Alexa kauft nicht wie gewünscht ein, Twitter im Standmixer, schwächelnde Platzhirsche im Silicon Valley

Wochenschau links breit

Der Digitale Wochenrückblick ist diesmal eher ein Monatsrückblick. Zwar haben mich insbesondere Elon Musk, Twitter und Mastodon bewegt, aber ich habe nicht gebloggt. Doch – ich gestehe – ich habe „ge-tröt-et“, dass heißt auf Mastodon Beiträge veröffentlicht. Unterdessen fühle ich mich dort schon sehr wohl, obwohl ich gestern nach einer nutzlosen Diskussion den ersten Anwender blockiert habe. Vielleicht lag es ja an mir?

Doch bin ich über eine Aussage gestolpert, die mich nachdenklich gemacht hat. Facebook, Instagram und WhatsApp haben über 3,7 Milliarden aktive Nutzer. Mastodon hat – so die Zahl, die direkt vom deutschen Mastodon-Erfinder Eugen Rochko am 7. November 2022 kommuniziert wurde – eine Million aktive Nutzer. Insgesamt hat man über 7 Millionen User, wie man hier aktuell nachschauen kann.

Über diesen Tröt von @[email protected] bin ich gestolpert. Er beschreibt den architektonischen Unterschied zwischen Twitter und Mastodon sehr gut.

Was war der Anlass? Am Freitag habe ich einmal mehr den Handelsblatt Disrupt-Podcast gehört, der sich diesmal im besonderen um die Entlassungen bei Meta, Twitter und Amazon gedreht hat. „Die Technologie-Konzerne gehen auf Sparkurs. Ist die goldene Zeit von Big Tech vorbei?“, so wird der hörenswerte Podcast angeteasert. Zu einzelnen Facetten gleich mehr.

Und das ist ein sensationeller Erfolg, denn Mastodon und das gesamte dezentrale Fediverse wachsen enorm. Die Administratoren, die meist ehrenamtlich die Server betreiben, haben mit dem Ansturm der Anwenderinnen und Anwender zu kämpfen, müssen deshalb die Kapazitäten erweitern und sind natürlich auch in der Moderation stark gefragt.

Es war also gar kein Fediverse-Bashing, das ich betreiben wollte, eher ein Feiern des Erfolges mit dem Hinweis, dass noch ein Weg zu gehen ist. Und natürlich sind aktive Nutzer des Messengers WhatsApp nicht mit den Anwenderinnen und Anwendern einer sozialen Instanz wie Mastodon zu vergleichen.

Und Mastodon ist wohl derzeit – und hoffentlich eine langer Zeit – nicht für Marken und klassisches Marketing geeignet, dass auf Algorithmen und durch Werbung (und Aufregung) generierte Reichweite geeignet, wie hier in der Absatzwirtschaft dargelegt wird.

Doch zurück zu einem Aspekt des Handelsblatt-Podcasts, über den ich diese Woche gestolpert. Amazon entlässt 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und scheinbar ist der Bereich rund um den Sprachassistenten Alexa besonders im Visier. Bereits am 17.11 hatte das Blatt berichtet:

Volker Quaschning rückt den Erfolg von Mastodon in Deutschland in Perspektive: Hier geht es um 8 Millionen User gegen immer mehr Mastodianer’innen und Mastodianer.

Diese drei Befehle quälen Amazon: Alexa, setz den Wecker auf 30 Minuten, Alexa, spiel Musik, Alexa, mach das Licht an. .., Das Problem: Amazon hatte sich andere Anfragen der Kunden gewünscht. …

Der weltgrößte Onlinehändler will mithilfe von Alexa eigentlich die Kunden enger an sich binden, ihnen Produkte verkaufen oder Informationen einsammeln, um Anzeigen genauer schalten zu können. Vor fünf Jahren plante Amazon mit einem Verlust von fünf Dollar je Gerät, der sich bis zum Jahr 2028 in einen Gewinn von zwei Dollar wandeln soll.

Bislang ist die Gewinnzone aber noch sehr weit entfernt.

Entlassungen bei Amazon: Alexa bringt fünf Milliarden Dollar Verlust

Der Plan, dass die Daten, die mit Alexa eingesammelt werden, erfolgreich für Werbung und Vertrieb eingesetzt werden können, scheint zumindest noch nicht aufzugehen. Und ich möchte hinzufügen: Gottseidank. Und ich möchte nochmals daran erinnern, dass Amazon noch vor kurzem den Staubsauger-Roboter-Hersteller iRobot gekauft hat, der den Roomba entwickelt hat – und damit Daten aus den Wohnungen der Käufer sammeln kann. Mal schauen, wie es weitergeht.

Apropos Werbung und Verkaufen: Der Bericht über einen anderen Plattformhersteller ist mir die Woche ebenfalls aufgefallen. Netzpolitik.org vergleicht alternative Suchmaschinen, nimmt aber vor allem im Text Google’s Praktiken auseinander. Das sollten nochmals all die lesen, die immer wieder sagen, dass sie nichts zu verbergen haben. Google sammelt mit der dominierenden Suchmaschine, aber auch mit dem Hany-Betriebssystem Android und YouTube Daten und kombiniert sie:

In den zurückliegenden Jahren konnte dem Konzern nachgewiesen werden, dass er bewusst die eigenen Suchergebnisse manipuliert – etwa auf Druck von Anzeigenkunden oder auf Initiative von Regierungen. …

Die Personenprofile – egal ob einem Google-Account zugeordnet oder einem Schattenprofil einer Person ohne eigenen Google-Account – sind gefüllt mit Einblicken in die Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse der suchenden Menschen. …

Informationen zu Standort, geographischen Bewegungen und Interessen werden kontinuierlich erfasst und auch an zahlende Dritte weitergegeben, ohne dass man dagegen eine Handhabe hat.

Google-Konkurrenten: Alternative Suchmaschinen im Vergleich

Aber wir haben ja alle nichts zu verbergen. Über alternative Suchmaschinen kann man sich in dem Beitrag natürlich auch informieren. War ja auch schon öfters Thema hier im Blog. Entlässt eigentlich Google auch Leute? Das ist mir in den Meldungen nicht aufgefallen.

Erleben wir aber gerade eine Götter – oder wie Adrian Daub auf Zeit Online schreibt – eine Mythendämmerung? Sind die Platzhirsche einfach behäbig geworden? Allenthalben wird gerade gespart und es kommt insbesondere bei Amazon, Meta und natürlich auch Twitter. Oder ist es nur ein Dipp, wie es im Handelsblatt-Podcast verlautet. Ob aber das, was insbesondere bei Twitter passiert wirklich so unterhaltsam ist? Bestimmt nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Gewiss, Elon Musk hat Twitter in eine äußerst unterhaltsame Krise gestürzt, ein Experiment in Echtzeit: was passiert, wenn man einen manischen Milliardär und ein marodes Geschäftsmodell in einen Standmixer gibt und dann einfach mal versuchsweise den Knopf drückt.

Twitter und Facebook: Mythendämmerung | ZEIT ONLINE

(Fast) alle schimpfen über das, was Elon Musk gerade bei Twitter veranstaltet. Zu Recht. Doch ist es vielleicht nur eine „geschickte“ Inszenierung, wie es Jakob von Lindern wieder auf Zeit Online schreibt:

Möglicherweise aber ist manches von dem Chaos, das gerade bei Twitter zu herrschen scheint, auch Teil der großen Musk-Show. Er dürfte erwarten, dass interne Mails geleakt werden. Programmierer nach einzelnen Code-Zeilen bewerten zu wollen, könnte auch ein absichtlich exzentrischer Schritt sein. Man sollte Musks Fähigkeit zur Inszenierung nicht unterschätzen. …

Und je mehr Menschen jetzt von überzeugt sind, umso lauter kann Musk schreien I told you so, wenn die Plattform doch nicht stirbt. 

Twitter: Unterschätzt die Musk-Show nicht | ZEIT ONLINE

Und das ist der Wochenrückblick. Wie die Eine und der Andere vielleicht bemerkt haben, sind diesmal keine Tweets eingebettet. Das ist natürlich Absicht. Einerseits soll es ein Zeichen sein. Einerseits bin ich nicht sicher, ob eingebettete Tweets in naher Zukunft noch lesbar sein werden.

Kommentare sind natürlich wie immer willkommen.

Bild von Jill Wellington auf Pixabay

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