Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Jahrelang habe ich mit Collaboration-Werkzeugen außerhalb der Microsoft-Welt gearbeitet*. In meiner Zeit bei IBM war ich lange für das deutsche und zentraleuropäische Marketing der Lotus-Produkte zuständig: Lotus Notes, Connections, Sametime und so weiter. Nachdem IBM den Bereich an HCL verkauft hat, wurden in der IBM Slack, Trello und Box eingeführt und auch die Werkzeuge habe ich intensiv genutzt.
Nun bin ich ja im vergangenen Jahr zu Kyndryl gewechselt und hier steht nun in den kommenden Wochen und Monaten der komplette Wechsel in die Microsoft-Welt an. Outlook nutzen wir schon geraume Zeit, aber jetzt kommen auch alle anderen Werkzeuge in den produktiven Einsatz und ich baue derzeit – man mag es kaum glauben – die deutsche Intranet-Präsenz mit Sharepoint Online. Sachen gibt’s …
Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich Kommunikation und Zusammenarbeit immer gelebt habe. Das haben nicht nur meine beruflichen Stationen mit sich gebracht, in denen ich für die MIS Kommunikations- und Dokumentenmanagement-Lösungen verkauft oder bei FileNet Enterprise Content Management vermarktet habe. Immer war ich der Meinung, dass Teilen von Wissen und Informationen und intensiver Austausch, intensive Kommunikation allen gut tun, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Unternehmen.
Fifteen years ago, the excitement around enterprise collaboration was palpable. When Facebook and Twitter first went mainstream in the mid 2000s, the earliest practitioners of “enterprise 2.0” and the “digital workplace” believed we could deploy microblogging, likes and commenting to fundamentally change the world of work (and kill email along the way).
Source: The End of the Social Collaboration Experiment
Einige Zeit wurde das in der Branche unter dem Begriff Enterprise 2.0, dann in der IBM Social Business vermarktet. Gut, dieser Terminus hat und hatte so seine Tücken, denn Social Business kann man à la Yunus auch ganz anders verstehen. Doch die Mechanismen des sozialen Netzwerkens, wie wir es vor Jahren mit den ersten Social Media-Tools kennengelernt haben, schienen mir vor dieser Welle sinnvoll für das tägliche Arbeiten. Teilen von Informationen statt Herrschaftswissen, offene Kommunikation und Diskussion statt hierarchischer Ansagen, statt “Command and Control”.
Carrie Basham Young, die ich oben zitiere, verkündet des Social Collaboration Experiments. Sie postuliert ein neues Paradigma: die Lieferkette oder Supply Chain, in der Informationen möglichst reibungslos fließen muss.
I now believe that collaboration should be treated more like a supply chain problem, where information is the product in demand, and the logistics of information transfer must be seamless, fast and efficient. Let people use the tools or processes they need to get work done, and IT shouldn’t fret over controlling every aspect of the flow.
Source: The End of the Social Collaboration Experiment
Na ja, den großen Unterschied sehe ich nicht unbedingt. Zusammenarbeit und Kommunikation scheitern an Managerinnen und Managern, die eben kontrollieren und befehlen wollen, ebenso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aus verschiedenen Gründen nicht “mitmachen”. In der Computerwoche ist gerade ein Artikel über die 5 schlimmsten Kollegen vom Über-Versprecher über den Verantwortungsschieber, den Fremdfederschmücker und den Makel-Magnaten bis zum Aussteiger am Arbeitsplatz geschrieben, die Collaboration boykottieren oder erschweren.
Hybrides Arbeiten daheim und in Büros macht die Situation nicht einfacher. Andrew Pope lässt sich in seinem Artikel auf CMSWire über hybride Arbeitsmodelle aus (und prangert die Meeting-Flut an, quasi ein Nachgang zu unserer #9vor9-Diskussion). Er schreibt Führungskräften, die beim Thema Zusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen, folgendes ins Stammbuch:
Digital leaders today are not about assigning tasks or approving leave. They are about sharing goals, facilitating conversations, connecting people and aligning outcomes. They are about building trust. Without trust, hybrid working will never be flexible. Work will remain that crappy thing that owns us all week.
Always On, Too Many Meetings: Is This the Future of Hybrid? – Andrew Pope on CMSWire
Meine Erfahrung der letzten Jahre: Wir bohren ein dickes Brett und man muss fast täglich Zusammenarbeit vorleben und Kolleginnen und Kollegen vom Nutzen transparenten Informationsaustausches überzeugen. Und das werde ich auch in einer Welt mit Microsoft-Tools weiter tun. Wie hat es mein ehemaliger Kollege Peter Schütt so treffend geschrieben: Teilen muss man wollen. Ich habe es für die Überschrift etwas erweitert. Teilen, kommunizieren, sich austauschen wollen muss man wollen – und eben vorleben.
* Zufällig bin ich über einen Artikel von 2011 gestoßen, in dem ich meine Collaboration-Historie ausführe, vom Personal Information Manager PackRat über Dokumentenmanagement mit DOCS Open zu FileNet und schließlich Lotus. Eine lange Zeit …
Teilen und sich austauschen muss man wollen oder mein neues Collaboration-Experiment – Und ich zitiere @tomorrowspope, @carrieyoung und @schu #Collaboration #Communication
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