A photograph depicting a colossal figure of Donald Trump, dominating the foreground as a puppet master. His hands firmly grasp strings connected to marionettes shaped like the logos of major media corporations: "Disney", "TikTok", "Meta/Facebook", and "X/Twitter", all suspended and twitching unnaturally. Behind Trump, faint, silhouetted figures of US comedians like Jimmy Kimmel, Rachel Maddow, and Stephen Colbert are rendered as stark cut-out shadows against a darkening backdrop of deep reds and blacks. The scene is dramatically lit with intense orange hues, creating a satirical and unsettling political commentary.

Late Night Shows & TikTok: Trump, der Puppenspieler #Wochenschau

Wochenschau links breit

Wie oft habe ich hier gegen Fake News gewettert? Und dann lese ich einen Bericht, der einfach zu schön war, um wahr zu sein: Der Beitrag erzählt die Geschichte von Rachel Maddow, Stephen Colbert und Jimmy Kimmel, die ihr Zusammenspiel mit großen US-Medienhäusern beendet haben, um eine unabhängige Nachrichtenredaktion namens „The Independent Desk“ zu gründen. Dieser Newsroom operiert ohne Werbekunden und ohne Konzernkontrolle, um unabhängigen, kompromisslosen Journalismus mit Analyse, Satire und Authentizität zu bieten.

Unabhängiger Journalismus unter Druck

Leider alles nur … Fake News. Zu schön, um wahr zu sein. Die Artikel darüber zeigen jedoch, dass es in den USA durchaus noch eine Sehnsucht nach authentischem Journalismus jenseits der Konzernmedien gibt. Unterdessen ist Jimmy Kimmel wieder „on air“. Mit der Absetzung von „Jimmy Kimmel Live“ schien sich Disney dem Druck der Trump-Regierung zu beugen: „Wir können das auf die einfache oder auf die harte Tour machen,“ lautete wohl die Drohung von Trumps FCC-Mann Carr, und Disney spurte.

Nun macht das Unternehmen einen Rückzieher. Bereits am Dienstag soll der Moderator wieder auf Sendung gehen. Ob Kimmels Rückkehr an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, blieb unklar. Die Lage für unabhängigen Journalismus und Meinungsfreiheit in den USA bleibt schwierig, und Trump ist mit seinen Gefolgsleuten dabei, die Medien, die maßgeblichen Einfluss haben, gleichzuschalten. Wir beobachten „eine mediale Entdemokratisierung der USA„.

Der Fokus liegt einerseits auf den sozialen Medien – dazu gleich mehr – andererseits auf den Comedians und Late-Night-Shows, denen in den USA eine besondere Bedeutung in der Meinungsbildung zukommt. Diese sind keinesfalls mit den bei uns so beliebten Talk Shows zu vergleichen, auch nicht mit einem Jan Böhmermann oder der heute show. Sie haben eine ganz andere Reichweite, die sich vor allem nach der Ausstrahlung durch Clips in den sozialen Medien nochmals dramatisch verstärkt. Sascha Lobo dröselt das sehr schön in seiner Kolumne im Spiegel auf (die ausnahmsweise mal nicht hinter einer Paywall versteckt ist).

Comedians und Late-Night-Shows anzugreifen, zielt daher auf die Quelle der erfolgreichsten politischen Inhalte in sozialen Medien, also auf diejenigen Inhalte, die inzwischen zwei Generationen politisiert und politisch informiert haben.

Comedians und Late-Night-Shows zu attackieren, zielt daher auf die Quelle der erfolgreichsten politischen Inhalte in sozialen Medien, also auf diejenigen Inhalte, die inzwischen zwei Generationen politisiert und politisch informiert haben

Quelle: TikTok, Jimmy Kimmel: So funktioniert Donald Trumps mediale Gleichschaltungsstrategie – Kolumne – DER SPIEGEL

Trump inszeniert – wie schon häufig hier im Blog geschrieben – eine TV Reality Show, die äußert polarisierend, aber eben auch unterhaltsam ist. Andere Social Media- und TV-Stars, die gar kritisch sind, stören da nur und müssen mundtod gemacht werden – mit aller Konsequenz:

Ich hasse meinen Gegner, und ich will nicht das Beste für ihn.

Quelle: Trauerfeier für Kirk in Arizona – Trump nennt ihn Märtyrer – zdfheute

Meta aka Facebook aka Instagram von Mark Zuckerberg hat unterdessen ja den Kotau vor Trump gemacht. Elon Musk hat ihn lange mit X massiv unterstützt. Gut, im Moment sind sie nicht mehr die besten Freunde, aber es scheint derzeit auch so zu sein, dass Musk den … einzieht, da Trump für ihn doch zu mächtig ist. Bezos ist mit seiner Washington Post schon lange eingeknickt. Und besagte US-Sender und Medienkonzerne wie Disney haben sich in devoter Gehorsamkeit selbst gleichgeschaltet.

Da hat eigentlich nur eine Plattform wirklich gestört: TikTok, das in chinesischer Hand ist und unterdessen gerade bei jungen Leuten eine besonders wichtige Rolle spielt. Nun scheint er aber wieder einmal einen Deal gemacht zu haben. Jetzt könnten ausgerechnet Trump-nahe Kreise rund um „Oracle“ Larry Ellison die Kontrolle übernehmen – während der Algorithmus in China bleibt. Das klingt nicht nach US-amerikanischer digitaler Souveränität, sondern ist geopolitischer Kuhhandel – aber solange es ihm nutzt. „Make TikTok Great Again“ klingt plötzlich verdächtig nach „Make Trump Rich(er) Again“. Eine Vermittlungsgebühr soll es jetzt wohl doch nicht geben. Warten wir es ab.


Am 25. September 2025 hat Trump das angekündigte Dekret zu TikTok unterzeichnet und gesagt: “I always like MAGA-related. If I could, I’d make it a hundred percent MAGA related.” Aber man were natürlich fair sein.
Am 25. September 2025 hat Trump das angekündigte Dekret zu TikTok unterzeichnet und gesagt: “I always like MAGA-related. If I could, I’d make it a hundred percent MAGA related.” Aber man werde natürlich fair sein.

Doch wahrscheinlich viel wichtiger: Auf einem TikTok als wichtigste Medien-, Kultur-, Informations-, Wissens- und Unterhaltungsplattform junger Amerikaner:innen könnten nun Pro-Trump-Inhalte um den Faktor hundert häufiger ausgespielt werden als Anti-Trump-Inhalte. Trump beeinflusst soziale Medien wie Instagram und TikTok, schaltet die reichweitenstarken US-Sender gleich, indem unliebsame Journalist:innen und Late-Night-Talker entfernt werden, verklagt noch verbliebene „seriöse“ Medien wie die New York Times, die zumindest noch etwas Widerstand leisten.

Gibt es in den USA überhaupt noch eine Chance für eine Gegenöffentlichkeit?

Parallel dazu liefert er in der vernetzten Aufmerksamkeitsökonomie täglich politisches Entertainment, das lustig und empörend ist und damit ideal für durch Algorithmen getriebene soziale Medien. Gibt es also in den USA überhaupt noch einen Platz für eine Gegenöffentlichkeit? Könnten die Late-Night-Talker irgendwo „The Independent Desk“ betreiben und Reichweite erzielen? Angesichts der beschriebenen Strategie, Einflussnahme und medialen Macht von Trump erscheint dies fragwürdig. Und gibt es dann wirklich keine freie Wahl mehr, wie es der US-Demokrat Gavin Newsom befürchtet?


Filmtipp: Die Unbestechlichen mit Robert Redford – Der Watergate-Skandal

An dieser Stelle ein Einschub und Filmtipp: Der kommt eigentlich von Nils Minkmar, der von seinem Newsletter auf den Klassiker „Die Unbestechlichen“ mit dem gerade verstorbenen Robert Redford (und u.a. Dustin Hoffman) aufmerksam gemacht hat. Es gibt derzeit mindestens zwei Gründe, sich den Film nochmals anzuschauen.


Deutschlands junge Generation: Information und Meinungsbildung über TikTok und Insta

Doch schlagen wir die Brücke von den USA nach Deutschland. Auch bei uns spielen soziale Medien in der politischen Information und Meinungsbildung, gerade bei jungen Leuten, eine dominante Rolle. Das hat gerade eine Bertelsmann-Studie nachgewiesen. 74 Prozent der jungen Zielgruppen beziehen mehrheitlich ihre politischen Informationen und Meinungen aus Social-Media-Kanälen wie Instagram und TikTok. Und auch für sie spielt der Algorithmus eine zentrale Rolle, denn die Hälfte der Jungen gibt an, politische Inhalte häufig über den algorithmisch selektierten Feed zu sehen. Dabei vertrauen sie politischen Influencerinnen und Influencern mehr als politischen Organisationen, Institutionen oder Politiker:innen selbst.

Früher war die Zeitung oder die Tagesschau Pflichtlektüre. Heute sind Reels und Clips Pflicht. Früher prägten Leitartikel die Meinung, heute bestimmen Algorithmen, welcher 30-Sekunden-Clip ausgespielt wird. Und was diese Algorithmen favorisieren und belohnen, wissen wir ja. Reichweitenkiller waren übrigens Sozialpolitik, Umwelt und Bildung.


Gestresst und ausgebrannt durch TikTok, Insta und Co

An dieser Stelle sei auf die Studie der Vodafone Stiftung 2025 hingewiesen. Demnach fühlen sich Jugendliche durch soziale Medien wie TikTok, Instagram und Snapchat zunehmend gestresst, ausgebrannt und unter Gruppendruck gesetzt. 73 Prozent verbringen mehr Zeit online, als ihnen guttut; über die Hälfte wünscht sich weniger Nutzung, scheitert aber an den Suchtmechanismen der Plattformen.

Politik und Schulen reagieren bislang unzureichend, während sich Jugendliche mehr Aufklärung und Medienkompetenz wünschen. Fazit der Studie: Das Problem ist kein Mangel an Selbstkontrolle, sondern ein strukturelles – Plattformen profitieren von Abhängigkeit, während Jugendliche den Preis zahlen. Zum Thema Sinnhaftigkeit eines Social-Media-Verbots haben Lars und ich vor kurzem bei #9vor9 diskutiert – und vor allem Weiterbildung gefordert …

Was müssen Politikerinnen und Politiker tun?

Und natürlich müssen sich Politikerinnen und Politiker die Frage stellen, wie sie TikTok und Instagram bespielen. Dass sie es tun müssen, wenn sie junge Wählerinnen und Wähler erreichen wollen, scheint gar keine Frage mehr zu sein. Dass die AfD das geplant tut, zeigt sich immer wieder, gerade wenn im Bundestag bestimmte kurze Redeschnipsel ganz offensichtlich für TikTok gesagt werden: emotional, aufwühlend, meist unsachlich, oft halbwahr oder falsch – aber eben den Algorithmus von TikTok bedienend. Wie können halbwegs seriöse Politikerinnen und Politiker jenseits von breitbeinigem Wurstgefresse in Lederhosen da gegenhalten, möglichst noch witzig, inspirierend, authentisch und auf demokratischem Boden?


Über den Feinschmecker und den Vielfraß

Eigentlich ist es wieder eine Themenausgabe und keine Wochenschau geworden. Aber sei’s drum. Zum Abschluss, nach all den Frust- und Wurstthemen, noch ein Schmankerl, über das ich über Benedikts Blog gestoßen bin. Es geht um Feinschmecker und Vielfräße:

Gourmands: Letzterer gilt in Deutschland als Vielfraß, nicht aber in Frankreich. In Frankreich, kreuzkatholisch wie Italien ist da ganz anders. Dort ist der Gourmand sehr positiv besetzt, gilt als genussfreudig, leidenschaftlich, auch ab und an über das Vergnügen hinaus. Er ist so wie ich, ein Genussmolch.

Gourmand? – Gourmet? – Restaurant Wielandshöhe – Vincent Klink

Das 60-Sekundenvideo zum Clips aus Late Night Shows – veröffentlicht auf YouTube, TikTok und Instagram

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