Wer zur Republica fährt, weiß: Die beste Programmplanung ist die, die man nach zehn Minuten im Hof der Station Berlin wieder über den Haufen wirft. Zwischen Leuchttürmen in roten Hemden, Blogger-Meetings und der Frage, ob man nun wirklich vier Sessions gleichzeitig besuchen kann, bleibt vor allem eines: die Freude am Wiedersehen und am gepflegten Austausch – gern auch mit Lars bei alkoholfreiem Bier, also für Lars. Unser Vorbereitungs-Podcast #9vor9 zur Republica 2025 #rp25.
Politik-Alarm: Friedrich Merz, Minister- und -innen und die Generationenfrage
Dieses Jahr wird es wieder politischer, meint der Lars: Die Bundesregierung ist mit Friedrich Merz (Montag, 26.5., 13 Uhr), diversen Ministern und Ministerinnen und weiteren bekannten Gesichtern prominent vertreten. Karsten Wildberger, frischgebackener Digitalminister und Quereinsteiger aus der Wirtschaft, wagt sich auf die Bühne der republica 2025 und präsentiert unter dem vielsagenden Titel „Digitalministerium als Start-Up“ seine Vision vom deutschen Staat als hippe Tech-Bude – inklusive agiler Verwaltung, disruptiver Aktenvernichtung und vielleicht sogar WLAN im Kanzleramt. Weil ich wissen will, ob künftig auch der Amtsschimmel im Hoodie arbeitet und wie viele Buzzwords in einen Ministervortrag passen, werde ich mir seinen Auftritt am Dienstag um 11:15 Uhr nicht entgehen lassen!
Sein Staatssekretär Philipp Amthor bleibt dem Ganzen wohl fern – vielleicht, weil er ahnt, dass die Häppchen beim Empfang nicht nach seinem Geschmack sind. Zumindest konnten wir einmal keine Information finden, dass er einen offiziellen Auftritt hat. Vielleicht schleicht er sich aber doch rein? Als Staatssekretär, dessen Hauptzuständigkeit im Bereich Staatsmodernisierung und Bürokratieabbau liegt, müsste er eigentlich auf der wichtigsten deutschen Konferenz rund um Digitales präsent sein. Aber vielleicht erfordert die Koordination von Projekten zur digitalen Transformation der Verwaltung seine unverzichtbare Präsenz im Ministerium?
Blogger-Treffen: Graue Eminenzen und die Suche nach TikTok-Influencern
Das Motto der diesjährigen republica ist „Generation XYZ“ und lädt zum generationenübergreifenden Diskurs ein – Boomer ausdrücklich willkommen. Das beruhigt mich ungemein. Der Austausch zwischen Jung und Alt, zwischen progressiv und konservativ, steht im Zentrum. Und ja, auch die politisch Verantwortlichen von CDU und sogar der FDP dürfen sich der Kritik des republica-Publikums stellen.
Austausch zwischen Jung und Alt steht auch im Mittelpunkt eines Pflichttermin für alle Bloggenden: Das Blogger-Treffen der Generationen am Montag um 17:30 Uhr, das Thomas Riedel organisiert hat. Hier treffen sich die „grauhaarige, alte, weiße Männer und einige Powerfrauen“ – so meine süffisante Selbstbeschreibung – und hoffen auf frischen Wind von TikTok- und Insta-Bloggerinnen und Bloggern. Die Blogosphäre sucht die Brücke zur Jugend, aber ob sie sie findet? Man darf gespannt sein.
Themenvielfalt: KI, Digitalisierung, Social Media & Demokratie
Die Republica bleibt ihrer DNA treu: Netzpolitik, digitale Gesellschaft und der Schutz der Demokratie stehen im Fokus. KI, Digitalisierung und Social Media werden breit diskutiert – vom Kommunikationsproblem der digitalen Boheme über Journalismus bis zu Rechtspopulismus. Apropos Kommunikationsproblem der digitalen Boheme: Das ist ein Thema, dem sich jetzt Markus Beckedahl mit seinem Zentrum für Digitalrechte und Demokratie widmen will. Markus ist mit Marc-Uwe und Karsten so busy, dass er leider keine Zeit für einen Podcast zum Thema hat. Aber vielleicht ja nach der Republica?
Natürlich wird auf der republica auch über Mastodon und das Fediverse zu sprechen sein. Die von einigen Bloggern geäußerte harsche Kritik an der Intoleranz und der Kleingärtnermentalität einiger „Mastodonianer“ im Fediverse fand ich überzogen. Die ist zweifelsfrei vorhanden, doch anstatt daran rumzukritteln, sollte man meiner Ansicht nach seine Energie daran setzen, ein tolerantes, vielfältiges und vor allem unabhängiges Fediverse mit guten Inhalten und namhaften Playern zu bauen.
Es ist meiner Ansicht nach unsere letzte Chance auf ein wirklich unabhängiges soziales Netzwerk jenseits von Zuckerbergs Threads, dem US-Anbieter Bluesky und den Propagandaplattformen von Murks und dem Trampeltier. Deshalb unterstütze ich voller Überzeugung die Initiative Save Social – und freue mich schon darauf, Marc-Uwe Kling am Dienstag um 17:30 Uhr auf dem Podium zu Save Social – Wie bekommen wir ein besseres Netz? zu hören. Wer weiß, vielleicht bringt er sogar das Känguru mit, und ich kriege ein Autogramm von ihm (also dem Känguru).
IT-Industrie und Wirtschaft? Eher Fehlanzeige
Lars und ich haben uns auch einmal die Partnerliste der republica angeschaut und sehen bestätigt, was republica-Mitgründer Andreas Gebhard im Gespräch mit uns geäußert hat: Es ist schwierig, Partner aus der IT-Industrie und Wirtschaft zu finden. Deren Metrik lautet nun einmal primär, Leads zu generieren, statt Partnerschaften und den Dialog mit den digitalen Vordenkerinnen und Vordenkern zu suchen. Aus meiner Erfahrung bei IBM, die ich mehr als zur republica getragen habe, kann ich darüber ein Lied singen. Also glänzen die großen Tech-Konzerne durch Abwesenheit. Google und TikTok sind als Partner dabei, Meta, Apple oder Microsoft nicht.
Empfehlungen & Survival-Tipps
Noch einige Empfehlungen & Survival-Tipps:
- Programmplanung? Nett gemeint, aber bleibt flexibel – der Hof ruft!
- Blogger-Treffen nicht verpassen, auch wenn’s nach Klassentreffen klingt.
- Kopfhörer einpacken: Einige Sessions kann man über Kopfhörer verfolgen.
- Nachhaltigkeit ist Trumpf: Zero Waste und Bahn statt Flieger. Bringt den eigenen Laneyard mit!
- Lasst euch überraschen – und nehmt euch Zeit für spontane Begegnungen.
Die Wettervorhersage
Wer zur re:publica nach Berlin reist, sollte wettertechnisch auf alles gefasst sein: Zwischen 9 und 19 Grad pendeln die Temperaturen, mal Sonne, mal Wolken, und ein gelegentlicher Schauer ist so sicher wie die nächste Session im Hof. Das Motto lautet also: Zwiebel-Look ist Pflicht, Regenschirm und Sonnenbrille teilen sich einen Platz im Rucksack und wir diskutieren notfalls auch mit leicht feuchtem Popo weiter. Wer den Hofbesuch plant, braucht Flexibilität – und Humor, denn das Wetter macht in Berlin traditionell, was es will.
Ausblick
Die republica 2025 ist ein Fest der Begegnungen, der politischen Debatte und der digitalen Selbstvergewisserung. Wer sich auf das Chaos einlässt, wird belohnt – mit neuen Kontakten, spannenden Sessions und der Erkenntnis, dass die besten Momente oft abseits der Mainstage passieren.
Ach ja: Vielleicht nehmen wir eine Folge #9vor9 auf der re:publica auf. Mal schauen, wen wir treffen, wer Zeit hat und was sich ergibt. Ganz sicher werden wir auf das Digital-Festival bei #9vor9 zurückschauen. Und wir sind selbstverständlich offen für neue Kontakte und Themen für unseren kleinen, aber feinen Podcast. Wir sehen uns in Berlin!


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