Die Digitale Kluft ist ein Problem für Deutschland #9vor9

9vor9 breit

Wir haben es riskiert. aus dem Strandkorb aus Sylt mit eingeschränkten technischen Möglichkeiten, sprich, ich habe nur ein iPhone und AirPods im Ohr, nicht wie sonst ein vernünftiges Mikrofon. Unser Thema: Der Weizenbaum Report 2024, der nun zum fünften Mal in Folge erschienen ist und in einer Längsschnittstudie das politische und soziale Engagement von Bürgerinnen und Bürgern sowohl offline als auch im Internet untersucht.

Der knüpft in vielerlei Beziehung an einige unsere Podcasts von an. Dort haben wir über beispielsweise über Lokaljournalismus und Paywalls gesprochen, die den Zugang auf (Zeitungs-)Artikel behindern. Ein Ergebnis des Reports ist , dass Zeitungen und Zeitschriften In den letzten Jahren als wichtige Informationsquellen an Bedeutung verloren haben. Nur noch 43 Prozent der Befragten informieren sich regelmäßig durch Zeitungen.

Ältere glotzen TV – Jüngere sind im Netz

Hier stellt sich mir einmal mehr die Frage, ob die Verlage nicht über alternative Finanzierungsmodelle, Micropayment und neue, auch die jüngeren Generationen interessierende Formate nachdenken und sich reformieren müssen, statt lauthals nach staatlicher Hilfe zu schreien. Der Verweis auf die Öffentlich-Rechtlichen, die u.a. mit lokaler Berichterstattung Konkurrenz machen, ist für mich in hohem Maße das eigene Versagen einzugestehen.

Quelle: Weizenbaum Report 2024 (PDF-Download)

Fernsehen bleibt mit 74 % als wichtigste Informationsquelle stabil, ist noch immer und das ziemlich konstant die meist genutzte Informationsquelle, um sich politisch zu informieren. Dies macht für mich deutlich, wie wichtig es ist, in Deutschland einen unabhängigen Öffentlichen Rundfunk zu haben, der qualitativ hochwertig berichtet und vor allem vom Einfluss von Rechtsextremen unbedingt freigehalten werden muss. Allerdings ist es mehr und mehr ein Medium der Älteren, so dass auch die TV-Sender aktiv ins Netz gehen müssen, um die jüngere Generation abzuholen

Das Netz besser nutzen

Das Internet ist an zweiter Stelle hinter TV, zeigt jedoch keine Zunahme mehr. Etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland nutzen das Internet mindestens mehrmals pro Woche, um sich über politische Themen zu informieren. Bedenklich ist, dass es laut Befragung eine „digitale Kluft“ bei der politischen Informationsnutzung gibt. Das Internet wird stärker von Männern (79 Prozent gegenüber 59 Prozent Frauen) und Menschen mit höherer Bildung und höherem Einkommen genutzt. Vereinfacht und plakativ gesprochen gucken die Älteren fern und die Jungen treiben sich im Netz herum. Nicht wirklich erstaunlich.

Nur 51 Prozent der Menschen mit Volks- oder Hauptschulabschluss nutzen das Netz und mir stellt sich die Frage, welche Informationsquellen sie dann lesen oder sehen. Mich erinnert das an die vergangenen Jahrzehnte, in denen viele Arbeiterinnen und Arbeiter durch Springer ge-BILD-et, besser verblödet wurden.

Politische Teilnahme: Ändert sich das Bild in diesem Jahr? Nötig wäre es

Der Weizenbaum-Report hat auch erfragt, wie die Deutschen sich politisch beteiligen. Demnach gingen 2023 traditionelle Partizipationsformen wie Demonstrationen oder Kontaktaufnahme mit Politikern tendenziell zurück, während digital vernetzte Formen beliebter wurden. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Zahlen für 2024 angesichts der Massenproteste gegen Rechts und einer deutlichen Zunahme von Parteieintritten präsentieren werden. Mehr Engagement für die Demokratie, ob auf der Straße, in Parteien und Politik oder im Netz ist auf jeden Fall notwendig, um unsere Demokratie zu verteidigen.

Ein Ergebnis, das nicht übergangen werden sollte: Die Deutschen spenden wohl angesichts der schwierigeren wirtschaftlichem Situation weniger.

Auch das Thema Hasskommentare und Fake News wird im Weizenbaum-Report aufgegriffen. Auch hier klappt die Altersschere auf: Die junge Generation nimmt solche Posts eher wahr und das nimmt mit dem Alter deutlich ab (bei denen, die eben nicht so oft im Netz sind). Jüngere gehen auch eher gegen diesen Schund vor, was zu erwarten war. Hier wird sicherlich interessant zu beobachten sein, ob und welchen Einfluss die neue europäische Gesetzgebung haben wird, die ja den Plattformkonzernen empfindliche Strafen androht, falls die Hass, Hetze und Falschmeldungen nicht zügig entfernen.

Auch beim Thema KI ein Digital Divide

Bei keiner Umfrage darf heutzutage das Thema KI fehlen und auch der Weizenbaum-Report hat danach befragt. Während die Künstliche Intelligenz (KI) in den vergangenen Jahren rasant an Bedeutung gewonnen hat, scheint sich die Stimmung ihr gegenüber in Deutschland etwas zu trüben. Die Bevölkerung ist im Vergleich zu 2022 etwas skeptischer gegenüber KI eingestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einstellung der Deutschen zu KI weiterhin von einem gewissen Grad an Skepsis geprägt ist. Diese Skepsis ist besonders ausgeprägt bei Geringverdienern, Älteren und weniger Gebildeten. Jüngere und besser gestellte Menschen zeigen sich dagegen weiterhin offen und optimistisch gegenüber den Möglichkeiten von KI.

Eingesetzt wird KI nach der Befragung vor allem in der Freizeit. Die Nutzung in Bildung und Beruf fallen demgegenüber deutlich ab. Dies erscheint angesichts der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands durchaus bedenklich. KI hat derzeit noch keine signifikantren Auswirkungen auf die Arbeitswelt sowie auf die Art und Weise des Lernens.

Digitaler Kluft als Risiko für unsere Demokratie

Was gibt uns der Report insgesamt mit? Der Digital Divide, die digitale Kluft klafft in vielen Bereichen, von der Nutzung von Informationsquellen zur politischen Information über das Thema Fake News und Hate Speech bis hin zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Ist eine Altersschere bei vielen der Themen nur natürlich, so erregt die Schere zwischen Menschen mit höherer Bildung und höherem Einkommen und denen, die nicht so gut gestellt sind, erhebliche Besorgnis. Denn gerade hier ist es wichtig, dass Kenntnisse erworben und sachliche politische Information ankommt, damit braunen Nepper, Schlepper und Bauernfänger nicht im Trüben fischen, Meinung machen und Wählerstimmen gewinnen. Schule, Weiterbildung und Politik sind ebenso gefragt wie Nachbarschaft und Familie, damit entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden.

138 – Über politische Partizipation in Deutschland, online und offline #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Diese Woche gibt's eine besondere Folge 9vor9; besonders, weil sie teilweise am Strand in Sylt aufgenommen wurde, wie man auch an der ein oder anderen athmosphärischen Störung bei Stefans Tonspur hören kann. Stefan befindet sich im Norden in der Reha, was ihn und uns jedoch nicht davon abhält, um und für 9vor9 zur Verfügung zu stehen. Diese Woche sprechen wir über den aktuellen Report des Weizenbaum-Instituts zum Stand der politischen Partizipation in Deutschland. Es geht um die Veränderungen in der politischen Beteiligung im Allgemeinen und die Nutzung digitaler Räume im Besonderen: eine digitale Kluft bei der politischen Mediennutzung, rückläufige traditionelle Partizipation, große Altersunterschiede bei Einsatz gegen Hass und Fake News sowie eine allgemein skeptische Haltung gegenüber KI.

Das Titelbild trifft es diesmal nicht ganz, aber im Prinzip doch. Das Bild wurde erneut von ideogram.ai mit folgendem Prompt erstellt: Create a photo with a divide where on one side are female and male workers, secretaries, hard working people from working glass looking frustrated without modern IT, and on the other side are rich happy looking female and male people, yuppies, with smart phones, computers, bursting with wealth, photo, cinematic


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