Absurd, skurril, vermurkst, albtraumartig – ein Kessel bunt Gemischtes

Absurdes, skurriles, murksiges, albtraumhaftes, bunt gemischt in meiner Wochenschau. Von intelligenten Hosen über manipulierte Steckdosen und datensammelnden Smartphones auf Rädern bis hin zu 25 Jahren Google geht es um Desinformationsdreckschleudern und deutsche Vollkasko-Mentalität.

Obskures der Woche: Smarte Hosen

Die Intelligence Advanced Research Projects Activity (IARPA) der USA hat kürzlich ein Programm mit dem Titel „Smart Electrically Powered and Networked Textile Systems“ und der etwas albernen Abkürzung „Smart ePants“ ins Leben gerufen. Dieses Projekt zielt darauf ab, Kleidungsstücke für US-Geheimdienste und Sicherheitsbehörden wie Pentagon oder Department of Homeland Security zu entwickeln, die in der Lage sein Audio-, Video-und Standortdaten aufzuzeichnen (und zu senden?). Die smarten Hosen sollen sich immerhin anfühlen und tragen lassen wie herkömmliche Kleider und waschbar und dehnbar sein. Q aus James Bond lässt grüßen, Der Spiegel berichtete.

Sicherheitshinweis der Woche: Vorsicht bei Steckern und Kabeln im öffentlichen Raum

In deutschen Zügen wurden manipulierte Steckdosen entdeckt, die Reisende beim Laden ihrer Geräte gefährden könnten. Ein aktueller Vorfall ereignete sich in einem Regionalzug zwischen Augsburg und München, wo eine Bundespolizistin eine manipulierte Steckdose bemerkte, so der iPhone Ticker. Diese Steckdosen waren so manipuliert, dass Reisende bei deren Benutzung der Gefahr von Stromschlägen ausgesetzt wurden. Doch es kann auch anders kommen: Steckdosen oder Ladekabel, die an Flughäfen und in öffentlichen Örtlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, können benutzt werden, um Smartphones oder Computer zu infizieren. Vielleicht besser nicht nutzen! Ich werde kommende Woche genau dazu eine Gespräch meiner Kollegen Dominik Bredel und Robert Ressl aufnehmen.

„Moderne Autos sind ein Datenschutzalbtraum“

Aus der bekannten und beliebten Kategorie „Ich habe ja nichts zu verbergen“ stammt die Studie der Mozilla-Foundation. Darin wurden 25 Automarken hinsichtlich ihres Datenschutz- und Security-Niveaus untersucht. Ergebnis laut Bericht in der Computerwoche: „Moderne Autos sind ein Datenschutzalbtraum“. Die modernen und immer vernetzteren Smartphones auf Rädern senden kräftig Daten „von medizinischen über biometrische Daten und sexuelle Vorlieben bis hin zu den Songs, die Sie während der Fahrt hören“ an die Autohersteller, die diese nutzen und sogar teilweise weiter verkaufen: „Alle untersuchten Brands haben sich unser ‚Privacy not included‘-Label redlich verdient – damit sind Automobile in Sachen Datenschutz offiziell die schlimmste Produktkategorie, die wir je untersucht haben.“

Der Murks der Woche: Musks KI mit meinen Daten trainieren

Auch ein Murks der Woche darf natürlich nicht fehlen. X, vormals Twitters neue Datenschutzrichtlinie, die am 29.09.23 in Kraft tritt, gibt X das Recht, die Beiträge der Nutzer und alle Daten zu verwenden, um Elon Musks „KI“ zu trainieren. Mir scheint, nun ist endgültig der Moment, die Plattform zu verlassen und vorher alle Daten zu löschen. Ich habe mir vorher ein Archiv meiner Tweets herunter geladen – in das ich wahrscheinlich nie wieder rein schauen werde.

We may use the information we collect and publicly available information to help train our machine learning or artificial intelligence models for the purposes outlined in this policy.

– X Privacy Policy (twitter.com)

Wer hat schon sein eigenes Verb? 25 Jahre Google

„Wenn ein Produkt oder Dienst Dich nichts kostet, bist Du das Produkt – weil Du mit Deinen persönlichen Daten bezahlst“, schrieb Michael Kroker Ende 2018 in der Wirtschaftswoche. Daran hat sich nichts geändert. Das Zitat habe ich anläßlich des 25-jährigen Jubiläums – hier ein lesenswerter Kommentar von Jo Bager – von Google nochmals heraus gekramt. Apropos Google:

• Google ist mittlerweile das Betriebssystem in vielen Autos. Und Autos sind – wie wir oben gelernt haben – ein Datenschutzalbtraum …
• Google Chrome führt derzeit ein Update ein, das Eure Interessen auf der Grundlage des Browserverlaufs verfolgt und sie dann mit Websites von Drittanbietern teilt. Man muss sich manuell von diesem Tracking abmelden.
• Google hat eine neue Regel eingeführt: Ab Mitte November dieses Jahres muss Wahlwerbung mit einem klaren und auffälligen Hinweis versehen werden, wenn die Anzeige KI-generierte Inhalte enthält. Die US Präsidentschaftswahlen sind am Horizont in Sicht. Die Richtlinie gelte für Bild-, Video- und Audioinhalte auf allen Plattformen, so das Handelsblatt.

Auch mit Hilfe von KI: Desinformationsdreckschleudern vermehren sich

Und mit der letzten Meldung zu Google schlage ich die Brücke zu unserem Thema, das wir am 12. September bei #9vor9 behandeln wollen. Wir – Lars und ich – wollen über Desinformation über soziale Netzwerke sprechen. Russland ist hier vorne dabei und hat nach einer EU-Studie seine Desinformationskampagnen mithilfe kremlfreundlicher Konten auf den großen Social-Media-Plattformen im Frühjahr 2023 ausgebaut. Natürlich nutzen Russland, China, Herr Trump und Konsorten dabei auch die Möglichkeiten von Bots und künstlicher Intelligenz. Hey GenAI, formuliere mir 10 verschiedene, emotionale Tweets darüber, warum Wärmepumpen der größte Unsinn sind und die Grünen an allem schuld sind. Da kommt noch mehr Unsinn und Hetze auf uns zu, und hier werden sich auch die neuen Regularien der EU, insbesondere der Digital Services Act, und deren Durchsetzung bewähren müssen.

Deutsche Vollkasko-Mentalität

Zum Abschluss möchte ich den Gastbeitrag von Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, zur Vollkaskomentalität der deutschen Wirtschaft empfehlen. der im Tagesspiegel (leider hinter der Paywall) erschienen ist: „Ein Teil der Unternehmen erwartet, dass der Staat sie gegen Risiken absichert, existierende Strukturen zementiert und sie durch Subventionen stützt. Unternehmen haben oft die ökologische und digitale Transformation oft verschlafen und sind aberwitzig hohe Risiken in China und Russland eingegangen.“

Die Bundesregierung solle die Vollkaskoversorgung der Wirtschaft beenden und sich auf ein Transformationsprogramm mit weniger Bürokratie, massiven Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Innovation fokussieren. Ich denke, die Vollkaskomentalität ist nicht nur ein Problem vieler Manager in der Wirtschaft. Sie scheint mir ein generelles Problem an allen Ecken und Enden in Deutschland zu sein.

Das Titelbild wurde mit der KI Ideogram.AI mit diesem Prompt erstellt: Create a photo of pants, cars , smartphones and tablets connected sending an enormous amount of data to a blue cloudy sky, photo, 3d render, cinematic