
Dann doch zum Jahresende noch eine Wochenschau mit Themen und Links, die mich berührt und beschäftigt haben. Ich danke allen „Mitbloggerinnen“ und „Mitbloggern“, die meine Blogperlen 2025 kommentiert haben oder in ihren Beiträgen auf mich verwiesen haben, und wünsche Euch allen ein friedliches neues Jahr. Hoffen wir alle, dass es im kommenden Jahr gut geht und einige wieder ihren Verstand einschalten. Vor allem müssen wir uns alle auf das besinnen, was wir in Deutschland haben: eine freiheitliche Demokratie und weiterhin hohen Wohlstand.
Strukturwandel: Bei mir? Nein, danke
Viel zu oft wird das vergessen, und die verschiedenen Interessengruppen aus Wirtschaft und Gesellschaft verteidigen mit Klauen und Zähnen ihre Besitzstände, auch wenn es zu Lasten unserer Gesellschaft geht und den rechten Hassern und Demokratiefeinden in die Hände spielt. Gerd Braunberger kommentiert in der FAZ das Handeln der derzeitigen Politik und Regierung:
Die gemäßigte Politik, die ihre Wähler – seien es, um aktuelle Beispiele zu nennen, Rentner oder Landwirte – vor dem Wandel bewahren will, besitzt keine Fortschrittserzählung. Aus diesem Grund droht der Populismus zu gewinnen.
Könnt ihr auch keine demonstrierenden Bauern mehr in Berlin oder Brüssel sehen? Anne Kokenbrink seziert in ihrem Kommentar, was bei den Bauern falsch läuft.
Jahrzehntelange Subventionen in der Landwirtschaft haben Überkapazitäten geschaffen und Preise hervorgebracht, die langfristig finanziell nicht nachhaltig sind. Die Agrarpolitik hält ineffiziente Strukturen künstlich am Leben und hemmt den Strukturwandel …
Lebensmittelpreise: Die Bauern und die Billigpreise | Anne Kokenbrink | FAZ | 27.12.2025
Statt bäuerliche Leistungen beispielsweise stärker an Leistungen für die Umwelt zu koppeln, wird weiterhin durch die EU reguliert, die Bürokratielast wächst. Eine unheilige Allianz von Bauern und Politikern verhindert gefühlt seit Jahrzehnten notwendige Reformen. Keine Partei traut sich wirklich, dagegen etwas zu tun.
Genau solche Interessengruppen und Verkrustungen gibt es gefühlt überall. Jeder verteidigt seinen individuellen Besitzstand. Natürlich fällt mir neben den Bauern besonders die deutsche Autoindustrie ein. Auch hier wieder unheilige Allianzen und eingeknickte Politikerinnen und Politiker, die „bewahren“ statt zu reformieren.

Die stumme, erschöpfte Mitte ohne Narrativ
Gerd Braunberger hat Recht: Wir brauchen wieder eine Fortschrittserzählung, ein emotionales demokratisches Narrativ, hinter dem sich die Mehrheit der Bevölkerung aufstellen kann. Und wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die das auch glaubhaft vertreten. Wir brauchen eine Mitte der Gesellschaft, die sich aktiv und vernehmlich wehrt und unsere Demokratie verteidigt, gegen Putin, gegen Trump und die US-Tech-Oligarchen und natürlich gegen die rechtsextreme AfD. Horst bringt es sehr treffend auf den Punkt:
Vielleicht liegt genau hier der Kern des Problems. Nicht in der Lautstärke der AfD, sondern in der Erschöpfung der Mitte. In ihrer Lustlosigkeit, sich selbst zu erklären, zu verteidigen, zu ordnen. Eine Brandmauer, die nicht mehr geglaubt wird, stürzt nicht durch Angriffe ein. Sie zerbröselt von innen.
Und ja, Vergleiche mit geschichtlichen Ereignissen sind schwierig, trotzdem bin ich als Historiker der Meinung, dass wir die jetzige Bedrohung unserer Demokratie von innen und außen mit der Weimarer Republik vergleichen können, ja müssen. Demokratinnen und Demokraten müssen sich viel konsequenter wehren gegen all die oben genannten Interessengruppen, die ihr Eigeninteresse über das Wohl unserer Gesellschaft stellen und denen unsere Freiheit und Demokratie egal ist, solange sie profitieren.
2025: Das Jahr der US-Tech-Oligarchen
Beim Thema Profit sind wir schnell bei den US-Tech.-Oligarchen, die den Kotau vor Trump vollzogen haben. Der Rubel beziehungsweise die Dollars müssen rollen. Auch hier versagen deutsche und europäische Politiker. Politikerinnen und Politiker lassen sich weiter von Lobbyisten der US-Tech-Oligarchen bestechen, sodass wir nicht digital unabhängiger werden. Gerade jetzt versuchen sie den Deutschland-Stack aufzuweichen, mit dem wir eigentlich mehr Unabhängigkeit unserer IT-Systeme erreichen wollen.
Einige Schlagzeilen, die ich nicht weiter kommentieren möchte:


Die Selbstgefälligkeit der US-Tech-Oligarchen ist unerträglich.
Warum wir Journalisten brauchen, die lange und genau hinsehen
Christian Stöcker schreibt in seiner Kolumne im Spiegel darüber, wie ausgerechnet die Zeitschrift „Vanity Fair“ ein Gespräch mit seiner Stabschefin und entlarvenden Fotos das System Trump bloßstellt. Sie haben genau lange und genau hingesehen:
Die entlarvende »Vanity Fair«-Story über Trumps Umfeld, die Bilder des Fotografen Christopher Anderson – sagt viel über das künftige Verhältnis von Journalismus und KI. Diese Art von Journalismus wird keine KI je ersetzen können. KI blickt nicht hinter die Kulissen. Wenn Journalismus aber durch PR ersetzt wird, Tiefe durch Oberfläche, Qualität durch AI-Slop – dann ist die Demokratie in Lebensgefahr.
Diskussionskultur heute, auch in der Blogosphäre
Nicht nur im Journalismus wird über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz diskutiert, auch in unserer kleinen Blogosphäre. In dieser gerade heiß geführten Diskussion fehlt mir bei allem Engagement und der Lust an der Diskussion einfach die Gelassenheit. Oder wie Herr Tommi es schreibt.
Ich glaube, den Pfad einer sachlichen Diskussion über KI haben wir verlassen. Das Thema hat mittlerweile was von Linux/Windows oder vegan/nichtVegan. Es wird aufs Messer der eigene Standpunkt vertreten. Und am liebsten hackt man dann auf den Kleinen rum.
Kurzgedanken: KI Diskussionen – es wird unschön – Jansens Pott
Disclaimer: Ich nutze auch hier im Blog KI-Werkzeuge und ich stehe dazu. Kein Text ist hier bisher komplett von einer KI geschrieben, und das wird auch so bleiben.
„Social“ Media: 2026 wird es nicht besser
Gerade auch in den sozialen Medien erleben wir, wie man KI nicht einsetzen sollte. Die Flut an KI-generiertem Schrott, Fake- und Hate-Videos sowie Fake-News ist sintflutartig. Trotz oder gerade wegen des Schrotts wird Social Media nicht sterben, meint auch Mr. Clicko Matthias Schüssler:
Sie erwiesen sich in der Vergangenheit als hartnäckig. In der Politik sind sie zu einem so grossen Machtfaktor geworden, dass selbst Politikerinnen und Politiker mit echten Vorbehalten diese Plattformen zur Selbstdarstellung nicht mehr missen wollen.
Eine Prognose wage ich jedoch schon: Es wird auch 2026 schlimmer, nicht besser werden.Die sozialen Medien 2025: KI-Müll und noch mehr Hass als früher – Clickomania
Vielleicht sollten wir einfach aufhören, von sozialen Medien zu sprechen. Sozial sind sie schon lange nicht mehr. Der soziale Faktor ist leider verloren gegangen.
Heftig durchgeschüttelt, aber der moralische Kompass hilft
Puuuhhh. Wenn ich das jetzt so lese, fällt es mir schwer optimistisch und hoffnungsvoll in das Jahr 2026 zu blicken. Ich schüttele den Kopf über diejenigen, die einfach dämlich sind und auf rechtsextremen Parolen und Lügen hereinfallen. Doch noch mehr schüttele ich ihn über diejenigen, die frustriert sind und deshalb ihre Stimmen den Rechtsextremen geben. Sie führen sich nicht vor Augen, was sie auch für sich selbst aufs Spiel setzen, denn Lösungen haben die Rechtsextremen nicht. Sie haben nur Hass, Gewalt und Parolen – und Freunde in Moskau und bei MAGA.
Bei all dem Geschüttele schüttelt es mich. Ich wäre sehr gerne optimistischer für das kommende Jahr. Aber aufgeben zählt nicht. Es gibt immer noch genug vernünftige, herzensgute Menschen, die zueinander stehen, miteinander lachen, sich helfen, wenn es darauf ankommt, die einen moralischen Kompass haben, die an humanistische, demokratische, mitmenschliche Werte glauben und so handeln. Diesen Zusammenhalt müssen wir bewahren und verteidigen. Wir haben sehr viel zu verlieren: Freiheit, Demokratie und auch einen Wohlstand, um den uns sehr viele beneiden. Deshalb müssen sich diejenigen wehren, die weiter so im Frieden leben wollen, wie wir es in den letzten Jahrzehnten getan haben. Ein frohes, friedliches 2026.


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