SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft!

Wohl gebrüllt, Löwe. Sascha Lobo fordert die SPD auf, sich endlich dem Thema Technologie und digitale Gesellschaft zu widmen – und sich dort zu differenzieren. Das Dilemma der SPD und vieler Gewerkschafter und Betriebsräte fast er hier schön zusammen.

Die SPD sollte doch die Partei der Arbeit sein – aber das Arbeitsbild der SPD stammt auch 2018 noch aus dem 20. Jahrhundert. Es ist nicht auf eine Weiterentwicklung des Arbeitsbegriffs ausgerichtet, sondern auf eine Eingemeindung der Digitalisierung in den alten Arbeitsbegriff. Das Netz wirkt auf Arbeit gleichzeitig im besten und im schlechtesten Sinne flexibilisierend, … Die SPD empfiehlt dagegen Tarifverträge … In einer Zeit, in der nicht viele Leute wissen, ob es ihren Job in zehn Jahren noch so gibt. Und ihre Chefs auch nicht.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Ich weiß, man kann und sollte SPD, Gewerkschaften und Betriebsräte sicher nicht in einen Topf werfen. Trotzdem scheint mir die Geisteshaltung oft sehr verwandt, was ja auch bei vielen gemeinsamen Wurzeln und Werten nicht wirklich verwundert. So ist das auch hier zitierte Beispiel E-Mail-Verbot, das wohl die Porsche-Betriebsräte fordern, für mich ein Beispiel, wie man versucht, mit den falschen, gestrigen Mitteln heutige reale Probleme zu lösen, statt sich mit dem Wandel auseinanderzusetzen und ihn zu gestalten. Sascha stellt die Herausforderungen der Digitalisierung in den Zusammenhang mit der SPD Geschichte, mit Lasalle und dem Godesberger Programm.

Die dringend benötigte, zugkräftige Vision – die Linke nicht verschreckt, aber Konservativen ausreichend attraktiv erscheint – könnte nur die Vision einer stabilen digitalen Gesellschaft in einer europäischen, liberalen Demokratie sein. Es wäre eine progressive Vision, die digitalen Fortschritt nicht primär als Regulierungsfrage, Bedrohung oder bloß als weiteres Instrument im Werkzeugkoffer betrachtet, sondern als Chance. Es würde in dieser Vision formuliert, wie im digitalen 21. Jahrhundert Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität konkret aussehen und wie sie für alle erreicht werden könnten.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen. Die Betonung liegt auf konstruktiv, nach vorne blickend – nicht mit Verboten und Rezepten der „alten“ Arbeitsgesellschaft. Dann hätte sie sicher bei vielen Wählern wieder eine Chance.

Aber vielleicht liege ich ja komplett daneben und Axel Oppermann hat Recht: Die 28-Stunden-Woche und das E-Mail-Verbot müssen umgehend her!

(Stefan Pfeiffer)

Comments

7 Antworten zu „SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft!”.

  1. Ich stamme aus einem 600-Seelen-Dorf (Bissenberg) in Mittelhessen, wo traditionell immer SPD gewählt wurde (wohl auch in dunklen deutschen Zeiten). Das prägt und impft eine gewisse Grundsympathie ein, die durch einen Willy Brandt und vor allem einen Helmut Schmidt (trotz NATO Doppelbeschluss) verstärkt wurde. Muss mal dringend checken, wie heute die Wahlergebnisse dort sind …

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  2. […] scheint es aber am politischen Willen und in vielen Parteien oft auch an der digitalen Kompetenz zu fehlen. Gerade in den großen Parteien, die ja auch gegen ein Lobbyisten-Verzeichnis sind […]

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  3. […] Wahlen abgestraft wird und es wirklich schafft, sich inhaltlich – siehe beispielsweise meinen Beitrag zur Einstellung der SPD zu Digitalisierung – und auch personell zu […]

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  4. […] über SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft! – St… […]

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  5. Sie schreiben „.. Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen ..“ – und ich frage mich, ob das wirklich die wichtigste Herausforderung ist der sich diese Partei stellen muß.

    Mir fallen da zunächst zwei Felder ein, die ursprünglich ‚Sozialdemokratie‘ definiert haben:
    1. Eintreten für und Schutz von Arbeitnehmerrechten;
    2. Sicherstellung einer gerechten Teilhabe derer, die Werte durch Arbeit schaffen.

    Seit den Regierungen Schröder wurde genau diese Kernkompetenz ins Gegenteil verkehrt und der Abstieg der Partei besiegelt.

    Frei nach Brechts Satz „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ könnte man formulieren „Erst kommt der Lebensunterhalt, dann die digitale Freizeitbeschäftigung“. Bei allem Verständnis ihrer Prioritäten – die aus ihrer beruflichen Perspektive verständlich sind – gibt es doch grundsätzlichere Themen deren Lösung vorrangig erscheint, um überhaupt die Muße und Konzentration aufzubringen sich der Digitalisierungsproblematik zuzuwenden.

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  6. […] zur Digitalisierung geäußert. Angelehnt an Sascha Lobo forderte ich im Januar 2018, dass die SPD die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen solle, sich zu differenzieren un…. Zur Hessenwahl habe ich nochmals im Oktober nachlegt. Die/den Visionär der SPD zum Thema […]

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  7. […] Wahlen abgestraft wird und es wirklich schafft, sich inhaltlich – siehe beispielsweise meinen Beitrag zur Einstellung der SPD zu Digitalisierung – und auch personell zu […]

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