, dressed in a classic 1950s attire. He stands confidently in a spacious hallway, holding a silver tray with a vintage telephone, an microphone, a cinema camera and keyboard. AI’s eyes gaze attentively towards the viewer, ready to answer questions. In the background, there’s a grand staircase and an ornate chandelier, casting a dramatic shadow., photo, cinematic, fashion, vibrant.

Comments

4 Antworten zu „Mensch-Maschine-Schnittstelle: Stehen wir jetzt vor einer Zeitenwende?”.

  1. Ein toller Artikel! Ich hab‘ in den letzten Tagen die News per Video gesehen, mit eindrücklichen Beispielen. Hier zu GPT4-O eine gute Übersicht mit Blick auf die Anwendungen

    Neue Funktionen von ChatGPT ab jetzt kostenlos für alle! (Digitale Profis)

    Die KI kann geradezu unangenehm „emotional“ quatschen!

    Auch Morpheus hat getestet und präsentiert die Highlights:

    GPT4-O: Alle Infos zur neuen GRATIS KI der Extraklasse

    Sehr interessant ist auch sein Video:

    Google I/O: Wenn ALL DAS kommt, dominiert Google ALLES!

    Während alle auf Chat4-O schauen und staunen, wird hier gezeigt, dass Google am Ende doch die besseren Karten im Spiel hat – wegen seines riesigen Ökosystems aus zig Arbeitsanwendungen! Spannend!

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    1. Alles mit Links da! Lieben Dank für die wertvollen Kommentare und Ergänzungen.

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  2. Tja, das war wohl nichts! Die Kommentarfunktion nimmt offenbar keine Links an und macht auch keine Absätze. Ich schreib das alles nochmal kurzs ins Digital Diary.

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    1. Alles mit Links da! Lieben Dank für die wertvollen Kommentare und Ergänzungen.

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